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Die Immunschwächekrankheit geht jeden an - immer noch

Stand: 27.11.2023

Bei HIV und AIDS gibt es immer noch keine Entwarnung. Das Robert Koch-Institut (RKI) veröffentlicht jährlich Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland mit dem HI-Virus leben. Solche Erhebungen sind nicht leicht zu erstellen, da sie nur mithilfe von Modellrechnungen abgeschätzt werden können. Bei gut der Hälfte der Betroffenen wird eine Infektion mit einem fortgeschrittenen Immundefekt oder erst mit dem Vollbild AIDS diagnostiziert.

Zahlen und Fakten des RKI zu HIV-Infektionen in Deutschland

  • Schätzungsweise 1.900 Menschen in Deutschland haben sich vorläufigen Ergebnissen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge im Jahr 2022 mit HIV infiziert. Davon sind etwa 1.000 (53%) Männer, die Sex mit Männern haben. Etwa 520 Personen (27%) haben sich auf heterosexuellem Weg in Deutschland infiziert, davon 310 Frauen (16%) und 210 Männer (11%). Darüber hinaus haben sich etwa 370 (19%) Menschen beim intravenösen Drogengebrauch infiziert. Weil noch Daten fehlten, seien diese Zahlen für 2022 jedoch noch nicht endgültig, teilte das RKI mit (Stand: 27.11.2023).
  • Ende 2021 betrug die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland 90.800.
  • Geschätzt haben sich im Jahr 2021 etwa 1.800 Menschen neu mit HIV infiziert. Dabei sind Menschen aus Deutschland und Menschen mit deutscher Herkunft erfasst, die sich im Ausland mit HIV infiziert haben. Die Zahlen entsprechen denen von 2020 (nach Neuschätzung).
  • Der Anteil der Menschen mit diagnostizierter HIV-Infektion, die, wie in den HIV-Behandlungsleitlinien empfohlen, eine antiretrovirale Therapie erhalten, ist von etwa 80 Prozent im Jahr 2006 auf etwa 96 Prozent im Jahr 2021 angestiegen. Etwa 96 Prozent dieser Therapien verliefen erfolgreich, so das RKI. Es wurde eine Viruslast von weniger als 200 Viruskopien/ml Blut erreicht.
  • Insgesamt wurden 2021 - wie im Vorjahr - etwa 90 Prozent der HIV-Infizierten diagnostiziert, so das RKI.

Wer ist von HIV in Deutschland betroffen?

In Deutschland leben die meisten HIV-Infizierten in den Großstädten. Immer noch sind vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben, aber immer wieder stecken sich auch Frauen an. Meist wird bei ihnen erst spät ein AIDS-Test gemacht. Ein großes Versäumnis, denn je früher eine HIV-Infektion entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Aussichten, trotz Infektion lange zu leben. Wer HIV-positiv ist, aber medikamentös gut eingestellt ist, hat die gleiche Lebenserwartung wie andere Menschen.

Therapierte Menschen geben das HI-Virus nicht weiter

Das HI-Virus vermehrt sich im Körper nicht weiter, wenn Betroffene therapiert werden und Medikamente nehmen. Die Viruslast im Blut reduziert sich nach einiger Zeit so sehr, dass das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar ist. Damit ist es dann auch nicht mehr übertragbar - auch beim Sex nicht. Auch bei einer natürlichen Geburt wird eine infizierte Mutter das Virus nicht weitergeben, wenn sie regelmäßig Medikamente einnimmt.

HIV und AIDS weltweit

Weltweit lebten nach Angaben des UN-AIDSprogramms UNAIDS im Jahr 2022 rund 39 Millionen Menschen mit HIV, davon 1,3 Millionen Neuinfektionen. 630.000 Menschen sind in 2022 an den Folgen gestorben.

HIV in Zeiten von Corona und Krieg

Die weltweite Bekämpfung von HIV hat durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine Rückschläge erfahren, denn wichtige Behandlungs- und Präventionsdienste waren zum Beispiel in Afrika unterbrochen. Besonders in afrikanischen Ländern südlich der Sahara, unter anderem in Uganda und Tansania, sowie in Osteuropa steigen die Neuinfektionsrate weiter an. Auch in Zentralasien, Mittelamerika sowie im Nahen Osten und Nordafrika konnte der seit einigen Jahren anhaltende Anstieg von HIV-Infektionen nicht gestoppt werden.

Keine Ungleichheit mehr: Medikamente für alle

Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" fordert deshalb, dass Medikamente für alle Menschen zugänglich gemacht werden. Mithilfe einer Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) können sich nicht infizierte Menschen vor einer Ansteckung schützen. Allerdings sind die Medikamente für viele Länder nicht bezahlbar und gerade dort nicht verfügbar, wo sie gebraucht würden.

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