Steckbrief Regenwurm Regenwürmer, die idealen Untermieter für den Garten
Ein Regenwurm ist schleimig, blind, fast hirnlos - viele können dem umtriebigen Gärtner nichts abgewinnen. Im Gegenteil, sie ekeln sich vor ihm. Dabei ist der Regenwurm ein ganz und gar faszinierendes und nützliches Tier.

Menschen, die den Regenwurm als primitives Wesen abtun, das allenfalls als Vogelfutter taugt, tun seiner Bedeutung gewaltig Abbruch. Das war lange Zeit der Fall. Man hielt ihn gar für einen Gartenschädling - was für eine Fehleinschätzung! Erst Charles Darwin rückte den Regenwurm in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins rechte Licht. Er erkannte, welch ungeheuer wichtige Bedeutung er für den Boden hat.
Fleißige Gärtner Regenwürmer halten den Boden in Schuss

Ein Regenwurm - das Beste, was einem Garten passieren kann.
Regenwürmer lockern durch ihre Grabungen den ganzen Erdboden auf. Lockerer Boden kann Regenwasser besser aufnehmen und speichern. Für Pflanzen ein wichtiges Reservoir, gerade wenn es mal länger nicht geregnet hat.
Kot als Dünger Wie ernährt sich ein Regenwurm?
Regenwürmer buddeln und fressen fast pausenlos. Dabei verputzen sie fast die Hälfe ihres eigenen Gewichts pro Tag. Dazu zieht der Regenwurm seine "Beute" wie Pflanzenreste, abgestorbene Blätter, Grashalme nach dem Rasenmähen etc. in seine Erdröhre. Damit er sie fressen kann, müssen aber erst Bakterien und Pilze die Zerkleinerungsarbeit für den zahnlosen Wurm erledigen. Ist dies getan, werden die Pflanzenreste verschlungen, verdaut und wieder ausgeschieden. In dem Kot der Regenwürmer stecken hochkonzentrierte Nährstoffe - deutlich mehr als in normaler Gartenerde. Die Hinterlassenschaften sind für die Versorgung von Pflanzen der beste Dünger. Durch seine rege Aktivität im Untergrund schichtet der Regenwurm die Nährstoffe auch um - von unten nach oben.
Kothaufen Nur nicht aufregen!

Regenwurm-Erde: reiner Dünger für den Garten
Wenn es viel geregnet hat, kann es sein, dass auf dem Rasen kleine Erdhäufchen zu finden sind. Die Regenwürmer belüften im feuchten Boden ihre Röhren und werfen die Erde auf. Für so manchen Gartenbesitzer ein Dorn im Auge. Der trübt aber die Weitsicht, denn diese Häufchen sind der ideale Dünger auch für einen englischen Rasen. Solange es noch feucht ist, einfach abwarten, die kleinen Häufchen verschwinden irgendwann von selbst. Und wenn sie austrocknen: Einfach den kostenlosen Dünger mit dem Rechen ausbreiten. Kothaufen vom Regenwurm haben ja nichts mit den kapitalen Erdhügeln der Maulwürfe zu tun.
Biomasse Regenwürmer bevölkern den Boden

Auf einem halben Hektar (5000 qm²) können bis zu einer Million Würmer leben.
Im Schnitt leben 100 Regenwürmer auf einem Quadratmeter Boden. Die Wurmbesiedlung hängt aber auch von der Qualität des Bodens ab. Auch Würmer haben ihre Vorlieben. Sie bevorzugen feuchte und lockere Böden. Ihre Wohlfühltemperatur liegt zwischen 10 und 15 Grad Celsius. Bei großer Kälte und Hitze ziehen sie sich tief in den Boden zurück und halten nicht nur Winter- sondern auch Sommerschlaf.
Weisheit Ode an den Regenwurm!
"Der liebe Gott (le bon dieu) weiß, wie man fruchtbare Erde macht, und er hat sein Geheimnis den Regenwürmern verraten."
Französische Bauernweisheit
Artenreichtum Vorkommen des Regenwurms

Sieht gar nicht so viel anders aus, als unser Regenwurm, ist aber viel größer: der australische Giant Gippsland Earthworm.
Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm. In Deutschland leben 46 Arten. Am häufigsten vertreten sind der Tau- und der Kompostwurm, so der NABU. Der Tauwurm wird zwischen neun und dreißig Zentimeter lang. Der Kompostwurm ist etwas kleiner: sechs bis dreizehn Zentimeter. Weltweit sind es sogar über 3.000 Arten, darunter der Wurm der Superlative. Der australische Giant Gippsland Earthworm kann bis zu drei Meter lang und so dick wie ein menschlicher Oberarm werden.
Körperbau Der Aufbau eines Regenwurms
Ein Regenwurm ist auf der Rückenseite dunkelrot bis violett, auf der Unterseite fast durchscheinend. Das Hinterteil ist löffelförmig abgeflacht und heller. Nach einem Drittel seiner Körperlänge hat er eine verdickte Hautregion, das sogenannte Clitellum, das für die Fortpflanzung wichtig ist. Er hat pro Segment vier Paar borstenförmiger Haare aus Chitin. Damit können sich die Würmer bei der Paarung aneinanderklammern oder auch in ihren Bodenröhren festhaken.

Rätsel Warum heißt der Regenwurm Regenwurm?
Liebt der Regenwurm den Regen so? Kommt er deshalb raus, wenn's regnet? Es stimmt zwar, dass der Regenwurm bei Regen an die Oberfläche kommt, aber nicht etwa, weil er Gefahr läuft, durch das eindringende Wasser zu ertrinken, sondern weil die Vibrationen durch das Pladdern des Regens ihn nach oben locken, so der Naturschutzbund NABU. Früher wurde der Regenwurm übrigens auch "reger Wurm" genannt - das heißt, dass der Wurm als besonders aktiv galt. Das sind gleich zwei Gründe, warum der Regenwurm so heißt wie er heißt.
Gefahren Was mögen Regenwürmer nicht?
Kommt ein Regenwurm an die Oberfläche, lauern zahlreiche Gefahren auf ihn. Bleibt er zu lange draußen, kann er leicht austrocknen. Schon den Kopf rauszustrecken, um Futter in die Röhre zu ziehen, kann gefährlich werden. Denn ein Regenwurm hat enorm viele Fressfeinde!
Interessante Fakten Das macht einen Regenwurm so besonders
- Regenwürmer sind blind, taub und können nicht riechen.
- Sie haben weder Rückgrat noch Zähne.
- Auf einem Quadratmeter sind die Gänge eines Wurms bis zu 20 Meter lang und können sogar bis zu sieben Meter tief sein, so der NABU.
- Regenwürmer sind Zwitter - männlich und weiblich zugleich.
- Regenwürmer sind Kraftprotze. Sie können das bis zu 60-Fache ihres Körpergewichts stemmen. Das macht sie - im Verhältnis zu ihrer Körpergröße - zu den stärksten Tieren der Welt.
- Ein Regenwurm kann bis zu sechs Jahre alt werden, wenn er denn von seinen vielen Fressfeinden übersehen wird.
- Ein Wurm atmet mit seiner Haut, die schön feucht sein muss.
Regenwurm-Sex So pflanzen sich Regenwürmer fort

Fortpflanzung bei den Regenwürmern: Sie drücken sich dicht aneinander.
Regenwürmer sind Weibchen und Männchen in einem - also sogenannte Zwitter. Der Gürtel im vorderen Drittel des Wurmes weist darauf hin, dass das Tier geschlechtsreif ist. Im Frühling und Herbst pflanzen sich die Regenwürmer fort und kommen dazu nachts an die Oberfläche - ein riskantes Unterfangen aufgrund der vielen Gefahren, die dort lauern. Die Würmer legen sich dann mitunter stundenlang aneinander, der Kopf des einen Wurms zeigt dabei auf das Ende des anderen Wurms. Mithilfe des Schleims und ihrer Borsten pappen sie gut aneinander und können ihre Samen in die Samentasche des anderen drücken.
Wissenswertes Aus dem Leben eines Wurms
Ammenmärchen Kann man den Regenwurm einfach teilen?

Bitte den Regenwurm nicht in zwei Teile teilen!
Zahllose Regenwürmer müssen den Forschergeist vieler Kinder über sich ergehen lassen, die überprüfen wollen, ob die zwei Einzelteile eines in der Mitte zerschnitten Wurms jeweils weiterleben können. Dieses Ammenmärchen ist nämlich fest im Volksglauben verankert. Aber schon die Anatomie eines Wurmes macht deutlich: Nein, das ist nicht möglich, denn ein Wurm hat nur einen Kopf. Wenn der Wurm nicht zu weit vorne durchtrennt wird, hat zumindest das Kopfteil eine Überlebenschance. Im Vorderteil sind die lebenswichtigen Organe und Teile des Darms, von dem noch genügend vorhanden sein muss. Dann kann das Hinterteil theoretisch nachwachsen, wenn auch nicht so kräftig wie zuvor. In der Praxis aber überleben solche Tiere selten, denn Infektionen machen ihnen häufig den Garaus.
Tipp - nicht nur für Kinder: eine Wurmkiste bauen

15. Februar Der Tag des Regenwurms
Zurecht wird dem Regenwurm ein eigener Tag gewidmet.