ARD alpha Uni Berufsschullehrer:in studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 15.11.2023

Lehrer:innen für Berufsschulen werden bundesweit dringend gesucht! Wenn du Lust hast, Jugendlichen theoretisches Wissen für einen Ausbildungsberuf zu vermitteln, dann bist du hier richtig. Durch Sondermaßnahmen kannst du mit einem Fachstudium und zwei Jahren Referendariatszeit als Quereinsteiger:in durchstarten.

Paul Merlin Kreitmair, Student für Berufsschullehramt an der TU Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Thomas Kühnemund

Zulassungsvoraussetzungen viele Wege ins Berufsschullehramt

In der Regel brauchst du für dieses Studium die Allgemeine Hochschulreife. Du kannst aber auch mit einer einschlägigen fachgebundenen Hochschulreife, also einem Fachabitur, oder einer vom jeweiligen Kultusministerium anerkannten Berufsausbildung mit Meisterabschluss und entsprechender Berufserfahrung zum Studium zugelassen werden. In der Regel bieten nur Universitäten das Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen an. Zusätzlich gibt es auch entsprechende Studiengänge zur Handelslehrerin und zum Handelslehrer oder Berufspädagogin und Berufspädagogen.

Fächerkombis mit NC
Dass trotz Lehrer:innen-Mangel in allen Bundesländern einzelne Fächerkombinationen mit der Zulassungsbeschränkung (NC) belegt sind, hängt von der jeweiligen Hochschule bzw. Universität und der Anzahl der zu vergebenen Studienplätze ab. Um mehr zu erfahren, wendest du dich am besten direkt an die jeweilige Studienberatung deiner Wunsch-Uni oder -Hochschule, denn der NC kann sich jedes Semester verändern. 

Als Quereinsteiger Berufsschullehrer:in werden
Auch als Quereinsteiger kannst du Berufsschullehrer:in werden, ohne dabei ein Lehramtsstudium absolviert zu haben. Du musst je nach Bundesand dafür einen Hochschulabschluss mit mindestens 7 oder 8 Semestern Regelstudienzeit erfolgreich abgeschlossen haben und zusätzlich zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen. Für Quereinsteiger:innen ohne Lehramtsqualifikation haben viele Hochschulen Weiterbildungsstudiengänge im Studienangebot. Anschließend startest du in deine Referendariatszeit wie alle anderen Studierenden, die auf klassischem Weg mit Staatsexamen oder Masterabschluss Lehrer:in werden möchten.

Sondermaßnahmen durch die Kultusministerien der Länder machen den Quereinstig noch leichter. Für das Schuljahr 2024/2025 wird daran noch gearbeitet. Zum Beispiel gab es für die Einstellung in den Vorbereitungsdienst zum 12. September 2023 in diesen Fachrichtungen Bewerbungsmöglichkeiten laut dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus in diesen Bereichen:

  • Bautechnik
  • Elektro- und Informationstechnik
  • Agrarwirtschaft
  • Informationstechnik mit Schwerpunkt Informatik
  • Druck- und Medientechnik
  • Labor- und Prozesstechnik (einschließlich Chemie sowie Umwelttechnik und regenerative Energien)
  • Sozialpädagogik
  • Physik

Ganz ohne Studium ins Berufsschullehramt
Du hast gute Chancen auch ganz ohne Studium an Berufsschulen Lehrer:in zu werden. Mit einer abgeschlossenen Aufstiegsfortbildung zum Meister, Techniker oder auch Fachwirt und mehrjähriger Berufserfahrung wirst du als zukünftige Lehrkraft an Berufsschulen sehr geschätzt. Du musst zu deinem Knowhow nur noch eine einjährige wissenschaftliche Ausbildung in Deinem Fachbereich ablegen. Wenn du das alles vorweisen kannst, startest du auch in deinen Vorbereitungsdienst bzw. dein Referendariat.

Studiendauer

Abschluss mit Staatsexamen
Das Studium Lehramt an berufsbildenden Schulen kannst du wie Paul mit einer Ersten Staatsprüfung nach 10 Semestern beispielsweise an der TU Dresden abschließen. Ein wichtiger Bestandteil der Prüfung ist am Ende des Studiums eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Anschließend beginnt dein Vorbereitungsdienst bzw. Referendariat. In Sachsen ist das die zweite Phase des Studiums, nach der du die Zweite Staatsprüfung machst, anschließend liegt in der dritten Phase dein Berufseinstieg. Das Bestehen der Zweiten Staatsprüfung berechtigt dich als Lehrer:in an einer staatlichen Schule zu unterrichten.

Spezielles Angebot an der TU Dresden: Du kannst einen zusätzlichen Abschluss in einem Lehrberuf mit dem kooperativen Studienmodell (KAtLA - Kooperative Ausbildung im technischen Lehramt) machen. Das Studium wird praktisch durch eine Berufsausbildung erweitert. Du kannst hierzu in einem anerkannten Ausbildungsberuf des entsprechenden Berufsfeldes bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) bzw. bei der Handwerkskammer (HWK) eine externe Prüfung ablegen.

Bachelor- und  Masterabschluss
Das Studium Berufsschullehramt dauert in der Regel auch hier insgesamt 10 Semester. 6 Semester studierst du im Bachelor, schließt mit der Bachelorarbeit ab und bekommst den Bachelor of Education (B.Ed.). Um Berufserfahrung zu sammeln, nimmst du neben den Vorlesungen und Seminaren an der Hochschule an einem 2- bis 4-wöchigen Eignungs- und Orientierungspraktikum teil.  Dann vertiefst du in 4 Semestern im Masterstudium dein Fachwissen und schließt mit der Masterarbeit zum Master of Education (M. Ed.) ab.

Bevor du dich endgültig Berufsschullehrer:in nennen kannst, musst du je nach Bundesland noch ein 18- bis 24-monatiges Referendariat bzw. den Vorbereitungsdienst einrechnen.
Egal welchen Weg du hier gehst, dauert deine Ausbildung in allen Bundesländern zum Berufsschullehrer durchschnittlich etwa 6,5 bis 7 Jahre.

Große Auswahl an Studienfächern

Bei dem Studium Berufsschullehramt hast du unterschiedlichste Fächer zur Auswahl, von denen du in der Regel zwei auswählst und miteinander kombinierst. Somit hast du die Möglichkeit, deine Fächerkombi genau nach deinen Interessen und Stärken zu wählen.

Hier eine Auswahl zwischen beruflichen Fachrichtungen und allgemeinen Unterrichtsfächern:
Berufliche Fachrichtungen (Bereich, in dem später die Schüler:innen arbeiten)

  • Elektrotechnik
  • Informationstechnik
  • Holztechnik
  • Maschinenbautechnik
  • Chemietechnik
  • Hauswirtschaftswissenschaft
  • Ernährungswissenschaft
  • Gesundheit und Pflege
  • Sozialpädagogik

Berufsunabhängige Schulfächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Mathematik
  • Physik
  • Biologie
  • Geschichte
  • Sozialkunde
  • Politik
  • Russisch
  • Spanisch
  • Italienisch

Neben deinen Unterrichtsfächern sind spezielle Vorlesungen für angehende Lehrer:innen  zum Thema Fachdidaktik, Bildungswissenschaften, Berufspädagogik sowie Deutsch für Schüler mit Zuwanderungsgeschichte Voraussetzung, um zum Referendariat zugelassen zu werden. Hier werden die Skills erlernt, unterschiedlichen Schülern in der Klasse die Lerninhalte bestmöglich näherzubringen und Konfliktsituationen zu lösen bzw. zu vermeiden. Auch den richtigen, angemessenen Umgang mit Schülerinnen und Schülern anderer Kulturkreise erlernst du hier. Und du beschäftigst dich mit Inklusion.

Elektrotechnikvorlesung brutales Fachchinesisch

Paul Merlin Kreitmair, Student für Berufsschullehramt an der TU Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Thomas Kühnemund

"Es passiert allgemein schon recht häufig, dass man bei Elektrotechnik bei der Art der Vorlesung irgendwann abschaltet und nicht mehr wirklich weiß, wo man gerade ist. Und das ist dann brutales Fachchinesisch. Nachher stellt man fest, so krass ist es gar nicht. Es ist schon machbar. Es ist schon verstehbar, wenn man gewissen Fleiß mitbringt. Und das geht auch wirklich in die Tiefe. Wenn man das zulässt und versucht, diese Tiefe zu verstehen, hat man so eine gewisse Grundlage, ein gewisses Grundverständnis von etwas, mit dem man verschiedene Zusammenhänge versteht oder akzeptieren kann. Das hilft mir dann auch später für mein Lehrerdasein wahrscheinlich sehr viel, damit ich die Schüler später fachlich richtig unterrichten kann und ihnen auch Zusammenhänge erklären kann."

Paul im 5. Semester, Studium Lehramt für Berufsbildende Schulen an der TU Dresden

Blockpraktika am Beispiel der TU Dresden

Das vierwöchige Blockpraktikum A wird mit insgesamt 150 Stunden ab dem 3. Semester in den Bildungswissenschaften abgelegt. Es wird in universitären Veranstaltungen vor- und nachbereitet.
Ab dem 5. Semester gibt es schulpraktische Übungen in der ersten Fachrichtung (Berufsfelddidaktik) und zweiten Fachrichtung bzw. im Fach (Berufsfelddidaktik/Fachdidaktik) jeweils zu 150 Stunden. Sie sind semesterbegleitend und finden in Kleingruppen statt, z. B. in Form von Hospitationen. Dabei testest du dich in konkreten Unterrichtsabläufen. Du bekommst hier Kompetenzen zur Planung, Durchführung und Auswertung deines Unterrichts. Dabei wirst du durch schulische Mentorinnen und Mentoren und universitäre Betreuerinnen bzw. Betreuer begleitet.
Ab dem 7. Semester hast du die Blockpraktika B mit jeweils 150 Stunden in deiner ersten und zweiten Fachrichtung bzw. Faches. Das zählt wieder zur Berufsfeld- bzw. Fachdidaktik.

Alle Unterlagen zu den Praktika können nach Anmeldung im Praktikumsportal des Freistaates Sachsen heruntergeladen werden.

Traumberuf Lehrer:in

Paul Merlin Kreitmair, Student für Berufsschullehramt an der TU Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Thomas Kühnemund

"Lehrer wollte ich schon immer werden, seit ich in der dritten Klasse bin. Das stand bei mir schon immer auf der Agenda. Letztendlich kam dann nach dem Abitur der Wunsch dann noch dazu, eine Ausbildung zu machen, wo ich mich ein bisschen in die Elektrotechnik verliebt habe. Und jetzt nehme ich die zwei Welten zusammen und will die Schnittmenge. Jetzt werde ich Berufsschullehrer für Elektrotechnik."

Paul im 5. Semester, Studium Lehramt für Berufsbildende Schulen an der TU Dresden

Welche Skills brauchst du?

  • Durchsetzungsvermögen
  • Kommunikationsstärke
  • Disziplin
  • Organisationstalent
  • Eigenmotivation
  • Belastungsfähigkeit mit guten Nerven
  • Sozialkompetenz
  • Teamfähigkeit

Wunsch nach Wertschätzung der Schüler:innen

Paul Merlin Kreitmair, Student für Berufsschullehramt an der TU Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Thomas Kühnemund

"Bei Lehrern ist mir generell wichtig, dass wir den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe begegnen, dass wir sie auch wertschätzen. Letztendlich sind sie auch junge Kolleginnen und Kollegen, die nur noch nicht so viel Erfahrung haben, wie Lehrkräfte oder andere aus Betrieben. Und wenn eine gewisse Wertschätzung da ist, eine Wertschätzung der Arbeit der Azubis und auch eine gewisse Wertschätzung von deren Wissensstand, wo sie gerade sind, da kann dann einfach viel entstehen. Das tut den Schülern sehr gut und das will ich als Lehrer später auch mal umsetzen. Das habe ich bei vielen meiner Vorbild-Lehrer auch so wahrgenommen."

Paul im 5. Semester, Studium Lehramt für Berufsbildende Schulen an der TU Dresden

Karriere

Neben der Berufsschule kannst du mit deiner Qualifikation für das Berufslehramt an verschiedenen berufsbildenden Schulen unterrichten, zum Beispiel an:

  • Berufsoberschule
  • Berufliches Gymnasium
  • Fachoberschule
  • Berufskolleg
  • Berufsfachschule

Durch die Chance auf eine Verbeamtung setzt du auf einen krisensicheren Job mit gesicherter Rente. Du hast regelmäßig über das Jahr verteilt Schulferien, in denen du Urlaub machen kannst. Deine zu vermittelnden Lerninhalte sind im Gegensatz zu anderen Schularten sehr praxisbezogen und nicht nur theoretisch. Ein großer Vorteil beim Arbeiten als Berufsschullehrer:in ist, dass du keine Erziehungsarbeit mehr leisten musst, deine Schüler:innen sind meist schon erwachsen. So hast du auch nicht mehr den intensiven Elternkontakt, wie es in anderen Lehramtsbereichen üblich ist. Und du kannst bei deinem Beruf ein gutes Gefühl haben, du hilfst in Zeiten des Fachkräftemangels zukünftige Arbeitskräfte auszubilden.

Unterschied zwischen Gymnasial- und Berufsschullehrer:in

Paul Merlin Kreitmair, Student für Berufsschullehramt an der TU Dresden | Bild: Bayerischer Rundfunk/BR/Thomas Kühnemund

"In der Ausbildung können Leute sitzen, die haben Abitur, den Realschulabschluss, einen Hauptschulabschluss eventuell sogar Studienabbrecher, die schon fünf Semester studiert hatten. Die Schwierigkeit dabei ist natürlich, dass es ein ganz unterschiedliches Niveau ist.  Es geht jetzt nicht um einen Hauptschulabgänger-Vergleich mit einem Studienabbrecher, der schon vier Semester Elektrotechnik studiert hat. Die Schwierigkeit besteht darin, die Klasse als Ganzes mitzunehmen, um alle anzusprechen und im Unterricht aktiv zu halten. Diese krasse Heterogenität, die habe ich nicht in allgemeinbildenden Schulen."

Paul im 5. Semester, Studium Lehramt für Berufsbildende Schulen an der TU Dresden

Verdienst verbeamtet oder angestellt

Als Berufsschullehrer:in hast du wie in jedem anderen Lehrer:innen-Beruf die Chance auf eine Verbeamtung, wenn du eine freie Planstelle findest. In diesem Fall bist du der Besoldungsgruppe A 13 zugeordnet und verdienst brutto je nach Bundesland zwischen 3.893 Euro (Mecklenburg-Vorpommern) und 4.774 Euro (Bayern) als Einstiegsgehalt. Im Saarland verdienst du am wenigsten mit einem Bruttogehalt von 3.907,59 Euro.

Mit wachsender Berufserfahrung hast du sogar die Möglichkeit, über 5.000 Euro brutto monatlich zu verdienen. Nach etwa 20 Jahren kannst du als Berufsschullehrer:in mit 5.400 Euro brutto monatlich rechnen. Das hängt auch wieder vom Bundesland ab. In Berlin kannst du bis auf 6.290 Euro brutto kommen.

Bist du in einem befristeten oder unbefristeten Angestelltenverhältnis nach dem jeweiligen Tarifvertrag für die Länder tätig, dann erhälst du eine Vergütung nach Entgeltgruppe E 13 und verdienst durchschnittlich 4.113 Euro bis 5.982 Euro brutto monatlich mit höheren steuerlichen Abgaben als ein verbeamteter Lehrer. Das Einkommensniveau kannst du mit dem Lehramt für Gymnasien vergleichen.

(Quelle: Bundesagentur für Arbeit und Academics.de)