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Die Immunschwächekrankheit geht jeden an - immer noch

Stand: 02.03.2023

Bei HIV und AIDS gibt es immer noch keine Entwarnung. Das Robert Koch-Institut (RKI) lieferte am 24. November 2022 die Zahlen für das Jahr 2021. Eine Erhebung von Zahlen zu HIV-Neuinfektionen oder zu Menschen, die in Deutschland mit dem HI-Virus leben, ist nicht leicht zu erstellen. Deswegen können sie nur mithilfe von Modellrechnungen abgeschätzt werden, so das RKI. Denn gut bei der Hälfte der Betroffenen wird eine Infektion mit einem fortgeschrittenen Immundefekt oder erst mit dem Vollbild AIDS diagnostiziert.

Zahlen und Fakten des RKI

  • Ende 2021 betrug die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland 90.800.
  • 8.600 HIV-Infektionen waren bis dahin noch nicht diagnostiziert und die Betroffenen lebten ohne Kenntnis ihrer Infektion.
  • Geschätzt haben sich im Jahr 2021 etwa 1.800 Menschen neu mit HIV infiziert. Dabei sind Menschen aus Deutschland und Menschen mit deutscher Herkunft erfasst, die sich im Ausland mit HIV infiziert haben. Die Zahlen entsprechen denen von 2020 (nach Neuschätzung).
  • Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die, wie in den HIV-Behandlungsleitlinien empfohlen, eine antiretrovirale Therapie erhalten, ist von etwa 80 Prozent im Jahr 2006 auf etwa 96 Prozent im Jahr 2021 angestiegen. Etwa 96 Prozent dieser Therapien verliefen erfolgreich, so das RKI. Es wurde eine Viruslast von weniger als 200 Viruskopien/ml Blut erreicht.
  • Insgesamt wurden 2021 - wie im Vorjahr - etwa 90 Prozent der HIV-Infizierten diagnostiziert, so das RKI.

Wer ist von HIV in Deutschland betroffen?

In Deutschland leben die meisten HIV-Infizierten in den Großstädten. Immer noch sind vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben, aber immer wieder stecken sich auch Frauen an. Meist wird bei ihnen erst spät ein AIDS-Test gemacht. Ein großes Versäumnis, denn je früher eine HIV-Infektion entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, trotz Infektion lange zu leben. Wer HIV-positiv ist, aber medikamentös gut eingestellt ist, hat die gleiche Lebenserwartung wie andere Menschen.

Therapierte Menschen geben das HI-Virus nicht weiter

Das HI-Virus vermehrt sich im Körper nicht weiter, wenn Betroffene therapiert werden und Medikamente nehmen. Die Viruslast im Blut reduziert sich nach einiger Zeit so sehr, dass das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Damit ist es dann auch nicht mehr übertragbar - auch beim Sex nicht. Auch bei einer natürlichen Geburt wird eine infizierte Mutter das Virus nicht weitergeben, wenn sie regelmäßig Medikamente einnimmt.

HIV und AIDS weltweit

Weltweit lebten nach Angaben des UN-AIDSprogramms UNAIDS im Jahr 2021 fast 38,4 Millionen Menschen mit HIV, davon 1,5 Millionen Neuinfektionen. 650.000 Menschen sind an den Folgen gestorben.

HIV in Zeiten von Corona und Krieg

Die weltweite Bekämpfung von HIV hat durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine Rückschläge erfahren, denn wichtige Behandlungs- und Präventionsdienste seien unterbrochen, erklärte die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. So stiegen in Asien und dem Pazifikraum die Zahl der Neuinfektionen wieder an. Und auch im östlichen und südlichen Afrika habe sich der Fortschritt der letzten Jahre deutlich verlangsam. Auch die Zahl der Menschen, die eine HIV-Behandlung erhalten, wüchse der Stiftung zufolge 2021 so langsam wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr.

Keine Ungleichheit mehr: Medikamente für alle

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" fordert deshalb, dass Medikamente für alle Menschen zugänglich gemacht werden. Mithilfe einer Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) können sich nicht infizierte Menschen vor einer Ansteckung schützen. Allerdings sind die Medikamente für viele Länder nicht bezahlbar und gerade dort nicht verfügbar, wo sie gebraucht würden.

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