Altpapier richtig entsorgen Ein Fall für die blaue Tonne

Von: Ortrun Huber

Stand: 24.11.2022

Tageszeitungen, bedruckte Prospekte, handgeschriebene Einkaufszettel: Täglich kommt viel Altpapier zusammen. Aber manchmal gelangen in die blaue Tonne auch Dinge, die nicht zu recyceln sind. Wir erklären euch, warum Zeitungen und Zeitschriften ein wertvoller Rohstoff sind und worauf ihr bei der Papierentsorgung achten solltet.

Altpapier, z.B. Zeitungen, gehört in die blaue Tonne | Bild: picture alliance / Bildagentur-online/Schoening

Papierherstellung: Altpapier schont die Umwelt

Gestapelte Papierschnitzel fürs Altpapierrecycling | Bild: picture alliance / Zoonar | Andres Victorero

Der Stoff aus dem Papier entsteht: Gestapelte Altpapierschnitzel in einem Recyclingbetrieb.

Papier hat ein umweltfreundliches Image, doch seine Herstellung belastet die Umwelt erheblich. Große Mengen an Holz, Energie, Wasser und giftige Chemikalien werden benötigt, damit Druckerpapier und Kartonagen entstehen. Nach Angabe des Naturschutzbundes Deutschland e. V. gehört die Papierindustrie zu den sechs energieintensiven Industrien in Deutschland. Um Ressourcen einzusparen greifen Papierhersteller daher zunehmend auf Altpapier zurück: Bei der Herstellung von Recyclingpapier wird im Vergleich zur Herstellung von Frischfaserpapier durchschnittlich nur die Hälfte an Energie und nur ein Drittel an Wasser benötigt.

Nicht von Pappe: Wie (Recycling-)Papier entsteht

Herstellung von Zeitungspapier | Bild: picture-alliance / ZB | Waltraud Grubitzsch

Für die Herstellung von Zeitungspapier, wie hier in einer sächsischen Papierfabrk, werden große Mengen Altpapier verwendet.

Die Zeiten, als Recyclingpapier nur in bräunlich-kratzige Qualität zu haben war, sind lange vorbei. Das hellste Recyclingpapier ist heute von Frischfaserpapier nicht zu unterscheiden. Für Frischfaserpapier wird dabei ausschließlich Zellstoff aus Pflanzen (meistens Holz) verwendet. Um weißes Recyclingpapier herzustellen, nutzt man entweder helle Altpapiere oder der Brei aus Altpapier wird einem verstärkten "Deinking" unterzogen. Deinking nennt man ein spezielles Verfahren, bei dem Farben, Lacke und Druckerschwärze mit einer Art Spülmittel herausgelöst und abgeschöpft werden. Zurück bleiben die weißen Fasern.

2020 stellte die deutsche Papierindustrie nach Angaben des Verbands deutscher Papierfabriken rund 21,4 Millionen Tonnen Papier und Pappe her. Dafür wurden rund 16,9 Millionen Tonnen Altpapier eingesetzt. Die Altpapiereinsatzquote - also der Anteil von Altpapier an der gesamten inländischen Papierproduktion - lag im Durchschnitt bei rund 79 Prozent. Ein Wert, der sich nach Angaben des Umweltbundesamtes kaum noch erhöhen lässt. Allerdings könnte bei der Herstellung einzelner Papiersorten - etwa Hygiene-, Zeitschriften- und Büropapier - noch mehr Altpapier genutzt werden.

Papierkrieg: Weniger Akten, mehr Verpackung

Papierverbrauch nach Sorten in Deutschalnd 2020 | Bild: Grafik: BR / Colourbox

2020 wurden in Deutschland von Privathaushalten, der Wirtschaft und der Verwaltung im Schnitt 219 Kilogramm Pappe, Papier und Karton pro Kopf verbraucht. Verpackungen aus Pappe und Papier haben dabei grafische Papiere zum Bedrucken, Beschreiben und Kopieren von der Spitzenposition abgelöst.

Problem Papiermangel: Fabriken geht der Rohstoff aus

Altpapier gebunden und gestapelt  | Bild: picture alliance / Eibner-Pressefoto

Zeitungspapier: ein nachgefragter Rohstoff

Immer mehr Menschen lesen ihre Tagezeitung nicht mehr auf Papier, sondern online auf dem Smartphone oder Tablet. Durch die Digitalisierung geht nach Angabe der Internationalen Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik e.V. die Menge an gedruckten Prospekten, Werbebeilagen und Zeitschriften in den Altpapiersammlungen massiv zurück. Insgesamt sammeln Privathaushalte immer weniger reines Papier, während der Anteil an Verkaufsverpackungen und Kartons in der blauen Tonne deutlich zunimmt. Auch beschichtete Papiersorten, sogenannte Fehlwürfe, die mühsam herausgefiltert werden müssen, finden sich zunehmend im Altpapierconatiner.

Da, um weißes Druckpapier herzustellen, alte Zeitungen und Prospekte jedoch dringend benötigt werden, konkurrieren Papierfabriken mittlerweile um den Rohstoff aus der blauen Tonne. So meldete der Bundesverband Druck und Medien im Frühjahr 2022, die Branche sei "massiv betroffen von einer bislang ungekannten Papierknappheit". Ein Grund dafür war auch, dass während der Corona-Pandemie die Zahl der gedruckten Werbebroschüren deutlich zurückging und damit auch das Altpapieraufkommen. Während die Preise für Altpapier steigen, ist zugleich der Markt für Zellstoff aus Holzfasern leergefegt, denn unter anderem sind Russland und die Ukraine wichtige Holzlieferanten.

Altpapier: Nutzen, sammeln, richtig entsorgen

Pappe und Papier quellen aus einer übervollen blauen Papier-Tonne heraus. | Bild: picture alliance / Peter Kneffel

Bei manchen Papieren oder Verpackungskartons sind sich Verbraucher unsicher, ob sie in der blauen Tonne entsorgt werden dürfen.

Bei manchen Papieren oder Kartons sind sich Verbraucher unsicher: Darf in die blaue Tonne wirklich alles rein, was nach Papier aussieht? Unternehmen, die Papier recyceln, sind dringend auf Altpapier angewiesen. Broschüren aus Altpapier sind beispielsweise der beste Rohstoff, denn von ihnen lassen sich die Druckfarben wieder problemlos entfernen. Sieben Mal kann eine Papierfaser im Durchschnitt verwendet werden, dann ist Schluss. Ein kleiner Anteil an frischen Holzfasern wird bei der Papierherstellung immer benötigt. Trotzdem: Dank der intensiven Wiederverwertung hat Recyclingpapier inzwischen eine recht gute Umweltbilanz - vorausgesetzt, das Altpapier landet wirklich im richtigen Container.

Von Zeitschrift bis Eierkarton: Möglichst viel soll in den Kreislauf

"Es muss möglichst alles, was an Papierprodukten im Haushalt anfällt, auch wieder in die Papierkette zurückgebracht werden."

Dr. Thomas Krauthauf, Vorsitzender der Internationalen Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik e.V.

Richtig Entsorgen: Das darf (nicht) in die blaue Tonne

Zeitung, Prospekte, Schachteln und Kartons: Benutztes Papier ist ein wertvoller Rohstoff. Doch was soll alles in die blaue Tonne? Wir erklären, was laut Umweltbundesamt in die Altpapiersammlung gehört - und was nicht.

Ins Altpapier gehören:

  • Zeitungen / Zeitschriften / Broschüren / Bücher
  • Schulmaterial aus Papier
  • Papiere, Kartons und Pappen aus dem Büro
  • Geschenkpapier und -karton
  • Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton
  • Eierkartons

Nicht ins Altpapier gehören:

  • Verbundmaterialien: Getränkekartons, Coffee-to-go-Becher
  • Wanddekor aus Papier: Tapeten, Wandtattoos
  • behandelte Papiere und Pappe: Wachs-, Paraffin-, Ölpapiere beziehungsweise -pappen
  • Thermopapier: Kassenzettel, Fahrkarten
  • beschichtetes Papier: Backpapier, Muffinförmchen, Trinkhalme
  • verunreinigte Lebensmittelverpackungen: Pizzakarton mit Lebensmittelanhaftungen
  • mit Kunststofflacken oder -folien hergestellte Lack-, Glacé- und Chromopapiere und -pappen
  • Papiere mit Klebstoffanwendungen, die sich nicht leicht abtrennen lassen (Haftnotizen, Adressetiketten, Selbstklebeverschluss bei Kuverts)

Altpapier oder nicht? So kannst man's testen

"Wenn Sie ganz sichergehen wollen, dass keine Folie drauf ist, dann immer einreißen. Wenn Sie es einreißen, merken Sie: Ist es mehrlagig? Ist da eine Plastikfolie drauf? Spätestens wenn Sie das sehen, bitte gleich in den Müll."

Axel Fischer, Sprecher der Internationalen Forschungsgemeinschaft Deinking-Technik e.V.

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