ARD alpha Uni Berufsschullehrerin
Hast du das Zeug, Jugendliche zu unterrichten, die selbst schon arbeiten, die nur ein paar Jahre jünger sind als du? Dann checke doch mal, ob der Job als Berufsschullehrer:in das Richtige für dich ist? Du kannst auch als Quereinsteiger:in in diesem Beruf durchstarten, sogar ohne Studium.
Zulassungsvoraussetzungen
In der Regel brauchst du einen Abschluss im Lehramtsstudium für berufsbildende Schulen mit dem ersten und zweiten Staatsexamen oder einen Bachelor bzw. Masterabschluss in einem Studiengang zur Handelslehrerin und zum Handelslehrer oder Berufspädagogin und Berufspädagoge. Das Studium dauert, egal auf welches Lehramt du studierst, zehn Semester. Bei der Kombi Bachelor of Education (B.Ed.) in 6 Semestern und mit Bachelorarbeit oder Masterstudium in 4 Semestern mit Masterarbeit musst du noch ein Eignungs- bzw. Orientierungspraktikum machen, das 2 bis 4 Wochen dauert.
Ohne Referendariat oder Vorbereitungsdienst geht nichts!
Je nach Bundesland musst du 18 bis 24 Monate im Referendariat bzw. dem Vorbereitungsdienst verbringen, bevor du dich endgültig Berufsschullehrer:in nennen kannst.
Mit 6,5 bis 7 Jahren ist die Ausbildung zur Berufsschullehrerin bzw. zum Berufsschullehrer in allen Bundesländern ein langer Weg.
Als Quereinsteiger mit Studium Berufsschullehrer:in werden
Als Quereinsteiger:in im Berufsschullehramt kannst du dich ganz ohne Lehramtsstudium bewerben. Du musst zwei Jahre Berufserfahrung nachweisen und je nach Bundesland musst du einen Hochschulabschluss mit mindestens 7 oder 8 Semestern Regelstudienzeit erfolgreich abschließen. Viele Hochschulen haben zum Quereinstieg ohne Lehramtsqualifikation sogenannte Weiterbildungsstudiengänge im Studienangebot. Hier werden dir die Bildungswissenschaften wie Didaktik nähergebracht. Wie alle anderen Studierenden gehst du dann den klassischen Weg über die Referendariatszeit von 18 bis 24 Monaten je nach Bundesland.
Sondermaßnahmen durch die Kultusministerien der Länder machen den Quereinstig seit 2023 noch leichter. Für das Schuljahr 2024/2025 wird daran noch gearbeitet.
Zum Start des Referendariatsam 12. September 2023 gab es laut dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus in unterschiedlichsten Fachrichtungen Bewerbungsmöglichkeiten. Dazu gehören:
- Agrarwirtschaft
- Bautechnik
- Druck- und Medientechnik
- Elektro- und Informationstechnik
- Informationstechnik mit Schwerpunkt Informatik
- Labor- und Prozesstechnik (einschließlich Chemie sowie Umwelttechnik und regenerative Energien)
- Physik
- Sozialpädagogik
Nachdem überall Lehrer:innen-Mangel besteht, lohnt es sich auf jeden Fall auch für andere Fächer bei dem jeweiligen Bildungsministerien der Länder nachzufragen.
Als Meister, Fachwirt oder Techniker ganz ohne Studium ins Berufsschullehramt
Du kannst auch ganz ohne Studium an Berufsschulen Lehrer:in werden. Wenn du selbst eine Ausbildung hast und danach einen Meister, einen Fachwirt oder einen Techniker aufgesetzt hast, und schon mehre Jahre Berufserfahrung hast, bist du mit deinem vertieften Fachwissen an Berufsschulen willkommen. Wenn du auch eine einjährige wissenschaftliche Ausbildung in deinem Fachbereich ablegst, dann kannst du wie alle anderen Lehramtsanwärter in deine Referendariatszeit starten.
Es lohnt sich auch an privaten Berufsschulen zu checken, ob sie dich bedingt durch den extremen Lehrermangel nach einem mehrmonatigen Praktikum, indem du bei einer Lehrkraft mitläufst, auch schon als Lehrer:in sehen würden. An privaten Schulen ist das Gehalt meist geringer als an städtischen und staatlichen Berufsschulen. Wenn dein Herz fürs Lehrer:in sein schlägt, ist das vielleicht eine Alternative.
Das Besondere am Berufsschullehramt
"Die Verbindung zwischen Theorie und Praxis ist im beruflichen Lehramt super spannend. Auf der anderen Seite haben wir hier wirklich ganz, ganz unterschiedliche Klassen und Menschen vor uns. Wir haben unterschiedliche Schulabschlüsse, unterschiedliche Altersgruppen. Wir haben eine sehr, sehr heterogene Zusammensetzung innerhalb dieser Klassen. Und eigentlich ja, diese Menschen befinden sich in spannendsten Lebensphasen. Eigentlich begleiten wir sie durch so eine berufliche Ausbildung beim Erwachsenwerden direkt bei der beruflichen Ausbildung, beim Eintritt in die Gesellschaft."
Verena Stößl, Berufsschullehrerin an der Städtischen Berufsschule für Spenglerhandwerk, Umwelt und Versorgungstechnik in München
Welche Skills brauchst du?
- Flexibilität
- Humor
- Organisationstalent
- Durchsetzungsvermögen
- Kommunikationsstärke
- Menschlichkeit
- Belastungsfähigkeit mit guten Nerven
- Sozialkompetenz
- Empathie und Verständnis für die unterschiedlichsten Charaktere
- Teamfähigkeit
Eingehen auf Multi-Kulti-Klassen
"Gerade hier in der Klasse haben wir eine sehr, sehr große kulturelle Vielfalt. Wir haben unterschiedliche Migrationshintergründe, daher auch unterschiedliche Muttersprachen. Da haben wir natürlich neben dem fachlichen Inhalt hier auch die spezielle Aufgabe, die Sprache so zu vermitteln, dass sie auch ankommt, dass diese Sprachbarriere umgangen wird. Manche übersetzen sich gegenseitig. Da wird es wahrscheinlich jetzt im Laufe des Jahres so sein, dass ich sprachsensibler unterrichte beziehungsweise darauf achte, dass für die Schüler, die eben in einer Sprache Schwierigkeiten haben, die sich mit der deutschen Sprache schwertun, die Unterlagen sprachsensibler werden."
Verena Stößl, Berufsschullehrerin an der Städtischen Berufsschule für Spenglerhandwerk, Umwelt und Versorgungstechnik in München
Karriere
Mit deiner Qualifikation für das Berufsschullehramt kannst du an unterschiedlichsten berufsbildenden Schulen unterrichten, zum Beispiel an:
- Berufsschule
- Berufsoberschule
- Berufliches Gymnasium
- Fachoberschule
- Berufskolleg
- Berufsfachschule
Durch diese vielen Variationen kannst du dir überlegen, ob du lieber mit Gymnasiasten arbeiten willst, die alle auf einem ähnlichen Wissenslevel stehen, oder doch lieber in einer klassischen Berufsschule anfängst, wo das Schüler:innen-Klientel sehr breit gefächert ist. Hier können Schüler:innen aus der Mittelschule neben ehemaligen Studierenden sitzen, die sich doch für eine Berufsausbildung entschlossen haben. Die Alterssprünge in den Klassen können dann locker um die fünf Jahre liegen. Einen Vorteil hast du auf jeden Fall. Es sind alles keine Schüler:innen mehr, die du erziehen musst. Sie sitzen für ihre Berufsausbildung im Unterricht.
Durch die Chance auf eine Verbeamtung setzt du auf einen krisensicheren Job mit gesicherter Rente. Deine zu vermittelnden Lerninhalte sind im Gegensatz zu anderen Schularten sehr praxisbezogen und nicht nur theoretisch. Last but not least kannst du als Berufsschullehrer:in mit einem guten Gefühl arbeiten, du arbeitest in der Fachkräfte-Ausbildung, sie ist wichtiger denn je.
Wenn du dich nach dem Studium zur Berufsschullehrkraft doch anders entscheidest und nicht zu einer Schule gehen willst, gibt es auch viele andere Bereiche, in denen du dich bewerben kannst, immer abhängig von deinen Fächern, die du studiert hast:
- Lehrtätigkeiten an Kliniken/Reha-Zentren
- Lehrtätigkeiten an deutschen Schulen im Ausland.
- Sozialpädagogischer Bereich
- Beratungsbereich (beim Arbeitsamt oder Jugendamt)
- Personalmanagement
- Freie Wirtschaft im Bereich eines deiner Fächer
- Nachhilfeinstitute
- Kinder- und Hausaufgabenbetreuung.
- Sprachschulen bzw. ...
- Natur- und Umweltpädagogik.
- Museumspädagogik
Praktika sind das A und O
"Hilfreich für den Beruf und eigentlich schon während des Studiums war tatsächlich die Möglichkeit der ganz, ganz vielen Praktika, die nicht freiwillig waren, sondern von der Uni vorgeschrieben sind. Das bedeutet, dass man bereits während des Studiums vor einer Klasse steht, man hospitiert viel, man bewegt sich an Schulen, an unterschiedlichen, nicht nur an einer, und kann dann für sich selber schon mal abschätzen, ob man mit der Sparte Berufsschule etwas anfangen kann, ob das was für einen ist und welche Schulart einen am meisten anspricht."
Verena Stößl, Berufsschullehrerin an der Städtischen Berufsschule für Spenglerhandwerk, Umwelt und Versorgungstechnik in München
Verdienst verbeamtet oder angestellt
Wenn du dich grundsätzlich fürs Lehramt interessierst, kannst du das Einkommensniveau sicher mit dem Lehramt für Gymnasien vergleichen. In Grund- und Mittelschulen werden Lehrer:innen tendenziell auch nach der Gehaltsreform noch etwas schlechter bezahlt.
Je nachdem, ob du verbeamtet oder angestellt bist, richtet sich dein Gehalt nach der Besoldungsgruppe A 13. Brutto verdienst du je nach Bundesland zwischen 3.893 Euro (Mecklenburg-Vorpommern) und 4.774 Euro (Bayern) als Einstiegsgehalt im Monat. Im Saarland verdienst du am wenigsten mit einem Bruttogehalt von 3.907,59 Euro.
Bist du in einem befristeten oder unbefristeten Angestelltenverhältnis nach dem jeweiligen Tarifvertrag für die Länder tätig, dann erhälst du eine Vergütung nach Entgeltgruppe E 13 und verdienst durchschnittlich 4.113 Euro bis 5.982 Euro brutto monatlich mit höheren steuerlichen Abgaben als ein verbeamteter Lehrer.
Nach etwa 20 Jahren kannst du als Berufsschullehrer:in mit 5.400 Euro brutto monatlich rechnen. Das hängt auch wieder vom Bundesland ab. In Berlin kannst du bis auf 6.290 Euro brutto kommen.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit und Academics.de