Wasser-Fussabdruck So spart ihr virtuelles Wasser
Täglich verbrauchen wir viel Wasser, ohne es zu merken. Nicht beim Waschen und Baden, sondern als virtuelles Wasser in Waren, die wir konsumieren. Dadurch wächst unser Wasser-Fußabdruck. Darauf solltet ihr achten.

Virtuelles Wasser und Wasser-Fussabdruck: Was ist das eigentlich?

Virtuelles Wasser ist das Wasser, das bei der Herstellung und dem Transport von Produkten oder Lebensmitteln verbraucht oder verschmutzt wird. Der britische Wissenschaftler John Anthony Allan vom Londoner King’s College prägte den Begriff in den 1990er-Jahren.
Arjen Hoekstra, Professor für Wasser-Management an der niederländischen Universität in Twente, baute dieses Konzept noch weiter aus. Er führte den sogenannten Wasser-Fußabdruck ein: die gesamte Menge Wasser, die eine Person, eine Institution oder ein Staat verbraucht. Dabei wird sowohl das direkt genutzte Wasser als auch das virtuelle Wasser mit eingerechnet.
Gesagt: Der ganze Wasseraufwand eines Steaks
"Das, was sich hinter dem Konzept Wasser-Fußabdruck verbirgt, ist die Frage: Was steckt in den Produkten, den Lebensmitteln oder Dienstleistungen? Also der ganze Wasseraufwand, der in einem Steak oder einer Jeans steckt. Und dahinter verbirgt sich deutlich mehr als das, was wir aus dem Wasserhahn rauslassen."
Dr. Jörg Rechenberg, Leiter des Grundwasser-Fachgebiets beim Umweltbundesamt
Faustregeln fürs Wassersparen: Darauf könnt ihr achten
Tipps von Prof. Dr. Martina Flörke, Bauingenieurin, Lehrstuhl für Ingenieurhydrologie und Wasserwirtschaft an der Ruhr-Universität Bochum:
- Wasser im Alltag schonend nutzen (zum Beispiel mit einem wassersparenden Duschkopf)
- Saisonale Produkte kaufen (zum Beispiel Erdbeeren nur im Sommer)
- Regionale Produkte kaufen (zum Beispiel keine Tomaten aus Spanien)
- Auf Produkte aus trockenen und halbtrockenen Regionen verzichten (zum Beispiel kein Kaffee aus dem regenarmen Tiefland Brasiliens)
- Vegetarisch essen (tierische Produkte benötigen teils viel Wasser und Gülle)
- Weniger neue Kleidung (lieber nachhaltig produzierte Kleidung kaufen)
- Allgemein mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen
Gesagt: Beim Einkauf möglichst saisonal, regional und ökologisch
"Bisher sagen wir als Richtschnur, wenn man einkauft: Saisonal, regional und möglichst ökologisch produziert, dann ist man wassermäßig von der Menge her auf der sicheren Seite – das ist die Faustregel. Also dann Erdbeeren im Sommer, wenn Saison ist, aber dann von hier, dann spart man sich auch den weiten Transport."
Dr. Jörg Rechenberg, Leiter des Grundwasser-Fachgebiets beim Umweltbundesamt
Durchschnittszahlen: So viel verbrauchen wir

In Deutschland wird das meiste virtuelle Wasser importiert - und zwar aus Ländern, die teils unter Wasserknappheit leiden. Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland knapp über dem Mittel: 3.800 Liter pro Kopf und Tag nutzt durchschnittlich der Rest der Welt. Mit ganzen 7.800 Litern führen die US-Amerikaner das Ranking an.
Anzumerken bleibt, dass die Berechnungsweisen variieren können: Dr. Jörg Rechenberg, Leiter des Grundwasser-Fachgebiets beim Umweltbundesamt, sagt, dass der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch an virtuellem Wasser in Deutschland laut einer neuen Untersuchung 7.200 Litern am Tag entspreche. Der große Unterschied zu den anderen Werten ergebe sich aber nicht aus einem Anstieg des Verbrauchs, sondern beruhe auf einer neuen Analysemethode.
- Mehr zum Thema virtuelles Wasser findet ihr hier.
Gesagt: Reine Liter-Angaben sagen nicht viel aus
"Undifferenziert sollte der Wasser-Fußabdruck mit seinen Liter-Angaben nicht verwendet werden. Die betreffenden Güter sind ja vor Ort unter sehr unterschiedlichen Wasserverhältnissen produziert worden. Und da muss man schon unterscheiden, ob wir es mit einem Produkt aus einem regenreichen oder einem trockenen Gebiet zu tun haben. Denn das drückt die reine Zahl bisher nicht aus. Aber: Der Wasser-Fußabdruck ist der erste Schritt um ein Bewusstsein zu erzeugen."
Dr. Jörg Rechenberg, Leiter des Grundwasser-Fachgebiets beim Umweltbundesamt
Regional und saisonal: In den Mangelmonaten bieten sich diese Produkte an
- IM JANUAR: Kürbis, Sellerie, Rotkohl, Kartoffeln, Lauch, Chinakohl, Grünkohl, Petersilienwurzel, Schwarzwurzel, Weißkohl, Wirsing, Pastinaken, Winterrettich, Rote Bete, Rosenkohl
- IM FEBRUAR: Feldsalat, Sellerie, Rotkohl, Kartoffeln, Lauch, Chinakohl, Steckrüben, Petersilienwurel, Schwarzwurzel, Weißkohl, Wirsing, Pastinaken, Winterrettich, Rote Bete, Rosenkohl
- IM MÄRZ: Sellerie, Rotkohl, Kartoffeln, Blattspinat, Rote Bete, Weißkohl, Rhabarber, Lauch
- IM APRIL: Spargel, Paprika, Kartoffeln, Blattspinat, Rettich, Radieschen, Rhabarber, Lauch, Kopfsalat
Das Wasser & die Wirtschaft: Der Wasser-Fußabdruck entlang der Lieferkette

Seit 2015 gibt es einen standardisierten Ansatz, um den Wasserverbrauch einer Organisation zu errechnen. Einerseits können so die Produktionsbedingungen, bei denen Wasser eine große Rolle spielt, verbessert werden. Andererseits weitet man den Blick dabei auf die gesamte Wertschöpfungskette aus. Von der Rohstoffproduktion über die Energieerzeugung bis zur Nutzungsphase des Produktes fließt der Verbrauch von virtuellem Wasser in die Analysen mit ein. Das soll einen nachhaltigeren Umgang mit dem wertvollen Süßwasser ermöglichen - und zwar auch für den Verbraucher.
Der nächste Schritt, an dem derzeit gearbeitet werde, sei nämlich eine Art von Wasser-Label auf Produkten, sagt Jörg Rechenberg. Es könne sich um ein einfach zu deutendes Kennzeichen handeln, das beispielsweise zeigt: Das Produkt stammt aus einer Region, wo für das Produkt genügend Wasser zur Verfügung steht. Wann und wie so ein Label eingeführt wird, steht noch aus.