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Alphabetisierung Rund 770 Millionen Menschen können nicht lesen und schreiben

Rund 770 Millionen Menschen weltweit sind Analphabeten. Und auch in Deutschland können mehrere Millionen Erwachsene nicht lesen und schreiben. Zum Welttag der Alphabetisierung am 8. September mahnt die UNESCO die schwierige Bildungssituation aufgrund der Corona-Pandemie und der vielen internationalen politischen Konflikte an.

Published at: 7-9-2022

Welttag der Alphabetisierung

Jedes Jahr am 8. September ist Welttag der Alphabetisierung. Die UNESCO erinnert an diesem Tag an die Bedeutung von Alphabetisierung und Erwachsenenbildung. Rund 770 Millionen Jugendliche und Erwachsene weltweit können nach Angaben der UNESCO nicht lesen und schreiben. Vor allem die Corona-Pandemie, internationale politische Konflikte und Zwangsvertreibungen behindern die globalen Bemühungen zur Alphabetisierung.

Überwiegende Mehrheit der Analphabeten weltweit sind Frauen und Kinder

Zwei Drittel der rund 770 Millionen Analphabeten weltweit sind Frauen, sie sind damit die am meisten betroffene Bevölkerungsgruppe. Aber auch geschätzt 53 Prozent der zehn Jahre alten Kinder aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen können nicht lesen oder einfache Geschichten verstehen.

Rückschlag durch Pandemie vor allem für Frauen und Mädchen

Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurden rund um den Globus Schulen geschlossen. Fast 24 Millionen Lernende werden möglicherweise nie mehr zu einer formalen Bildung zurückkehren. Voraussichtlich 11 Millionen von ihnen sind Mädchen und junge Frauen. Ihnen entstehe damit gravierende Lerndefizite und werde damit von Anfang an eine Perspektive verwehrt - dabei sei Bildung ein Menschenrecht, so die UNESCO.

Dabei hat sich die Weltgemeinschaft mit der Globalen Nachhaltigkeitsagenda dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2030 allen Jugendlichen und einem erheblichen Teil der erwachsenen Menschen weltweit Lese- und Schreibkompetenzen zu vermitteln.

Drei Arten von Analphabetismus

  • Primärer Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person nie Lese- und Schreibkenntnisse erworben hat.
  • Sekundärer Analphabetismus heißt, dass das einmal Erlernte wieder vergessen wurde.
  • Funktionaler Analphabetismus bedeutet, dass die Kenntnisse niedriger sind als im Alltag erforderlich. Betroffene können zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, aber keine zusammenhängenden Texte, auch wenn diese kurz sind.

Mehr als sechs Millionen Deutsche sind Analphabeten

Aber auch in Deutschland gibt es viele Erwachsene ohne ausreichende Lese- und Schreibfertigkeiten: 6,2 Millionen Deutsch sprechende Menschen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind Analphabeten - jeder achte in dieser Altersgruppe. Das geht aus der Studie "LEO 2018 - Leben mit geringer Literalität" der Universität Hamburg hervor.

Entgegen dem internationalen Trend sind in Deutschland mit 58, 4 Prozent der Analphabeten mehr Männer als Frauen betroffen. Menschen über 45 Jahre machen den größeren Teil der Erwachsenen mit geringen Fähigkeiten im Lesen und Schreiben aus.

Durchkommen ohne ABC

Trotz der mangelnden Lese- und Schreibkenntnisse schaffen es die meisten der Betroffenen ihr Leben zu meistern - häufig sogar, ohne aufzufallen. Was andere sich notieren, lernen Analphabeten auswendig. Und mit kleinen Tricks mogeln sie sich durch den Alltag: So verbinden sich manche den Arm, bevor sie eine Behörde betreten, oder überlegen sich Ausreden wie "Ich habe meine Brille vergessen, könnten Sie mir das bitte vorlesen?" Analphabeten fühlen sich oft stigmatisiert, haben Angst, für "dumm" gehalten zu werden. Daher wenden sie sehr viel Energie dafür auf, ihre Schwäche zu verheimlichen.

Tatsächlich kann nicht lesen und schreiben zu können, aber auch genetische Ursachen haben: Denn Legasthenie ist eine angeborene Lese- und Rechtschreibschwäche.


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