ARD alpha Uni Wirtschaftsingenieurwesen studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 18.09.2023

Findest du Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und noch dazu Wirtschaftswissenschaften und Jura gut? Dann kann Wirtschaftsingenieurwesen dein Traumstudium sein! Sehr gute Mathe- und Physiknoten und einen Schwerpunkt auf Wirtschaft im Abi zu setzen, ist sicher von Vorteil beim Einstieg in das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens.

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt | Bild: BR/Robin Geigenscheder/Hintergrund: picture alliance / Westend61 | Daniel Ingold   /Robin Geigenscheder /picture alliance / Westend61 | Daniel Ingold

Zulassungsvoraussetzungen

Für das Bachelorstudium Wirtschaftsingenieurwesen brauchst du in der Regel die Allgemeine Hochschulreife (Abitur), Fachgebundene Hochschulreife oder Fachhochschulreife, je nachdem an welcher Hochschule du studieren willst. Alternativ hast du auch Chancen, mit einer als gleichwertig anerkannten Hochschulzugangsberechtigung (HZB) einen Studienplatz zu bekommen, zum Beispiel mit einer Ausbildung mit Berufserfahrung und Weiterbildungsabschluss. So kannst du je nach Qualifikation auch ohne Abitur studieren. Vorpraktika von mehreren Wochen werden je nach Hochschule auch verlangt. Bei den meisten Hochschulen kannst du das Praktikum während des Studiums nachreichen. Allerdings erhöht ein Praktikum gerade bei beliebten Hochschulen die Chance auf einen Studienplatz.

Zu Teilen musst du auch ein Auswahlverfahren bestehen. Der Numerus Clausus (NC) liegt je nach Hochschule zwischen 1,4 und 3,3. Die Werte sind immer von der Beleibtheit der Hochschule und vom Abschlussjahr abhängig, wie gut es ausgefallen ist. Hier lohnt es sich, bei einem nicht so guten Abschluss sich genau zu informieren und sich nicht abschrecken zu lassen.

Und du brauchst solide Englischkenntnisse, je nachdem ob der Studiengang hohe Englischanteile hat. Die meisten Hochschulen bieten vor dem eigentlichen Studienbeginn Vorkurse an. Zur Auffrischung der Vorkenntnisse in Mathematik und Physik sollte man hier teilnehmen, auch wenn sie nicht verpflichtend sind. Sie bieten eine Kontrolle des eigenen Wissensstandes.

Für das Masterstudium brauchst du einen Bachelor oder vergleichbaren Abschluss in Wirtschaftsingenieurwesen, Verfahrenstechnik, Maschinenbau oder in einem ähnlichen Fach. Teilweise werden sehr gute Noten verlangt (2,3 und besser).

Schnupperstudium zum Kennenlernen

Manche Hochschulen bieten Studieninteressierten ein paar Tage Schupperstudium an, damit sie zur Probe studieren und einen ersten Einblick in die Grundlagen des Studiums bekommen können.

Studiendauer und Abschluss

Wirtschaftsingenieurwesen schließt du mit dem Bachelor of Science (B.SC.) und vertieft mit dem Master of Science (M.Sc.) ab. Die Regelstudienzeit des Bachelors liegt bei einem Vollzeitstudium bei drei Jahren. Setzt du einen Masterabschluss drauf, kommen nochmals zwei Jahre hinzu.  

An bestimmten Hochschulen kannst du auch mit einem Diplom oder Hochschulzertifikat abschließen. Wirtschaftsingenieurwesen wird in Vollzeit, Teilzeit, Dual, berufsbegleitend und im Fernstudium angeboten. Laut Studycheck hast du die Auswahl zwischen 101 Fachhochschulen, 33 Universitäten und 5 Akademien. Mit insgesamt 139 Hochschulen mit 273 Studiengängen in Wirtschaftsingenieurwesen findest du ganz sicher den für dich passenden Studiengang am Ort deiner Wahl.

Welche Skills brauchst du für Wirtschaftsingenieurwesen?

  • Mathematische Fähigkeiten
  • Affinität zu höherer Mathematik
  • Naturwissenschaftliches Verständnis
  • Wirtschaftliches Denken
  • Abstraktes Denken
  • Belastungsfähigkeit
  • Technikverständnis
  • Sprachbegabung
  • Durchhaltevermögen
  • Hohe Sozialkompetenz mit Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit
  • Gute Englischkenntnisse
  • Motivation, auch nach dem Studium Wissen stets zu aktualisieren

Ohne Mathe geht hier nichts!

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt | Bild: BR/Robin Geigenscheder/Robin Geigenscheder

"Mathematik macht schon einen sehr großen Anteil im Studium aus. Wir haben natürlich im Bachelor erst mal drei Grundmodule, also drei Semester Mathematik. Da ist eigentlich nicht mehr viel mit Rechnen, sondern es ist wirklich mehr Mathematik und relativ trocken. Rechnen muss man zwischendurch auch immer mal wieder, zum Beispiel in der Buchführung. Da sind eigentlich immer Taschenrechner erlaubt. Aber man sollte auch ganz gut Kopfrechnen können. Also wenn man jetzt mit Zahlen gar nicht umgehen kann, könnte es ein bisschen schwierig werden. Dann kommt natürlich noch Statistik dazu. Und auch in der technischen Mechanik ist das alles irgendwo basierend auf Mathematik. Und das findet sich in ganz, ganz vielen Teilen des Studiums wieder."

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt

Studieninhalte Was studierst du bei Wirtschaftsingenieurwesen?

  • Mathematik
  • Physik
  • Maschinenbau
  • (Fertigungs-) Technik
  • Betriebswirtschaftslehre
  • Rechtswissenschaften
  • Informatik
  • Logistik
  • Marketing

Das Studium ist je nach Hochschule und Studiengang wirtschaftswissenschaftlicher oder technischer ausgelegt. So kannst du dich zum Beispiel als Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Elektrotechnik, Maschinenbau oder Energiemanagement spezialisieren. Es gibt in Wirtschaftsingenieurwesen je nach Hochschule auch gesonderte Studiengänge, so dass du dich von Anfang an auf die von dir favorisierten Studienfächer konzentrieren kannst. Hier spezialisierst du dich von Anfang an.

Studienablauf am Beispiel der TU Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen – technische Fachrichtung Maschinenbau (B.Sc.):

1. bis 4. Semester:

  • Mathematik I/II/III
  • Buchführung und Bilanzierung
  • Management von Wertschöpfungsnetzwerken
  • Mikroökonomie
  • Vertragsrecht
  • Grundlagen von Softwareentwicklung und –Management
  • Statistik für Wirtschaftswissenschaften
  • Technische Mechanik I/II/III
  • Technologie der Fertigungsverfahren
  • Einführung in die Elektrotechnik
  • Werkstoffkunde I
  • Maschinenelemente I/II und Mechatronik I/II
  • Kosten- und Leistungsrechnung
  • Marketing
  • Produktion und Supply Chain Management
  • Bachelorseminar

5. und 6. Semester:

  • Investition und Finanzierung
  • Makroökonomie
  • Deutsches und Internationales Unternehmensrecht
  • Operations Research
  • Technische Thermodynamik I
  • Systemtheorie und Regelungstechnik
  • Empirische Wirtschaftsforschung
  • Wahlbereich je nach Interesse
  • Wahrbereich: Projekte Produkt Design, Rechnergestütztes Konstruieren
  • Bachelor-Thesis (am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften oder am Fachbereich Maschinenbau)
  • Studium Generale mit 3 bis 6 Creditpoints aus dem Gesamtkatalog der TU Darmstadt


Studienablauf am Beispiel der TU Darmstadt Wirtschaftsingenieurwesen – technische Fachrichtung Maschinenbau (M.Sc.):

1. und 2. Semester:

  • 6 bis 8 Wahlmodule aus den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften wie Financial Accounting; Technology and Innovation Management; Nachhaltige Unternehmensführung; Economic Policy; Ökonometrische Methoden
  • Masterseminar (im 2. Semester)


1. bis 3. Semester:

  • Kernbereich mit Grundlagen in Maschinendynamik oder Transport Phenomena oder Sustainable System Design
  • Weiterführende Module
  • Praxisbereich mit Tutorium, Advanced Design Projekt und Advanced Research Projekt
  • Wahlbereich mit max. zwei Modulen: Natur und Ingenieurswissenschaften und Ergänzungsbereich
  • Studium genereale aus dem Gesamtkatalog der TU Darmstadt mit externer Projektarbeit und anerkannten Leistungen ohne Äquivalent


4. Semester:

  • Master-Thesis (interdisziplinär oder am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften oder am Fachbereich Maschinenbau)


Die Gestaltung des Studienplans im Master-Studium verläuft individuell.

An der TU Darmstadt kannst du für den B.Sc. und den M.Sc. auch die technischen Fachrichtungen Bauingenieurwesen, Elektrotechnik- und Informationstechnik und Materialwissenschaft wählen.

Empirische Wirtschaftsforschung Gefürchtetes Fach im Bachelor-Studium

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt | Bild: BR/Robin Geigenscheder/Robin Geigenscheder

"Empirische Wirtschaftsforschung ist hier wirklich ein sehr gefürchtetes Fach. Ich glaube schon, dass viele ihren Bachelor daran verloren haben, gerade weil es auch planmäßig im allerletzten Semester angesiedelt ist. Und das war auch eine der Klausuren, bei der ich mich vor allem für den Zweitversuch, so gut es ging, vorbereitet habe. Also ich habe sehr viel gelernt und wusste nicht, was ich noch hätte besser machen können. Und die Zeit war dermaßen knapp in der Klausur, dass ich nicht fertig geworden bin, obwohl ich normalerweise wenig Probleme in den Klausuren habe. Ich wusste nicht sicher, ob ich sie bestanden habe, und am Ende hat es auch nur für eine 3,3 gereicht. Das ist schon ein sehr schweres Modul für mich gewesen."

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt

Beruf und Karriere

Durch freiwillige Praktika oder auch Werkstudentenjobs in einschlägigen Unternehmen, die du im Laufe des Studiums machst, findest du sehr leicht einen guten Einstieg. Als Absolvent:in bist du durch die Zweigleisigkeit mit Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften sehr breit aufgestellt.

Mögliche Berufsfelder:

  • Logistik
  • Vertrieb und Marketing
  • Einkauf
  • Controlling und Rechnungswesen
  • Qualitätsmanagement
  • Projektplanung und -management
  • Systemadministration
  • Produktion und Fertigung


Auf Grund der Interdisziplinarität gibt es auch sehr viele Branchen, in denen du einsteigen kannst:

  • Elektroindustrie
  • Fahrzeugindustrie
  • Maschinenbauindustrie
  • Chemie
  • Biotechnologie


Praktisch in allen Branchen, die sich auszeichnen durch technische Abläufe und das Ineinandergreifen verschiedener Ebenen und Disziplinen, werden immer Wirtschaftsingenieure nachgefragt. Aber auch Forschungsabteilungen an Hochschulen und
Forschungseinrichtungen wie Max Planck- und Fraunhofer-Institute sind optimale Orte für hervorragende Berufschancen, um die Karriereleiter zu erklimmen.
Außerdem steht Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren auch ein Weg in die Selbstständigkeit offen.

Von der Theorie in die Praxis Ohne Praktika und Werkstudentenjobs geht’s nicht!

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt | Bild: BR/Robin Geigenscheder/Robin Geigenscheder

"In meinem Umfeld hier an der Uni arbeiten viele Kommilitonen als Werkstudenten das ganze Jahr und während des Studiums. Oder es werden Praktika absolviert. Ich persönlich halte das schon für wichtig, weil das Studium an der Universität natürlich sehr theoretisch ist und sonst auch kein Praktikum in der Studienordnung vorgeschrieben ist. Also da ist die Eigeninitiative gefragt, dass man sich anderweitig weiterbildet und weiterentwickelt. Und ich denke, dass das sehr gerne gesehen ist bei den Unternehmen, wenn man schon Berufserfahrung sammeln konnte. Und ja, ich kann es auf jeden Fall empfehlen, weil ich derzeit schon wirklich eine ganze Menge gelernt habe."

Caro, im 3. Semester Wirtschaftsingenieurwesen M.Sc., TU Darmstadt

Gehalt

Wie bei allen Absolvent:innen aus Wirtschafts- und Ingenieurstudiengängen hängt das Gehalt von der Größe des Unternehmens, der Branche und nicht zuletzt von dem Standort ab. Den Einfluss auf das Gehalt sieht man hier sehr deutlich.

Je größer und internationaler ein Unternehmen aufgestellt ist, desto mehr kannst du damit rechnen, dass du gleich am Anfang deiner Karriere gut verdienen und umso schneller auch aufsteigen wirst. Durch das Doppelstudium von Wirtschaftswissenschaften und Ingenieurwissenschaften gibt es sehr viele Jobmöglichkeiten. Laut dem Entgeltatlas der Arbeitsagentur für Arbeit wird die Wirtschaftsingenieurin und der Wirtschaftsingenieur unter die „Berufe in der technischen Produktionsplanung & -steuerung - hoch komplexe Tätigkeiten“ gerechnet wie auch Produktionsingenieur:in, Betriebsingenieur:in, Arbeitsplanungsingenieur:in und REFA-Ingenieur:in (Industrial Engineering).

Das durchschnittliche Monats-Bruttogehalt liegt bei 6.500 Euro bei einem Master of Science ab einem Alter von 25 Jahren. Die Gehaltsspanne am unteren Ende liegt bei unter 25-Jährigen bei 5.282 Euro/brutto im Monat. Bei erfahrenen Wirtschaftsingenieurinnen und Wirtschaftsingenieuren steigt das Gehalt auf über 6750 Euro/brutto im Monat an.

Schaust du dir Jahresgehälter an, liegt laut "get in engineering" dein Brutto-Gehalt bei einem Direkteinstieg mit einem Bachelor-Abschluss bei 45.090 Euro, mit einem Master-Abschluss bei 49.990 Euro und promovierte Wirtschaftsingenieure und Wirtschaftsingenieurinnen können beim Berufseinstieg durchschnittlich mit 60.490 Euro pro Jahr rechnen. Hast du eine Berufserfahrung von über 10 Jahren kannst du mit einem Gehalt zwischen 71.200 und 92.300 Euro/brutto pro Jahr rechnen.