ARD alpha Uni Erziehungswissenschaft studieren

Von: Christian Wurzer

Stand: 05.04.2023

Erziehungswissenschaft studiert Kerstin aus pädagogischer Leidenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Das Fach setzt sich mit der Theorie und Praxis von Bildung und Erziehung auseinander. Mit ihrem Bachelorabschluss kann sie EU-weit Menschen in wichtigen Entwicklungsphasen fördern und unterstützen und auch in der Erwachsenenbildung arbeiten.

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaften an Goethe-Universität Frankfurt am Main | Bild: BR

Zulassungsvoraussetzungen

Für das Studium der Erziehungswissenschaft musst du die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder eine fachgebundene Hochschulreife (Fachabitur) vorweisen können.

Oft ist das Studienfach Pädagogik bzw. Erziehungswissenschaft auch Bildungswissenschaft mit einem Numerus Clausus (NC) belegt. Doch ist die Spanne der mindestens zu erreichenden Note relativ groß. Der NC liegt in Pädagogik zwischen 1,5 und 3.2, immer abhängig von der Hochschule oder Universität. In jedem Fall ist es gut bei der Auswahl deiner Hochschule oder Uni zu checken, wo der Numerus Clausus dort grade liegt.

Mit einer einschlägigen Berufsausbildung und entsprechender Praxiserfahrung kannst du dich ebenfalls für ein Studium bewerben.

Die Bewerbungsverfahren unterscheiden sich von Hochschule zu Hochschule, von Universität zu Universität und daher ist es ratsam, sich bei der jeweiligen Hochschule oder Universität direkt zu erkundigen. Manchmal werden für die Immatrikulation auch Nachweise über absolvierte Vorpraktika verlangt.

Wichtig: Schaue dir gut an, welche Schwerpunkte an der Hochschule oder Universität, an der du dich bewerben willst, ermöglicht werden. Nicht jede Hochschule oder Universität bietet jeden Schwerpunkt an.

Aktive und passive Englischkenntnisse sind dringend empfohlen. Viel Fachliteratur ist englischsprachig. Je nach Universität und Hochschule musst du auch mit Lehrveranstaltungen rechnen, die ganz in Englisch stattfinden.

Studiendauer und Studienablauf des Studiums der Erziehungswissenschaft

Das Studium der Pädagogik, bzw. der Erziehungswissenschaft dauert in der Regel sechs Semester. Nicht an allen Universitäten und Hochschulen herrscht dazu eine Verpflichtung. Die Goethe-Universität Frankfurt am Main legt zum Beispiel weder eine Maximalstudienzeit fest, noch die Reihenfolge der zu absolvierenden Module. Wichtig ist, dass die Studierenden alle Studienmodule abgeschlossen haben, um sich für die Bachelorarbeit anmelden zu können. Gleiches gilt übrigens auch später für die Masterarbeit. Das kommt all denjenigen zu Gute, die neben ihrem Studium arbeiten oder sich nach einer Akademieausbildung im Erziehungsbereich weiter professionalisieren wollen.

Erziehungswissenschaftliche Studiengänge werden auch dual angeboten. Auch hier gilt: Nachschauen lohnt sich.

Im Grundlagenstudium beschäftigst du dich mit Fächern wie:

  • Allgemeine Pädagogik und Didaktik
  • Geschichte und Theorie der Erziehungswissenschaft
  • Soziologie und Pädagogische Psychologie
  • Empirische Forschungsmethoden


Im Vertiefungsstudium baust du deine Kenntnisse aus und wählst je nach Universität und Hochschule ein oder mehrere Wahlpflichtmodule für deine Spezialisierung aus, zum Beispiel aus verwandten Fachbereichen wie der Soziologie oder Psychologie.

Du vertiefst außerdem deine Kenntnisse in der empirischen pädagogischen Forschung und schreibst in der Regel im letzten Semester deine Bachelorarbeit.

In dieser zweiten Studienphase sind auch Praktika vorgesehen, die du meist studienbegleitend absolvieren must.

Mit der Bachelor-Arbeit schließt du das Studium ab. Universitäten und Hochschulen verleihen in der Regel den akademischen Titel Bachelor of Arts (B.A.).

Erziehungswissenschaft ist ein Studium wert - die Menschen sind es wert, mit denen man später arbeitet

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaft an Goethe-Universität Frankfurt am Main | Bild: BR

"Viele denken ja, wenn es um die Erziehungswissenschaft geht, dass wir ‚akademische‘ Kindergärtnerinnen sind, aber tatsächlich geht es uns um die Pädagogik dahinter und nur die wenigsten beschäftigen sich tatsächlich mit Kinderpädagogik. Ich z.B. habe schon früh meinen Schwerpunkt auf die Erwachsenenbildung gelegt."

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaft an Goethe-Universität Frankfurt am Main

Der Masterstudiengang Erziehungswissenschaft dauert in der Regel weitere vier Semester. Nicht an allen Universitäten und Hochschulen herrscht dazu eine Verpflichtung. Die Goethe-Universität Frankfurt am Main legt keine Maximalstudienzeit fest und auch keine Reihenfolge der zu absolvierenden Module. Alle Studienmodule müssen aber abgeschlossen sein, damit du dich für die Masterarbeit anmelden kannst.

Im Masterstudiengang belegst du zusätzliche Schwerpunkte. Zum Beispiel können an der Uni Frankfurt für das Masterstudium folgende Bereiche gewählt werden:

  • Diversität und Globalisierung
  • Erwachsenenbildung
  • Altern und Bildung
  • Kindheit und Jugend
  • Schule und Gesellschaft
  • Sonderpädagogik
  • Sozialpädagogik


Andere Hochschulen und Universitäten bieten andere Schwerpunkte an.

Du spezialisierst dich für ein Arbeitsfeld mit deiner Masterarbeit zu einem relevanten Thema des Bereiches und den passenden Praktika.

Mit der Master-Arbeit schließt du das Master-Studium ab. Universitäten und Hochschulen verleihen dann in der Regel den akademischen Titel Master of Arts (M.A.).

Mit E-Learning in die Entwicklungsarbeit?

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaft an Goethe-Universität Frankfurt am Main | Bild: BR

"Ich schreibe meine Abschlussarbeit zum Thema Open Educational Resources. Das sind offene Bildungsmaterialien, die unter Lizenz gestellt werden, unter einer Creative Commons Lizenz, um dann weiterverbreitet und weiter bearbeitet werden zu können. Weniger entwickelte Länder kann man so dabei unterstützen, den Zugang zu Bildung zu erleichtern. Diese Länder haben einen Nutzen von diesen Open Educational Resources. Auch an Schulen und Hochschulen ist es schon sehr weit verbreitet."

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Weitere Spezialisierung nach dem Studium sind möglich

Nach dem Studium kannst du dich in Aufbaumodulen weiter spezialisieren und tatsächlich steht hierzu eine Vielzahl von Möglichkeiten hoffen. Hier ein sicher nicht vollständiger Überblick:

  • Sozialpädagogik
  • Heilpädagogik
  • Erlebnispädagogik
  • Sonderpädagogik
  • Medienpädagogik 
  • Wirtschafts- und Berufspädagogik
  • Pflegepädagogik
  • Theaterpädagogik 
  • Kunstpädagogik
  • Museumspädagogik 
  • Sexualpädagogik
  • Umweltpädagogik 
  • Kulturpädagogik 
  • Inklusive Pädagogik 


Klar ist auch: Nicht jede Hochschule oder Universität bietet jede Spezialisierungsmöglichkeit an.

Beachte: Einige der angebotenen Fachgebiete zur Spezialisierung, zum Beispiel Sozialpädagogik oder Kunstpädagogik sind nicht mit einem vollständigen Studiengang in Sozialpädagogik oder Kunstpädagogik gleichzusetzen.

Skills, die Erziehungswissenschaftler:innen brauchen

  • Liebe zum Menschen - jeden Alters
  • Hohe Belastbarkeit und viel Geduld
  • Sozialkompetenz
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Motivationsfähigkeit
  • Organisationstalent
  • Handwerkliche und bastlerische Kreativität
  • Durchsetzungsvermögen

Beruf und Karriere & Gehalt & Gehalt

Das Bachelorstudium ist ein berufsqualifizierender akademischer Abschluss mit dem du ins Berufsleben starten kannst; ein Masterabschluss erleichtert den Aufstieg auf der Karriereleiter. In welchem Bereich du tatsächlich gut in das Berufsleben startest, hängt viel von deinem gewählten Schwerpunkt - de facto von deinen Interessen - im Studium ab.

Das Spektrum an Berufsfeldern ist weit. Da sind zunächst natürlich alle pädagogischen Einrichtungen für das Kinder-, und Jugendalter, der Erwachsenpädagogik und offenen Bildungsarbeit. Aber auch in der Wirtschaft sind Pädagoginnen und Pädagogen gesuchte Arbeitskräfte für das Management der betrieblichen Aus- und Fortbildung.

Extremer Fachkräftemangel herrscht im Bereich der Kleinkinder- und Kinderpädagogik. Erzieherinnen und Erzieher im Arbeitsfeld Kindergarten, Vorschulpädagogik, Hort können sich praktisch aussuchen wo sie arbeiten wollen

Bei einigen Arbeitgebern musst du eine staatliche Anerkennung vorweisen.

Mit dem Bachelor-Abschluss in Erziehungswissenschaft hast du zwar die Möglichkeit dich auf Stellen zu bewerben, aber:

Willst du im erzieherischen Bereich arbeiten, musst du bei öffentlichen, kirchlichen und vielen privaten Trägern eine staatliche Anerkennung als Erziehungswissenschaftler:in vorweisen.

Die staatliche Anerkennung als Erziehungswissenschaftler:in erhältst du auf Antrag bei deiner Hochschule oder Universität, normalerweise nach einem berufspraktischen Jahr nach dem Ende des Studiums. Manche Hochschulen und Universitäten haben eine kürzere Frist, die es nicht zu versäumen gilt. An der Universität Gießen zum Beispiel beträgt die Frist nur 100 Tage und darin 800 nachgewiesene Arbeitsstunden nach dem Studienabschluss.

Wichtig auch: Die staatliche Anerkennung ist unter anderem mit einem erweiterten polizeilichen Führungszeugnis verbunden, das du beim Bundesamt für Justiz beantragen musst.

Die Details zur staatlichen Anerkennung variieren je nach Tätigkeitsfeld und Bundesland. Du erfragst sie am besten an der Hochschule oder Universität, an der du deinen Abschluss gemacht hast.

Mögliche Arbeitgeber für Pädagoginnen und Pädagogen:

  • Kindergärten, vorschulpädagogische Einrichtungen, Horte
  • Sonder- und heilpädagogische Einrichtungen
  • Staatliche und private Schulen und Akademien
  • Jugendämter
  • Jugendzentren
  • Erholungs- und Sportzentren
  • Ausbildungsabteilungen von Unternehmen
  • Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Verbände
  • Museen
  • Medien
  • Bundeswehr
  • Einrichtungen der Familienberatung, Erziehungsberatung, Konfliktberatung
  • Einrichtungen der Erwachsenenbildung
  • Seniorenpädagogische Einrichtungen, auch Altenheime
  • Erholungs- und Sportzentren
  • Bundeswehr als Offiziere, Offizierinnen und als Zivilangestellte
  • Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen


Offiziere und Offizierinnen haben Pädagogik, wenn sie keine Quereinsteiger bei der Bundeswehr sind, an einer der beiden Bundeswehruniversitäten in Hamburg oder München studiert.

Verdienst – für Pädagogen und Pädagoginnen

Erziehungswissenschaftler:innen verdienen, gemessen an der großen Verantwortung, die sie in vielen ihrer Berufsfelder gegenüber Menschen in allen Altersstufen haben, relativ wenig: Der Einstieg liegt statistisch bei 2927 Euro brutto im Monat. Die „Spitzengehälter“ starten bei etwa 4024 Euro brutto im Monat. Nach oben ist noch etwas Luft, tatsächlich aber nicht viel.

Pädagogen und Pädagoginnen in Leitungspositionen, etwa im Staatsdienst, können noch etwas höher steigen, werden dann allerdings nach in die stattlichen Besoldungsgruppen ab A12 eingegliedert oder nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes - Sozial- und Erziehungsdienst (TVöD-SuE) entlohnt. Beförderungen in höhere Besoldungsgruppen sind je nach Position und Angestelltenverhältnis möglich.

Besser verdienen diejenigen, die in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung ihren Traumjob finden. Je nach Unternehmen bewegen sich die Gehälter hier zum Berufseinstieg statistisch bei 3634 Euro brutto im Monat und können bis über 5770 Euro brutto im Monat steigen.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Erziehungswissenschaftler:innen, die in Institutionen privater und kirchlicher Träger arbeiten, werden nach dem Besoldungssystem des jeweiligen Trägers bezahlt. Dieses wiederum lehnt sich am TVöD-SuE an. Auch die ortsüblichen Zulagen an privaten und kirchlichen Einrichtungen in Ballungsräumen wie München orientieren sich am öffentlichen Tarifvertrag.

Oft ist es allerdings dennoch so, dass du, obwohl du einen Masterabschluss mit in dein Arbeitsumfeld bringst, dennoch nicht entsprechend bezahlt wirst. Die Akademisierung der erzieherischen Berufsfelder, weg von der Akademieausbildung hin zum akademischen Studium im Bachelor- und Master-System an Hochschulen und Universitäten, hat in Deutschland, anders als in anderen europäischen Ländern, erst vor etwa zehn Jahren begonnen. Viele Stellen, auch leitende Positionen, wurden seitdem nicht etwa höher dotiert, sondern blieben der Bezahlung nach dem alten System der Akademieausbildung verhaftet. Wer sich also mit Universitäts- oder Hochschulstudium für eine Stelle im Bereich der Pädagogik bewirbt, muss damit rechnen unter seiner Qualifikation bezahlt zu werden, weil die Traumstelle, etwa als Kindergartenleitung für pädagogische Fachkräfte, mit Akademieausbildung dotiert ist und nicht wie für Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen und Universitäten.

Angehende Pädagoginnen wie Kerstin sind in der Wirtschaft gefragte Leute

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaft an Goethe-Universität Frankfurt am Main | Bild: BR

"Ich möchte in den Bereich Learning Consulting gehen, also Unternehmen dabei beraten, wie sie lernen, für ihre Mitarbeitenden Architekturen für institutionelles Lernen zu erstellen."

Kerstin, 6. Semester Erziehungswissenschaft an Goethe-Universität Frankfurt am Main