ARD alpha Uni Bauingenieurwesen studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 14.03.2023

Wenn du vorhast Bauingenieurwesen zu studieren, solltest du Mathematik und Physik mögen. Beschäftigst du dich noch dazu gerne mit allen möglichen Bauwerken und interessierst dich für Konstruktionen und hast Lust unsere Umwelt mitzugestalten, bist du hier auf dem richtigen Weg.

Leander, Student Bauingenieurwesen, TU Dresden | Bild: BR | Roman Schlaack

Zulassung zum Studium

Für ein Bauingenieur-Studium brauchst du die Allgemeine oder die Fachgebundene Hochschulreife, je nachdem ob du vorhast, an einer Uni oder einer Hochschule für angewandte Forschung zu studieren.

Beruhigend: Häufig gibt es keine Zulassungsbeschränkung durch den Numerus Clausus (NC). Wenn ein NC besteht, liegt er aktuell bei 1,6 bis 2,4. Einige Institute verlangen, dass du ein Vorpraktikum absolviert hast.

Ein Vorpraktikum, auch wenn es nicht Pflicht ist, ist auf jeden Fall für dich von Vorteil, so kannst du dir schon vor dem Einschreiben an einer Hochschule einen Überblick verschaffen, ob du später in einem Beruf für Bauingenieure arbeiten willst. Ein Praktikum auf der Baustelle ist sehr sinnvoll, hier kannst du dich selbst einschätzen, ob der Alltag eines Bauleiters auf der Baustelle auf Dauer etwas für dich ist. Auch bei Praktika in einer Behörde, bei einem Baureferendar oder in einem Planungsbüro bei einem Bauingenieur bekommst du einen Einblick in die unterschiedlichen Aufgaben und den Arbeitsalltag. Am besten kontaktierst du eine Firma in deiner Nähe und fragst nach einem Schnupperpraktikum. 

Gut zu wissen: Der Studienstart ist teilweise nur im Wintersemester möglich.

Für einen Master Bauingenieurwesen brauchst du bereits ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Bauingenieurwesen (Bachelor, Dipl.-Ing. (FH) oder Dipl.-Ing. (Univ.)) mit mindestens einem Notendurchschnitt zwischen 2,6 und 3,0. Außerdem musst du mindestens sechs theoretische Studiensemester absolviert haben und das Studium sollte mindestens 180 ECTS dazu umfassen. Auch Absolvent:innen verwandter Fachrichtungen (z.B. Holzbau) können nach Bestehen des Aufnahmegespräches und nach der Entscheidung der Prüfungskommission zugelassen werden.

Selbst Student und schon Tutor

Studiendauer und Abschluss Bachelor of Science, Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Ing. (Univ.) oder Master of Science

In der Regel dauert das Bauingenieur-Studium 6 bis 7 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Praxissemester sind meist auch schon integriert. An der Universität läuft der Studiengang meist sogar 6-semstrig ab, dafür aber mit weniger Praxiserfahrung. Für die Aufgaben im realen Betrieb bereitest du dich in Projektarbeiten vor. Hier ist Teamarbeit mit deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen gefragt.

Auf den Bachelor of Science aufbauend kannst du in 3 Semestern, seltener in 4 Semestern, einen weiterführenden Masterstudiengang zum Bespiel  in Bauingenieurwesen, Bautenschutz, Bau-Projektmanagement oder auch Nachhaltigem Bauen anschließen.

Es gibt eine riesige Auswahl an Bauingenieurwesen-Studiengängen deutschlandweit. Laut Studycheck.de gibt es 163 Studiengänge an 81 Hochschulen. Die meisten davon werden in Vollzeit angeboten, doch es existieren auch duale Studienangebote sowie Möglichkeiten in Teilzeit und berufsbegleitend zu studieren.

Das Studium des Bauingenieurwesens wird überwiegend an Universitäten, Technischen Unis und Hochschulen für angewandte Forschung angeboten. Für welche Hochschule du dich entscheidest, hängt mit der Frage zusammen, welches Berufsziel du vor Augen hast. Das Studium an einer Universität ist sehr theoretisch und ist mehr auf Forschung und Wissenschaft ausgerichtet. Es qualifiziert für kompliziertere Planungs- und Bauaufgaben, zum Beispiel im höheren öffentlichen Dienst. Mit einem Abschluss an einer Hochschule für angewandte Forschung gehst du eher in die Praxis als Bauleiter/in oder Statiker/in.

Welche Skills brauchst du?

  • Großes Interesse an Naturwissenschaften
  • Technisches Verständnis
  • Wirtschaftliches Denken
  • Gutes, räumliches Vorstellungsvermögen
  • Grundsätzliches Technikverständnis
  • Analytische Fähigkeiten
  • Kommunikationsstärke


Um in die Materie reinzuschnuppern, kannst du dir Standardwerke für Studierende im Bauingenieurwesen anschauen. Hierzu gehören „Schneider – Bautabellen für Ingenieure“ und „Wendehorst – Bautechnische Tafeln“. Die beiden Werke gibt es in den Fachbibliotheken der Hochschulen. Mit ihnen musst du dich im Studium auf jeden Fall auseinandersetzen.

Faszination Baustelle

Leander, Student Bauingenieurwesen, TU Dresden | Bild: BR | Roman Schlaack

"Wenn ich an einer Baustelle vorbeikomme, dann schaue ich mir die oft an. Schon als Kind, dachte ich mir: Was passiert hier? Die Faszination für eine Baustelle habe ich immer noch, aber jetzt denke ich mir, was ist der nächste Schritt oder hier läuft etwas nicht so, das fasziniert mich eigentlich sehr. Im Großen und Ganzen freue ich mich immer sehr, eine Baustelle zu sehen. Ich kann dann auch immer etwas erzählen, das macht mich auch irgendwie stolz. Man entgeht seinem Studium nicht mehr. Man muss damit leben. Man kann dem Ganzen nicht so richtig entfliehen."

Leander, Student Bauingenieurwesen, TU Dresden

Studienhinhalte Um was geht es beim Bauingenieur-Studium?

Das Bauingenieurwesen ist eines der ältesten Berufssparten und gehört zu den drei klassischen Ingenieurwissenschaften zusammen mit Maschinenbau und Elektrotechnik. Damit Bauwerke richtig geplant, technisch umgesetzt und instandgehalten werden, brauchst du wie schon vor tausenden von Jahren Kenntnisse und Fähigkeiten als Spezialist/in. Du erlernst Methoden, mit denen du Ingenieurbauten des Hoch- und Tiefbaus planen, berechnen und ausführen kannst.

Naturwissenschaften und Technik greifen im Bauingenieurwesen stark ineinander. Die ersten vier Semester des Bachelors werden von den Fächern Mathematik und Informatik bestimmt. Das ist die härteste Zeit des Studiums.

Pflichtmodule sind beispielsweise:

  • Mathematik
  • Bauphysik
  • Bauchemie
  • Baustoffkunde und Bauchemie
  • Statistik
  • Bauentwurf und Baukonstruktion
  • Bauinformatik und CAD
  • Vermessungskunde
  • Ingenieurbaustoffe und Straßenbaustoffe
  • Festigkeitslehre
  • Statik
  • Holzbau
  • Hydromechanik
  • Baubetrieb und Arbeitssicherheit
  • Stahlbau
  • Stahlbetonbau (oder Massivbau)
  • Geotechnik
  • Straßenplanung und städtisches Verkehrswesen
  • Bauinformatik und Kommunikation
  • Baubetrieb und Brückenbau
  • Siedlungswasserwirtschaft
  • Straßenbautechnik und Eisenbahnbau
  • Wasserwesen 


Mögliche Wahlpflichtmodule sind:

  • Baurecht und Bauwirtschaft
  • Bauphysik
  • Umwelttechnik
  • Geotechnik
  • Ökologie
  • Tiefbau
  • Konstruktiver Ingenieurbau
  • Verkehrswesen
  • Wasserwirtschaft


Darüber hinaus arbeiten Studierende an Projekten mit und nehmen an Exkursionen (z.B. Betriebsbesichtigungen) teil.

Masterstudiengang Spezialisierungen im Master

Im Masterstudium kannst du dich in Vertiefungsrichtungen spezialisieren. Das Berufsbild des Bauingenieurs ist sehr vielseitig, es besteht nicht nur aus dem Planen und Errichten von Bauwerken. 

Baubetrieb: Hier geht es weniger um rein technische oder naturwissenschaftliche Inhalte, sondern mehr um das Management von Bauprojekten, betriebswirtschaftliche Aspekten der Bau- und Unternehmensleitung, Bauverfahrenstechnik und das Facility Management.

Verkehr und Raumplanung: Hier geht es neben der Stadt-, Regional-, Raumplanung um alles, was mit Mobilität zu tun hat, um Verkehrsplanung und -lenkung über den Straßenbau bis hin zum Bau und Betrieb von Eisenbahnanlagen und Flughäfen.

Konstruktiver Ingenieurbau: Hier geht es um Hochbauten wie Wohn- und Gewerbegebäude, Brücken und Türme aus Beton, Stahl und Holz.

Wasserbau, Wasser-, Abwasser- und Abfallwirtschaft: Je nach Hochschule heißt der Schwerpunkt auch Umwelttechnik. Hier geht es um Bauwerke wie Staudämme, Deiche oder Kaianlagen, die Gewinnung und Verteilung von Trinkwasser sowie die Abwasser- und Abfallwirtschaft.

Geotechnik, auch Grundbau oder Bodenmechanik: Hier befassen sich Bauingenieure mit Bauwerken an oder unter der Erdoberfläche wie Tunnel, Kanäle, Dämme, Fundamente, Gründungen und das Bauen im Fels.

Bauingenieur nicht nur Statiker

Leander, Student Bauingenieurwesen, TU Dresden | Bild: BR | Roman Schlaack

"Viele verstehen unter einem Bauingenieur erst einmal den klassischen Statiker. Das ist auch die allgemein bekannte Abgrenzung zum Architekten: Der Architekt plant, der Statiker rechnet. Aber der Bauingenieur macht eben noch viel mehr: er organisiert die Bauprozesse, er ist für viele Bauwerke wie Brücken, Tunnel, Straßen zuständig und die setzt er auch meistens ohne einen Architekten um. Ich persönlich möchte in Richtung Baubetrieb gehen, d.h. in die Projektabwicklung, die Finanzierung, die Bauleitung. Alles, was mit organisatorischen, logistischen, finanziellen Prozessen auf der Baustelle zu tun hat, fasziniert mich. Und das etwas entsteht, was vorher nicht da war."

Leander, Student Bauingenieurwesen, TU Dresden

TU Dresden setzt auf den Diplom-Ingenieur

An der TU Dresden kannst du an einer von wenigen Universitäten noch mit Abschluss Diplom studieren. Die Fakultät Bauingenieurwesen hat sich bewusst für die Beibehaltung des weltweit anerkannten akademischen Grades Diplom-Ingenieur (Dipl.-Ing.) entschieden. Durch den modularen Aufbau ist der Diplomstudiengang international und national flexibel mit Masterstudiengängen im Bauingenieurwesen durchführbar. Das Studium dauert in der Regelstudienzeit 10 Semester (das 10. Semester dient zur Erstellung der Diplomarbeit). Das Studium beginnt im Wintersemester und ist aktuell zulassungsfrei, hat keinen NC. Auch ein Teilzeitstudium mit einer Regelstudienzeit von 20 Semestern ist möglich. Davon abgesehen wird an der TU Dresden Bauingenieurwesen im Fernstudium als Bachelor-Studiengang angeboten.

Für den optimalen Einstieg bietet die TU Dresden die wichtigsten Inhalte der Fächer Mathematik und Physik kompakt zusammengefasst und interaktiv aufbereitet als Online-Vorbereitungskurse an. Damit kannst du dich zu jeder Zeit und von überall in deinem eigenen Lerntempo vorbereiten. Der kostenlose Kurs richtet sich an Schüler:innen der 11. und 12. Klasse sowie an Studienanfänger:innen.

Das Studium gliedert sich in zwei Abschnitte:
1. das Grundstudium vom 1. - 3. Semester
2. das Hauptstudium vom 4. - 9. Semester, das wiederum in ein Grundfachstudium und ein Vertiefungsstudium untergliedert ist.

Das Studium umfasst 24 Pflichtmodule und eine Vertiefung nach Wahl der Studierenden mit Pflichtmodulen bzw. Wahlpflichtmodulen. Vertiefungen in diesen Bereichen sind möglich: Konstruktiver Ingenieurbau, Baubetriebswesen, Stadtbauwesen und Verkehr, Wasserbau und Umwelt, Computational Engineering sowie Gebäude-Energie-Management.

Für einen Auslandsaufenthalt eignet sich am besten das 9. Semester. Dafür steht die TU Dresden in Kooperation mit diesen Hochschulen:

  • Ecole Spéciale des Travaux Publics, du Bâtiment et de l'Industrie (ESTP)
  • Institut National des Sciences Appliquées de Strasbourg (INSA de Strasbourg)
  • Facolta di lngegneria der Universita degli Studi di Trent

Beruf und Karriere

Bauingenieurinnen und -ingenieure befassen sich mit allen möglichen Arten von Bauwerken. Planung, Technik, Statik und Funktionalität stehen dabei im Mittelpunkt. Die Aufgabengebiete sind dabei sehr weit gestreut: Ob bei der Planung von Kirchen, Brücken, Hochhäusern, der Konstruktion von Windenergieanlagen oder der Konzeption von Wasserversorgungsanlagen Bauingenieurinnen und Bauingenieure gestalten unsere Umwelt. Wenn es um die globalen Probleme der Zeit geht, wie zum Beispiel die Minimierung der CO2-Emissionen durch energetische Sanierungen von Büro- und Wohngebäuden zu optimieren, arbeiten Bauingenieurinnen und -ingenieure ganz vorne mit. Hier gehören auch die Planung und Realisierung von Stadtumbau und -rückbau ausgelöst durch den demografischen Wandel dazu.

Eine weitere Branche ist die Abfallwirtschaft, bei der es um den sicheren Umgang mit Abfällen, Altlasten und deren Verwertung oder Entsorgung geht. Auch bei der Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung von Trinkwasser und bei der der Ableitung und Reinigung von Abwasser sowie dem Schutz von Flüssen und Meeren ist das Knowhow von Bauingenieurinnen und -ingenieuren gefragt.

Weitere Tätigkeitsfelder sind zu finden bei der sicheren und CO2-armen Energieerzeugung und Energieverteilung, wie auch der alternativen Energiegewinnung aus Offshore-Windparks, bei Geothermie und bei Solar- oder Biomassekraftwerken. Auch der Bau von Deichen und Dämmen und der naturnahe Gewässerausbau zum Schutz vor Naturgewalten gehört hier dazu.

Option Umweltschutz- und Umwelttechnik-Studiengänge
Bei  Interesse an umweltbezogenen Thematiken kann sich auch ein auf Umweltschutz oder Umwelttechnik spezialisiertes Studium lohnen.

Gehalt

Bauingenieurinnen und -ingenieure verdienen im Vergleich zu anderen Ingenieurinnen und Ingenieuren in der Regel eher weniger. Bachelorabsolventinnen und -absolventen können im Durchschnitt mit einem Bruttojahresgehalt von 48.900 EUR rechnen. Bei Masterabsolvent:innen liegt das Bruttojahresgehalt bei 54.200 EUR brutto. Wie so oft sind die Gehälter abhängig von der Unternehmensgröße und der Region zu betrachten. Je größer ein Unternehmen ist, desto höher kann das Einstiegsgehalt sein. Bauingenieurinnen und -ingenieure können nach einigen Jahren Berufserfahrung im Schnitt mit einem Bruttoverdienst von 62.000 EUR pro Jahr rechnen. Das Gehalt ist immer davon abhängig ob du als Hoch-, Tief, Straßenbau- oder Wasserbauingenieur:in arbeitest. Im Tiefbau verdienst du mehr als im Hochbau und im Straßenbau verdienst du mehr als im Wasserbau.

Quelle: Entgeltatlas Bundesagentur für Arbeit.