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Physik-Nobelpreis 2017 Preis für Entdecker der Gravitationswellen

Der Nobelpreis für Physik geht in diesem Jahr an die drei US-Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne für den ersten direkten Nachweis im All entstehender Gravitationswellen.

Stand: 03.10.2017 | Archiv

Rainer Weiss, Kip Thorne und Barry Barish | Bild: picture-alliance/dpa

Der Nobelpreis für die Physiker war nur eine Frage der Zeit: Viele Experten hatten bereits im vergangenen Jahr auf die Zuerkennung für die Gravitationswellen-Forscher getippt. Die höchste Auszeichnung für Physiker ist mit umgerechnet etwa 940.000 Euro (9 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Weiss ist gebürtiger Deutscher. Er erhält die Hälfte des Preisgeldes, Barish und Thorne teilen sich die andere.

"Ich betrachte das mehr als eine Sache, die die Arbeit von eintausend Menschen anerkennt."

Physik-Nobelpreisträger Rainer Weiss

Gravitationswellen beweisen Einsteins Theorie

Nobelpreisträger Rainer Weiss

Albert Einstein hatte die Gravitationswellen vor hundert Jahren mit seiner Relativitätstheorie beschrieben. Gravitationswellen werden von allen beschleunigten Körpern produziert; etwa bei der Explosion von Sternen am Ende ihrer Lebenszeit oder beim Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher. Aber auch beim Start eines Autos entstehen Gravitationswellen. Sie stauchen und strecken den Raum ähnlich wie ein ins Wasser geworfener Stein die Oberfläche kräuselt, nur sind sie in der Regel unfassbar winzig. Sie können nun genutzt werden, um unabhängig von Licht das All zu erforschen.

1,3 Milliarden Jahre unterwegs

Einstein war sich sicher, dass es nie gelingen würde, die winzigen Veränderungen zu messen, die diese Wellen bewirken. Doch den Forschern des LIGO (Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory/Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium) in den USA gelang dies schließlich am 14. September 2015 mit riesigen Wellenmessgeräten, sogenannten Interferometern. Die beiden Observatorien in den US-Bundesstaaten Louisiana und Washington registrierten die Gravitationswellen einer Kollision zweier Schwarzer Löcher. 1,3 Milliarden Jahre waren diese unterwegs gewesen, bis sie auf der Erde ankamen.

"Eine neue Ära"

Die US-Physiker Kip Thorne und Rainer Weiss entwickelten seit den 70er-Jahren die grundlegende Technik, mit der die Wellen gemessen wurden. Barry Barish perfektionierte die Technologie. Forscher wollen die Gravitationswellen nutzen, um mehr im All zu erspähen als je zuvor. "Vor 400 Jahren hat Galileo ein Teleskop auf den Himmel gerichtet. Ich glaube, wir tun heute etwas ähnlich Wichtiges. Wir eröffnen eine neue Ära", hatte Ligo-Direktor David Reitze nach dem ersten Nachweis gesagt. 1993 gab es schon einmal einen Physik-Nobelpreis für einen - allerdings nur indirekten - Nachweis von Gravitationswellen: Die US-Astronomen Joseph Taylor und Russell Hulse hatten 1974 zwei einander umkreisende Neutronensterne beobachtet. Ihre Umlaufzeit nimmt langsam ab, was sich exakt mit dem Energieverlust durch Gravitationswellen erklären lässt.

Deutsche Physik-Nobelpreisträger

Chronik: Physik-Preisträger der vergangenen Jahre

  • 2016: David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz (Großbritannien) für ihre Arbeiten zu seltsamen und ungewöhnlichen Zustände von Materie.
  • 2015: Takaaki Kajita (Japan) und Arthur B. McDonald (Kanada) für die Entdeckung, dass auch Neutrinos Masse besitzen
  • 2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano and Shuji Nakamura aus Japan für ihre Erfindung der LED als einer neuen energiesparenden und umweltfreundlichen Lichtquelle
  • 2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für ihre Entdeckung des Elementarteilchens Higgs-Boson
  • 2012: Der Franzose Serge Haroche und der Amerikaner David J. Wineland für die von ihnen entwickelten Methoden Quantenteilchen zu messen, ohne dass diese kleinsten Teilchen der Materie Schaden nehmen.
  • 2011: Die US-Amerikaner Saul Perlmutter, Brian P. Schmidt, Adam G. Riess erhalten die Auszeichnung, weil sie durch das Beobachten von Supernovae beweisen konnten, dass sich das Universum beschleunigt ausdehnt.
  • 2010: Die Briten Andre Geim und Konstantin Novoselov für die Entwicklung von Graphem, dem dünnsten und stärksten Material aus Kohlenstoff.
  • 2009: Charles Kuen Kao, Willard Sterling Boyle und George Elwood Smith für ihre Forschung mit Lichtimpulsen und Lichtsensoren im Einsatz moderner Kommunikationsmittel.
  • 2008: Der US-Amerikaner japanischer Herkunft Yoichiro Nambu und seine japanischen Kollegen Makoto Kobayashi und Toshihide Maskawa erhalten die Auszeichnung für ihre Erkenntnisse in der Teilchenphysik.
  • 2007: Der Deutsche Peter Grünberg vom Forschungszentrum Jülich der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen mit dem Franzosen Albert Fert für ihre Beiträge zur Erforschung des Riesen-Magnet-Widerstands, der für den Lesevorgang bei Computer-Festplatten verwendet wird.
  • 2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für den Nachweis winziger Temperaturschwankungen in der sogenannten kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".
  • 2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer Laser-basierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.
  • 2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks.
  • 2003: Alexej Abrikosow (USA und Russland), Vitali Ginsburg (Russland) und Anthony Leggett (USA und Großbritannien) für bahnbrechende Arbeiten zu Supraleitern und Supraflüssigleiten.
  • 2002: Raymond Davis (USA), Masatoshi Koshiba (Japan) und Riccardo Giacconi (USA) für die Entdeckung kosmischer Röntgenstrahlen und Neutrinos.
  • 2001: Wolfgang Ketterle (Deutschland), Eric A. Cornell (USA) und Carl E. Wieman (USA) für die Erschaffung des Bose-Einstein- Kondensats, der fünften Erscheinungsform der Materie neben fest, flüssig, gasförmig und dem Plasma.

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