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Gewitter Erste Hilfe nach einem Blitzschlag

Von Juni bis August ist in Deutschland Blitz-Saison. Hierzulande werden jährlich etwa 30 bis 50 Menschen vom Blitz getroffen. Erste Hilfe kann ihnen das Leben retten. Hier erfahrt ihr, was ihr bei einem Blitzschlag tun solltet.

Stand: 12.04.2023

Rettungssanitäter im Einsatz. - Von Juni bis August ist in Deutschland Blitz-Saison. Jährlich werden etwa 30 bis 50 Menschen vom Blitz getroffen. Erste Hilfe kann ihnen das Leben retten. | Bild: picture-alliance/dpa

Wenn ein Blitz direkt in den Körper einschlägt, hat man kaum eine Chance: Bei einem Blitzschlag können bis zu 100 Millionen Volt und mehrere 10.000 Ampere innerhalb von 0,02 Sekunden auf einen Menschen einwirken. Die Stromstärke führt zum sofortigen Tod durch Herzstillstand. Die Überlebenschance eines Blitzopfers ist größer, wenn der Blitzstrom größtenteils über die Körperoberfläche fließt, nicht durch den Körper hindurch. Doch auch dann droht die Gefahr von schweren körperlichen Schäden wie Lähmungen, Amnesien, Krämpfen, Verbrennungen oder Herzschäden.

Warum der Blitz immer an der höchsten Stelle einschlägt

Gewitter: Forscher untersuchen die Opfer von Blitzschlägen

An der Universtitätsklinik Regensburg führten Wissenschaftler über einen Zeitraum von mehreren Jahren eine Studie mit Blitzopfern durch. Die Neurologen untersuchten, an welchen Symptomen die Betroffenen leiden. Viele Blitzschlag-Patienten berichteten von diffusen Beschwerden wie Kribbeln, Taubheitsgefühlen und Tagesmüdigkeit. Die Regensburger Ärzte vermuten die Ursache dafür im Nervensystem. Blitze nehmen den Weg des geringsten Widerstandes. Treffen sie den menschlichen Körper, durchströmen sie die Gefäße und das periphere Nervensystem. Dort zerstören sie die Nervenfasern, die Bewegungen steuern und Empfindungen melden.

Die Untersuchungen der Regensburger Studie zeigten außerdem, dass Blitzschlagüberlebende häufig auch mit psychischen Problemen kämpfen. Viele von ihnen leiden unter Konzentrationsschwäche und Depressionen. Die Experten gehen davon aus, dass fast die Hälfte der Betroffenen nicht mehr arbeiten kann.

Wie ihr euch bei einem Gewitter verhalten solltet

Erste Hilfe nach Blitzschlag kann Leben retten

Werdet ihr Zeuge eines Blitzschlags, sollte ihr sofort Erste Hilfe leisten. Da ein Blitzschlag zu Herz- und Atemstillstand führen kann, sind Sofortmaßnahmen für das Opfer lebenswichtig.

Blitzschlag: Wie leistet ihr Erste Hilfe?

  • Ruft sofort einen Rettungswagen.
  • Funktioniert Kreislauf und Atmung, sollte man den Verletzten geschützt lagern sowie vor Hitze oder Kälte schützen.
  • Lasst, wenn möglich, den Verletzten viel trinken, um Schockzustände vorzubeugen.
  • Bewusstlose Blitzopfer in die stabile Seitenlage bringen. Dabei immer beobachten, ob die Atmung funktioniert.
  • Weitere Verletzungen behandeln: Verbrennungen mit sterilem Verbandstoff abdecken, gebrochene Glieder ruhig stellen.
  • Bei Atemstillstand und fühlbarem Puls: Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen. Wenn kein Puls mehr zu fühlen ist, sollte zudem eine Herzdruckmassage durchgeführt werden.
  • Hat der Verletzte einen Herzstillstand, sollte er auf den Rücken gelegt und mit einer Herzdruckmassage begonnen werden.


Quelle: Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung (ABB) des VDE

Blitze: Gefährliches Naturschauspiel

Gewitter: Indirekter Blitzschlag in Gebäuden und draußen

Info

Noch vor 50 Jahren starben in Deutschland etwa 50 bis 100 Menschen pro Jahr durch einen Blitzschlag. Inzwischen sind es nur noch zwischen vier und zehn. Der Grund: Heutzutage halten sich die Menschen mehr in Gebäuden auf als in der freien Natur.

Auch wer sich bei einem Gewitter nur in der Nähe eines Blitzeinschlags aufhält, kann noch indirekt vom Blitz getroffen werden. Der Blitzstrom breitet sich an der Einschlagstelle in alle Richtungen im Boden aus. Zwischen den Beinen von Betroffenen kann sich eine "Schrittspannung" aufbauen, die lebensbedrohliche Folgen wie zum Beispiel einen Herzstillstand haben kann. Die Gefahrenzone beträgt rund zehn Meter um den Einschlagsort. In den Bergen kann sie deutlich weiter reichen. Je weiter weg man sich vom Einschlagsort befindet, umso geringer wird die Spannung.

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Blitzschlag: Spätfolgen nicht ausgeschlossen

Es kann auch zu Folgeschäden durch Blitzschlag kommen wie etwa chronischen Schmerzen, mangelndem Erinnerungsvermögen, Gehirn- und Nervenschäden bis hin zu Persönlichkeitsänderungen. Da die Symptome oft erst Monate nach einem Blitzschlag auftreten, bringen viele Ärzte diese aber nicht mit dem Ereignis in Zusammenhang.

Vom Blitz getroffen oder gestreift: Immer ins Krankenhaus

Auch wer nur von einem Blitz gestreift wird, muss für die nächsten 24 Stunden zur Beobachtung ins Krankenhaus. In diesem Zeitraum können gefährliche Herzrhythmusstörungen auftreten, selbst wenn sich der Betroffene anfangs gut gefühlt hat.

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