Raumsonde BepiColombo Europas und Japans Orbiter unterwegs zu Merkur
Die europäisch-japanische Raumsonde BepiColombo ist unterwegs zum Merkur. 2025 soll sie dessen Orbit erreichen und zwei Forschungssatelliten aussetzen. Im Oktober 2021 übermittelte BepiColombo erste Bilder seines Zielplaneten.
Mit einem perfekten Start begann am 20. Oktober 2018 die europäisch-japanische Raumfahrtmission (ESA/JAXA) zu Merkur. Doch bis die Raumsonde BepiColombo beim innersten Planeten im Sonnensystem ankommen wird, dauert es noch lange.
"Wenn man ehrlich ist, haben wir jetzt erst einen ganz kleinen Schritt geschafft. Es ist die erste Stunde von sieben Jahren."
Ehemaliger ESA-Direktor Johann-Dietrich (Jan) Wörner nach dem Start von BepiColomb
Weltraum-Reise: Sieben Jahre ist BepiColombo unterwegs
Vorbeiflüge (Flybys) der Raumsonde BepiColombo
10.04.2020: Erde
15.10.2020: Venus
11.08.2021: Venus
01.10.2021: Merkur
23.06.2022: Merkur
20.06.2023: Merkur
05.09.2024: Merkur
02.12.2024: Merkur
09.01.2025: Merkur
Sieben Jahre dauert die Reise von BepiColombo insgesamt. Erst am 5. Dezember 2025 wird die Sonde bei Merkur ankommen. In dieser Zeit sind neun Swingby-Manöver an Erde, Venus und Merkur nötig, um BepiColombo in die Umlaufbahn um den Zielplaneten zu bringen. Der erste Vorbeiflug führte BepiColombo am 10. April 2020 dicht an der Erde vorbei.
BepiColombos erste Bilder vom Merkur
Im Oktober 2020 und im August 2021 hatte sich die Merkursonde mit einem Flyby um die Venus, deren Umlaufbahn zwischen denen von Erde und Merkur liegt, für seine Reise zum Merkur auf Kurs gebracht. Im Oktober 2021 übermittelte BepiColombo dann erste Aufnahmen seines Zielplaneten aus rund 1.400 Kilometer Entfernung. Zum zweiten Mal steuerte die Raumsonde den Planeten dann im Juni 2022 an. Neben Kratern, die die Landschaft auf dem Merkur dominieren, fotografierte BepiColombo im Vorbeiflug auch zahlreiche vulkanische Ebenen.
BepiColombo: Zwei Satelliten, eine Raumsonde
Einer der beiden Merkur-Satellliten: Mercury Magnetospheric Orbiter MMO in der Montagehalle in Noordwijk
BepiColombo ist eigentlich ein Doppelpack: Die Sonde besteht aus zwei Satelliten, nämlich dem europäischen "Mercury Planetary Orbiter" (MPO) und dem japanischen "Mercury Magnetospheric Orbiter" (MMO). Beide sollen den Merkur ab dem Jahr 2025 auf unterschiedlichen Umlaufbahnen erkunden.
Die europäische Sonde MPO wird auf einer niedrigen Umlaufbahn, die über die Pole führt, die Oberfläche kartografieren und die innere Zusammensetzung des Planeten erforschen. Im Fokus stehen die Form und das Innere von Merkur, die Krater, Struktur und Geologie sowie die Zusammensetzung und Dynamik der Restatmosphäre. Die japanische Sonde MMO wird hingegen Merkurs Magnetfeld und dessen Wechselwirkung mit dem Sonnenwind untersuchen.
Wenn BepiColombo Merkur erreicht hat, sollen die beiden Orbiter mindestens ein Jahr lang den innersten Planeten des Sonnensystems umkreisen, bis Ende 2026.
ESA: "Anspruchsvollste interplanetare Mission"
Laut der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ist BepiColombo ihre bisher anspruchsvollste interplanetare Mission. Der Planet Merkur, zu dem die Raumsonde reist, ist der innerste unseres Sonnensystems: Nur 58 Millionen Kilometer ist er von der Sonne entfernt. Der Abstand zwischen Erde und Sonne ist im Vergleich dazu fast dreimal so groß.
Ein Jahr dauert auf dem Merkur nur 88 Tage: In dieser Zeit umrundet er einmal die Sonne. Dabei dreht er sich aber nur eineinhalb Mal um seine eigene Achse. Das bedeutet: Auf dem Merkur dauert es von einem Sonnenaufgang bis zum nächsten knapp 176 Tage. Das sorgt für extreme Bedingungen: Tagsüber, wenn die Sonne herab brennt, wird es auf der Oberfläche bis zu 430 Grad Celsius heiß, nachts hingegen bis zu minus 173 Grad Celsius kalt.
Planet Merkur ist schwer zu beobachten
Merkur vor der Sonne beim Transit vom 9. Mai 2016. Das Bild ist aus Aufnahmen des Sonnenbeobachtungssatelliten SDO zusammengesetzt.
Merkur hat einen Durchmesser von 4.878 Kilometern. Damit ist er der kleinste Planet im Sonnensystem und nur wenig größer als der Erdenmond. Wegen der hohen Temperaturen und der geringen Anziehungskraft hat er so gut wie keine Atmosphäre. Weil Merkur die Sonne so eng umkreist, lässt er sich von der Erde aus nur schwer beobachten. Auch für Raumsonden ist der kleine Planet eine Herausforderung, denn die Strahlung der Sonne ist dort rund zehnmal stärker als auf der Erde. BepiColombo hat deshalb eine spezielle weiße Keramikbeschichtung, die dicker ist als bisherige Satellitenfolien. Diese Folien sind üblicherweise schwarz oder golden, um die Raumsonden gegen die Kälte im All zu schützen.
Nach Mariner und Messenger: Die dritte Mission zu Merkur
Merkur hat erst zweimal Besuch von der Erde bekommen. Die NASA-Raumsonde Mariner 10 flog am 16. März 1974 das erste Mal an ihm vorbei, im gleichen Jahr und 1975 folgten zwei weitere Passagen. Mariner 10 machte dabei über 4.000 Aufnahmen von Merkur und konnte knapp die Hälfte seiner Oberfläche erfassen.
Auch die zweite Merkur-Sonde war im Auftrag der NASA unterwegs: Messenger (Mercury Surface, Space Environment, Geochemistry and Ranging) umkreiste 2011 bis 2015 den Merkur. Nachdem sie ihren letzten Treibstoff verbraucht hatte, schlug sie auf dessen Oberfläche auf. Messenger untersuchte die geochemische Zusammensetzung und Geologie von Merkur, den Planetenkern sowie die Polkappen.
BepiColombo wiegt über vier Tonnen und hat rund 1,3 Milliarden Euro gekostet. Eigentlich war der Start schon für 2013 vorgesehen, doch technische Probleme bei der Entwicklung hitzeresistenter Bauteile verzögerten die Mission.
Giuseppe "Bepi" Colombo und der erste Flug zum Merkur
Mariner 10 war die erste Raumsonde, die ein Swingby-Manöver an einem anderen Planeten vollführte, nämlich an der Venus. Bei einem solchen Manöver wird das Gravitationsfeld eines Planeten genutzt, um einer Raumsonde eine Richtungsänderung mitzugeben, um sie zu beschleunigen oder abzubremsen. Um eine Sonde in die Nähe des Merkurs zu bringen, muss man ihre Fluggeschwindigkeit mit solchen Manövern um etwa 60 Prozent verringern. Die erste derartige Flugbahn wurde von dem italienischen Ingenieur und Mathematiker Giuseppe "Bepi" Colombo (1920-1984) für Mariner 10 vorgeschlagen. Er war auch wesentlich an der Planung der NASA-Mission beteiligt.