Freundschaften Freunde für immer?
Ernie und Bert, Dick und Doof, Winnetou und Old Shatterhand, Bibi und Tina, Hermine und Harry Potter – enge Freundschaften sind ein beliebtes Motiv in Film und Literatur. Und im richtigen Leben? Ist das eine realistische Vorstellung: der Freund, die Freundin fürs Leben? Und was macht eine enge Freundschaft eigentlich aus?

Gehört ihr zu der Sorte "Lonesome Wolf" und macht euer eigenes Ding oder seid ihr der gesellige Partytyp mit jeder Menge eher oberflächlichen Kontakten? Oder setzt ihr auf zwei, drei Freunde, mit denen ihr durch dick und dünn gehst?
Wer ein bisschen auf Nostalgie steht, dem ist Heinz Rühmanns Lied vertraut: "Ein Freund, ein guter Freund, das ist dahs Schönste, was es gibt auf der Welt. Ein Freund bleibt immer Freund, und wenn die ganze Welt zusammenfällt... " Ist das wirklich so oder eine romantisierte Wunschvorstellung? Was macht Freundschaft für euch aus?
Statistik: Menschen finden Freunde wichtig
Die Statistik zeigt: Gute Freunde sind den meisten Menschen tatsächlich enorm wichtig - sogar wichtiger als alles andere, so das Ergebnis der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) aus dem Jahr 2021. Gute Freunde und enge Beziehungen nehmen mit mehr als 85 Prozent die Spitzenreiterposition in der Befragung ein, was man persönlich im Leben für besonders wichtig und erstrebenswert erachtet. Eine glückliche Partnerschaft bringt es nur auf etwas mehr als 75 Prozent.
Grafik: Das, was zählt ...

Umfrage: Was erwarten wir von unseren Freunden?
Laut einer repräsentativen Onlinebefragung von der YouGov Deutschland GmbH von 2018 sind besonders drei Dinge wichtig in einer Freundschaft: Für 71 Prozent der Befragten ist Ehrlichkeit in einer Freundschaft ein Muss. 70 Prozent legen Wert darauf, mit ihren Freunden über alles reden zu können. Ebenfalls 70 Prozent ist es wichtig, dass man gegenseitig füreinander da ist, "auch wenn die ganze Welt zusammenfällt".
Werte: Darauf kommt es an!

Definition: Was ist eine Freundschaft überhaupt?
"Freundschaft ist zunächst die Fortsetzung der Familie mit eigenen Mitteln. Aus vorgegebenen Beziehungen werden eigene Entscheidungen für oder gegen andere Menschen. In unseren Freundeskreisen geben wir unseren Werten und Haltungen eine soziale Gestalt,"
fluter – ein Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung in der Ausgabe 73 im Winter 2019/2020.
Freundschaften: Selbstgewählte Familie
Man sucht sich seine Freunde also aus. Klingt logisch. Die meisten Kontakte knüpfen wir in der Schule, der Uni/Ausbildung oder im Job. Deshalb ist der Freundeskreis, den Menschen mit etwa 25 Jahren haben, der größte. Je älter wir werden, desto mehr sinkt die Zahl der Freunde. Steht man erst einmal fest im Berufs- und Familienleben, ist die Pflege von Freundschaften schwieriger. Umzüge, Jobwechsel und Rente lassen den Freundeskreis weiter schrumpfen. In der "Jacobs Studie 2014" vom Institut für Demoskopie Allensbach gaben ein Drittel der über 50-jährigen Befragten an, keine richtig guten Freunde zu haben. Rund ein Drittel der Generation 60+ kennt zumindest zeitweise sogar das Gefühl von Einsamkeit.
Freundschaften: Dicke Bande fürs Leben
Studie: Glück und Gesundheit durch Freundschaft
Eine Studie, die im Fachmagazin "Frontiers of Psychology" im Januar 2021 veröffentlicht wurde, nahm unter die Lupe, wie sich Freundschaften auf die Gesundheit, das Glück und das Wohlbefinden von Menschen auf der ganzen Welt auswirken. Die Studie umfasste 323.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 99 Ländern. Dabei wurden von den Forschenden der Columbia University, New York, und der Michigan State University, East Lansing, verschiedenste Daten verwendet - zum Beispiel solche zu Gesundheit und Lebenszufriedenheit, wirtschaftliche und kulturelle Variablen. Sie untersuchten dann den Zusammenhang dieser Faktoren mit der Wertschätzung von Freundschaft. Der kulturelle und soziale Einfluss auf die Bedeutung von Freundschaft wurde bisher nur in wenigen Studien berücksichtigt.
Das Ergebnis der Studie: Freunde spielen eine bedeutende Rolle für das geistige und körperliche Wohlbefinden der Menschen. Das Ausmaß, wie sehr Menschen in Freundschaften investieren oder investieren können, kann jedoch je nach Umfeld und Kultur unterschiedlich sein. Laut Studienergebnis messen Frauen, Menschen mit höherem Bildungsniveau und Menschen aus Ländern mit geringer Ungleichheit und hohem Wohlstand Freundschaften eine höhere Bedeutung bei. Dies ist jedoch nur ein Teilergebnis der umfassenden Studie.
Berührungen: Darum sind Kuscheln und Knuddeln gesund
Freundschaften sind gut für die Gesundheit und Freundschaften leben auch von Berührung, denn Berührung schafft Nähe. Wer in den Arm genommen wird, fühlt in der Regel Vertrauen, Zuneigung, Sicherheit und Trost – das ist gut für die Psyche, und damit auch für das körperliche Wohlbefinden. Wenn wir umarmt werden, schüttet der Körper Botenstoffe, sogenannte "Glückshormone", aus. Das Hormon Oxytocin etwa entfaltet eine beruhigende Wirkung, hilft beim Stressabbau und stärkt zwischenmenschliche Bindungen. Der Neurotransmitter Dopamin, der ebenfalls bei einer Umarmung vermehrt ausgeschüttet wird, wirkt stimmungsaufhellend. Umarmungen können also helfen, vor Krankheiten zu schützen.
Vor allem Kinder suchen von sich aus körperliche Nähe zur Stressbewältigung. Ältere Menschen hingegen haben häufig nur körperlichen Kontakt, solange der Partner noch lebt.
30. Juli: Tag der Freundschaft
Am 30. Juli ist der Internationale Tag der Freundschaft, der 2011 von der UN-Generalversammlung initiiert wurde. Seitdem wird er weltweit gefeiert. Dahinter steckte die Idee, neben der Freundschaft zwischen Personen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen einzelnen Ländern und Kulturen in den Fokus zu rücken.
Durch die Nase: Geruch entscheidet über spontane Freundschaften
Ein interessanter Nebenaspekt zu Freundschaften: Offensichtlich beeinflusst der Körpergeruch auch Freundschaften. Dass bei der Partnerwahl "Liebe durch die Nase geht" habt ihr sicher schon gehört. Aber wusstest ihr, dass der Geruch auch Einfluss auf Freundschaften haben soll? Israelische Forscher um Noam Sobel vom Weizmann-Institut in Rehovot haben herausgefunden, dass spontane Freundschaften - bei denen der erste Eindruck eine Rolle spielt - vom Körpergeruch des Gegenübers bestimmt zu sein scheinen. Die Studie wurde im Fachblatt Science Advances im Juni 2022 veröffentlicht. Bei Freundschaften, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln, dürften allerdings andere Faktoren eine größere Rolle spielen - wie die eigene Biografie zum Beispiel.