ARD alpha Uni Elektrotechnik studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 17.04.2023

Ohne Mathe, Physik und Informatik geht nichts im Studium Elektrotechnik. Interessierst du dich für technisches Design, hast du Lust zu tüfteln und zu basteln, an erneuerbaren Energien zu forschen oder gleich die Welt zu retten, dann bist du im Fachbereich Elektrotechnik richtig.

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe. | Bild: BR/Adrian Vogler

Zulassung mit Abitur, Fachhochschulreife, Fachgebundene Hochschulreife

Für ein Elektrotechnik-Studium brauchst du die Allgemeine oder die Fachhochschulreife bzw. Fachgebundene Hochschulreife. Es gibt wie in anderen Ingenieurstudiengängen auch, an einigen Hochschulen die Möglichkeit als Meister oder als beruflich Qualifizierte zu studieren. Einige Studiengänge sind mit dem Numerus Clausus (NC) belegt. Der Notendurchschnitt variiert von Semester zu Semester und liegt zwischen 2,1 und 3,6.
Nach einem erfolgreich absolvierten Eignungstest können Bewerber:innen mit Fachhochschulreife zum Beispiel an der DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) auch berücksichtigt werden.
Viele Hochschulen bieten Vorbereitungskurse in Mathematik und Physik vor dem offiziellen Beginn des Studiums an. Es  sind keine verpflichtenden Veranstaltungen, helfen aber für den Studienstart und machen deutlich, was in den Fächern erwartet wird. Solide, gute Kenntnisse in Mathematik und Physik sind die Grundlage des Elektrotechnik Studiums, ohne die kommst du in diesem Studium nicht weit. 

Für einen Master in Elektrotechnik brauchst du einen qualifizierten Bachelorabschluss. Hier kann auch eine Mindestabschlussnote des abgeschlossenen Studiums verlangt werden. An einigen Hochschulen ist der Master mindestens zur Hälfte auf Englisch bzw. rein auf Englisch!!

Gut zu wissen: Master am KIT zu mindestens 60 % Unterricht auf Englisch.
Das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) will in den nächsten Jahren komplett auf Englisch
umstellen.

Das KIT ist im Jahr 2009 durch den Zusammenschluss des Forschungszentrums Karlsruhe und der Universität Karlsruhe entstanden, es ist die Forschungsuniversität der Helmholtz-Gemeinschaft und zählt als Exzellenzuniversität zu den besten Universitäten und Forschungseinrichtungen der Welt.

Studiendauer und Abschluss

In der Regel dauert ein Studium der Elektrotechnik zwischen 6 und 9 Semestern und wird zum Ende mit einer Bachelorarbeit, in der du eine wissenschaftliche Fragestellung bearbeitest, abgeschlossen. Danach bekommst du von der Hochschule entweder den akademische Grad des Bachelor of Science (B.Sc.)Bachelor of Arts (B.A.) oder Bachelor of Engineering (B.Eng.) verliehen.

Auf den Bachelor aufbauend bekommst du in 3 bis 4 Semestern mit einem weiterführenden Masterstudiengang und erfolgreicher Masterarbeit den Abschluss Master of Science (M.Sc.)Master of Arts (M.A.) oder Master of Engineering (M.Eng.).

Es gibt eine riesige Auswahl an Elektrotechnik-Studiengängen deutschlandweit. Laut Studycheck.de gibt es für Elektrotechnik 198 Studiengänge an 95 Hochschulen (Stand: 2023). Die meisten davon werden in Vollzeit angeboten, doch es existieren auch duale Studienangebote sowie Möglichkeiten in Teilzeit und berufsbegleitend zu studieren. Beim Dual-Studium machst du neben deinem Studium noch eine Ausbildung zum Beispiel als Elektroniker. Oft findest du bei deiner Suche nach einem Elektrotechnikstudium an vielen Hochschulen auch die Kombination Elektro- und Informationstechnik.

Beispiel für dualen Studiengang am KIT mit Abschluss Bachelor of Engineering (B.Eng.)

Am KIT wird der duale Studiengang Elektrotechnik in Zusammenarbeit mit der DHBW (Duale Hochschule Baden-Württemberg) Karlsruhe oder Mannheim mit drei verschiedenen Schwerpunkten (Automation, Nachrichtentechnik sowie Elektrische Energietechnik) angeboten. Du bekommst während der Theoriephase deines Studiums grundlegende Inhalte in den Bereichen Mathematik, Physik, Elektrotechnik, Messtechnik und Informatik vermittelt. Je nach Schwerpunkt werden die Grundlagen der Elektrotechnik mit weiteren Inhalten ergänzt.  Während der Praxisphase werden die gelernten Inhalte erweitert und vertieft. Hier gehören die Entwicklung von Software z.B. für Mikrocontroller, FPGAs oder Steuerungssysteme genauso dazu wie die Entwicklung elektronischer Schaltungen, deren Inbetriebnahme und messtechnische Charakterisierung. Im Laufe der Praxisphase bekommst du erste eigenständige Aufgaben im Rahmen aktueller Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zugeteilt, die dich auf die zukünftigen Herausforderungen des Berufs vorbereiten.

Wenn Du dich für ein Lehramtsstudium entscheidest, schließt Du dieses mit dem Bachelor of Education (B.Edu.) oder bei einem Master Studium mit dem Master of Education (M.Edu.) ab. Ein Lehramtsstudium umfasst meist zwei Teilstudiengänge, so studierst Du nicht nur Elektrotechnik, du musst aus verschiedenen Fächern ein zweites auswählen wie zum Beispiel Chemie, Deutsch, Physik oder Sport.

Tipp fürs Studium Von Anfang an Praxisbezug suchen

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe | Bild: BR | Adrian Vogler

"Wenn man vielleicht schon ein bisschen fortgeschritten ist, im Semester, macht nebenbei in einer Hochschulgruppe mit oder einen Hiwi Job. An der Universität ist es oft so, dass das Studium sehr theoretisch ist und dass man relativ wenig Praxiserfahrungen an die Hand bekommt. Aber die meisten Universitäten bieten unendlich viele Möglichkeiten, also zum Beispiel hier. Am KIT gibt es Institute, die an allen möglichen topaktuellen Themen forschen. Und wenn man Zeit und wenn man Lust hat und anfragt, kann man da durchaus als Hiwi coole Projekte machen. Kann daran mitarbeiten, lernt unglaublich viel. Natürlich ist es noch mal eine Extra-Belastung zusätzlich zu den Klausuren. Aber es lohnt sich auf jeden Fall, die Zeit zu investieren."

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe

Studieninhalte Worum geht es beim Studium der Elektrotechnik?

Zusammen mit Maschinenbau und Bauingenieurwesen gehört Elektrotechnik zu den drei klassischen Ingenieurwissenschaften. Naturwissenschaften und Technik greifen stark ineinander. Die ersten vier Semester des Bachelors werden von Grundlagenkenntnissen in Mathematik, Physik und Informatik, Elektrotechnik und Elektronik bestimmt. Das ist die härteste Zeit des Studiums.

In den späteren Semestern wird viel Wert auf theoretisches Wissen, beispielsweise in folgenden Schwerpunkten gelegt:

  • Mess- und Regelungstechnik
  • Mikrocontrollersysteme
  • Digitale Systeme
  • Energietechnik
  • Informatik


Neben den einzelnen Pflichtmodulen belegst du im Elektrotechnikstudium auch Wahlpflichtfächer wie Robotik, Kommunikationsnetze oder auch Optoelektronik.
Um dich je nach Interesse zu spezialisieren, kannst du in höheren Semestern deinen Studienschwerpunkt setzen zum Beispiel in:

  • Automatisierungstechnik
  • Nachrichtentechnik
  • Energietechnik
  • Informationstechnik


Masterstudiengang

Im Masterstudium kannst du dich in ganz unterschiedlichen Vertiefungsrichtungen spezialisieren. Regenerative Energiesysteme und theoretische Elektrotechnik sind genauso Schwerpunkte wie Embedded Systems oder Smart Grids. Das Berufsbild des Elektrotechnikers oder der Elektrotechnikerin hat eine sehr große Bandbreite.

Beispiele für Spezialisierungen im Master am IHE (Institut für Hochfrequenztechnik) des KIT

  • Hochfrequenztechnik
  • Mikro- und Nanoelektronik
  • Kommunikationstechnik
  • Information and Communication
  • Ausrüstungssysteme für Luft- und Raumfahrt
  • Sensorsysteme

Tipp fürs Studium Geh in jede Klausureinsicht!

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe | Bild: BR | Adrian Vogler

"So ein ganz einfacher Tipp ist, geht in jeder Klausureinsicht, die Leute, die das korrigieren, sind am Ende vom Tag auch nur Menschen, die vielleicht einen ganzen Stapel Klausuren vor sich haben und der muss jetzt noch bis heute Nachmittag fertig sein. Da können einfach Fehler passieren. Das ist menschlich, aber geht rein, zählt die Punkte nach, vergleicht mit der Musterlösung, und es kann durchaus mal vorkommen, dass man dann vielleicht noch den einen oder anderen Punkt ausdiskutieren kann oder vielleicht noch eine Note besser bekommt. Und es lohnt sich, auf jeden Fall noch einmal zur Uni zu fahren für die Klausur Einsicht."

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe

Welche Skills brauchst du für ein Elektrotechnikstudium?

  • Großes Interesse an Naturwissenschaft und Technik
  • Mathematische und physikalische Fähigkeiten
  • Interesse an Informatik
  • Begeisterung für Elektrotechnik
  • Grundsätzliches Technikverständnis mit Lust zum Tüfteln
  • Analytische Fähigkeiten
  • Kommunikationsstärke in Teamarbeit

Kreative Mathefreaks willkommen Für wen macht Elektrotechnik Sinn?

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe | Bild: BR | Adrian Vogler

"Elektrotechnik bietet sich vor allem für die an, die natürlich erstmal Spaß an Mathe und Physik haben. Das ist vor allem für das Studium die Grundvoraussetzung, auch wenn später im Job nicht mehr ganz so viel Mathe mit Stift und Papier gefordert ist. Aber fürs Studium ist es auf jeden Fall essenziell. Ansonsten für Leute, die kreativ sind, die sich gerne in Sachen reindenken, die gerne Probleme lösen und die gerne kreative Lösungswege, neue Lösungswege für Probleme finden möchten."

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe

Frauenquote Elektrotechnik komplett abgehängt von Informatik

Unter Erstsemestern in der Elektro- und Informationstechnik liegt die Frauenquote 2023 immer noch bei um die 17 Prozent (im Vergleich  2008 waren es noch unter 10 Prozent).  Im Vergleich dazu ziehen aber Studiengänge wie „Medizintechnik“ oder „Regenerative Energien“ deutlich mehr Frauen an. Laut der VDE Studie „Arbeitsmarkt 2022 – Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure: Zahlen, Fakten, Schlussfolgerungen“ sinkt das Interesse an Elektrotechnik seit Jahren, während in Informatik die Studierendenzahlen stetig steigen.

Beruf und Karriere

Den typischen Elektroingenieur oder die typische Elektroingenieurin wie früher gibt es nicht mehr. Die Digitalisierung macht alles möglich, die Branche entwickelt sich stetig weiter. Elektromobilität, Industrie 4.0, Smart-Grids, wie auch die Energiewende mit rasanten Entwicklungen zu erneuerbaren Energien, um nur einige Bespiele aufzuzählen, bringen neue Jobs mit sich.

Der MINT-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass sich 2023 der größte Engpass bei den Energie-/Elektroberufen befindet. Die Lücke zwischen den Absolvent:innenzahlen an Hochschulen und dem steigenden Bedarf an Elektroingenieur:innen nimmt laut dem Verband Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) „dramatische Ausmaße“ an, so die VDE Studie „Arbeitsmarkt 2022 – Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure: Zahlen, Fakten, Schlussfolgerungen“. Der Arbeitsmarkt für Elektroingenieur:innen ist krisensicher und robust, trotzdem besteht ein sinkendes Interesse an Studiengängen wie Elektro- und Informationstechnik. Hohe Durchfallquoten und Abbruchzahlen machen dringend Maßnahmen erforderlich.

Um nur einige weitere Berufsbilder zu nennen: die einen Ingenieure entwickeln LED- und Laserlichter, die anderen ganze Produktionsstraßen für Neuwagen. Genauso werden Ingenieure benötigt um Ladesysteme für Elektroautos zu entwickeln, während andere wiederum Klemmen oder Hörgeräte konstruieren. Zusammengefasst kommen Ingenieure der Elektrotechnik in fast jeder Branche unter, wie zum Beispiel in:

  • Automobilindustrie
  • Metallindustrie
  • Elektrotechnik
  • Feinmechanik
  • Luft- und Raumfahrt
  • Medizintechnik
  • Life Science
  • Pharmaindustrie
  • Kommunikations- und Nachrichtentechnik
  • Logistik
  • Bauindustrie
  • ITK
  • Wissenschaft und Forschung
  • Energiewirtschaft
  • Konsumgüter
  • Optik
  • Chemie
  • Maschinen- und Anlagenbau

Promotion als Ziel Wie sieht Kai seinen beruflichen Weg?

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe | Bild: BR | Adrian Vogler

"Ich spiele mit dem Gedanken, an der Universität zu bleiben für eine Promotion, weil ich arbeite jetzt schon seit knapp einem Jahr hier als Hiwi, seit meiner Zeit, als ich meine Bachelorarbeit abgegeben habe. Die Arbeitsatmosphäre ist gut. Der Professor ist sehr gut, und ich weiß, dass ich hier sehr gut aufgehoben bin. Langfristig könnte ich mir vielleicht vorstellen, mit dem, was ich mache, also Hochfrequenztechnik, Kommunikation, Rader, vielleicht ein bisschen in Richtung Raumfahrt zu gehen, das würde mich interessieren."

Kai, Masterstudent Elektrotechnik am Institut für Hochfrequenztechnik, KIT Karlsruhe

Gehalt

Bachelorabsolvent:innen können am Anfang im Durchschnitt mit einem Bruttojahresgehalt von 44.800 Euro rechnen. Bei Masterabsolvent:innen liegt das durchschnittliche Bruttojahresgehalt bei 49.700 Euro immer abhängig von der Unternehmensgröße und der Region. Und je größer ein Unternehmen ist, desto höher kann das Einstiegsgehalt sein. Mit Promotion hast du Chancen im Schnitt gleich ein Bruttojahresgehalt von 60.100 Euro zu bekommen. Das kann locker bis auf 64.100 Euro steigen.

Ein Bruttojahresgehalt von mindestens 92.400 Euro kannst du nach 10 erfolgreichen Berufsjahren verdienen, immer abhängig von Branche, Ort und Größe des Unternehmens.

Quelle: Entgeltatlas Bundesagentur für Arbeit kombiniert mit Gehaltsreport für Absolvent:innen 2020/2021sowie der Studie für Ingenieureinkommen (ingenieur.de).