Klimawandel Wetter ist nicht Klima!

Stand: 12.07.2022

Ist der Klimawandel schuld an Hitzewellen und Unwettern? Oder beweist ein kalter Tag im Sommer, dass es die Erderwärmung gar nicht gibt? So einfach ist das nicht: Wetter und Klima hängen zusammen, sind aber nicht dasselbe.

Wasserhose über dem Bodensee | Bild: dpa-Bildfunk/Dr. Christoph Sommergruber

Bei Extremwetter-Ereignissen wie tagelanger Hitze oder Dauerregen mit Überschwemmungen sind viele der Ansicht: "Das liegt am Klimawandel!" Andere behaupten hingegen, wenn es im August einige Tage ungewöhnlich kalt ist oder es im Winter viel schneit: "Seht ihr, die Erderwärmung gibt es gar nicht!" Beide Seiten liegen aber daneben. Sie bringen Wetter und Klima durcheinander und was die beiden unterscheidet.

Wetter ist das, was zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort in der Atmosphäre passiert. Die Sonne scheint, Wolken ziehen über den Himmel, der Wind weht, es regnet oder es schneit und es ist warm oder kalt. Das Wetter lässt sich inzwischen für den nächsten Tag ziemlich gut vorhersagen. Danach wird die Prognose aber mit jedem Tag immer unsicherer. Eine Prognose für das Wetter in einigen Wochen ist deshalb unmöglich. Das Wettergeschehen in der Atmosphäre ist äußerst komplex. Unzählige Faktoren sind dabei wirksam und beeinflussen einander. Kleine Veränderungen können große Auswirkungen auf das Wetter haben, auch an einem weit entfernten Ort.

Anschauen: Wetter ist nicht gleich Klima!

Klima ist dagegen das durchschnittliche Wetter über einen langen Zeitraum. 30 Jahre sind zum Beispiel eine Zeitspanne, die Klimawissenschaftler oft für Vergleiche nutzen. Bestimmen lässt sich das Klima mit Wetterbeobachtungen, die über Jahrzehnte gesammelt und statistisch ausgewertet werden. Tägliche Werte von Temperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlagsmenge werden dabei genauso berücksichtigt wie Extremwerte in Hitzephasen oder bei Starkregen. In ihrer Gesamtheit zeigen diese Daten, welches Klima an einem Ort oder in einer Gegend vorherrscht. Sie zeigen aber auch, dass sich das Klima ändert, und zwar weltweit: Es wird wärmer und wärmer.

Extremwetter: Hitze ist unsichtbar

Hitzewelle in Spanien | Bild: dpa-Bildfunk/Alvaro Barrientos

Wegen der Erderwärmung ist es an vielen Orten immer häufiger mehrere Tage lang sehr heiß. Das ist allerdings nur schwer zu vermitteln, denn Hitze lässt sich kaum auf Fotos festhalten. Sturm und Starkregen hinterlassen Bilder der Zerstörung. Auf einem Foto wie diesem während einer Hitzewelle in Spanien ist hingegen scheinbar nur der Himmel blau und die Sonne scheint. Die brütende Hitze bleibt für den Betrachter unsichtbar.

Klima: Statistik des Wetters

Auch das Klima lässt sich vorhersagen. Klimawissenschaftler können allerdings nicht das Wetter an einem bestimmten Tag in vielen Jahren prophezeien. Sie lesen aus den Wetterdaten Trends heraus und welche Folgen diese vermutlich haben. Klimamodelle sind viel komplexer als Wettermodelle, denn sie schauen Jahrzehnte in die Zukunft. Nicht nur das Geschehen in der Atmosphäre bestimmt langfristig das Klima, sondern auch, ob das Eis an den Polkappen schmilzt oder wie Tiere und Pflanzen in den Meeren und an Land auf die Erderwärmung reagieren. Auch der Mensch kann sein Verhalten angesichts des Klimawandels ändern und dessen Tempo beeinflussen. Wissenschaftler liefern daher keine Prognosen, wie das das Klima in der Zukunft wahrscheinlich sein wird, sondern entwickeln Klima-Projektionen. Diese enthalten Variablen, die veränderbar sind, zum Beispiel der Ausstoß von Treibhausgasen.

Ein deutlicher Wandel des Klimas verändert nicht nur die Durchschnittswerte von Temperatur und Niederschlagsmenge, sondern auch das Wettergeschehen insgesamt. Die Erderwärmung sorgt schon heute dafür, dass es immer häufiger Hitzewellen, Dürren und Starkregen gibt. Das belegt auch, dass die Klimamodelle, mit denen die Wissenschaftler arbeiten, funktionieren. Projektionen, die vor Jahrzehnten das Klima von heute vorhersagten, stimmen mit der Wirklichkeit überein. Ohne den menschlichen Anteil am Klimawandel kommt bei den Berechnungen dagegen ein ganz anderes Klima heraus als dasjenige, das gegenwärtig tatsächlich herrscht.

Klimadaten: Die Zahl der heißen Tage steigt

Ungewöhnlich kühle oder schneereiche Phasen scheinen der Erderwärmung zu widersprechen. Zum Beispiel der August 2021, der in vielen Teilen Deutschlands regnerisch und ungewöhnlich endete. Oder der Januar 2019, als es an den Alpen ungewöhnlich heftig schneite. Erderwärmung und Klimawandel bedeuten aber nicht, dass es überall und ständig immer wärmer wird. Es kann auch weiterhin kalte Tage geben. Davon allerdings immer weniger, dafür steigt die Zahl der heißen Tage. Die Temperaturen schwanken von Jahr zu Jahr und auch von Ort zu Ort. Der Durchschnitt der Temperaturen zeigt aber: In den vergangenen Jahren wurde es immer wärmer.

Temperaturen: Immer öfter über dem Durchschnitt

Räumliche Verteilung Temperaturanomalie Deutschland 1881 bis 2019 | Bild: Deutscher Wetterdienst DWD

Die Grafik des Deutschen Wetterdienstes DWD zeigt, wo und wann es in Deutschland zwischen 1881 und 2019 wärmer oder kälter war als im Mittel zwischen 1961 und 1990.

Klimawandel-Leugner: Wetter als Scheinargument

U.S.-Präsident Donald Trump vor dem Weißen Haus im Januar 2019 | Bild: picture alliance/AP Photo | Evan Vucci

Klimawandel-Leugner bringen Wetter und Klima gern durcheinander. Manche tun das, weil sie den Unterschied nicht verstehen, manche vermengen beides mit voller Absicht. Donald Trump, Ex-Präsident der USA, verkündete beispielsweise auf Twitter immer wieder, wenn ein Schneesturm tobte oder es einmal besonders kalt war: Seht her, das ist ein Beweis gegen die Erderwärmung!

  • "Brutal and Extended Cold Blast could shatter ALL RECORDS - Whatever happened to Global Warming?" Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 22, 2018
  • "Ice storm rolls from Texas to Tennessee - I'm in Los Angeles and it's freezing. Global warming is a total, and very expensive, hoax!" Donald J. Trump (@realDonaldTrump) December 6, 2013
  • "It's freezing outside, where the hell is 'global warming'??" Donald J. Trump (@realDonaldTrump) May 25, 2013
  • "Record low temperatures and massive amounts of snow. Where the hell is GLOBAL WARMING?" Donald J. Trump (@realDonaldTrump) February 15, 2015s
  • "It's freezing in New York-where the hell is global warming?" Donald J. Trump (@realDonaldTrump) April 23, 2013

Mehr Wissen: Quellen und Infos

Klima und Wetter (wiki.bildungsserver.de)
Deutscher Klimaatlas (dwd.de)
Was ist der Unterschied zwischen "Wetter" und "Klima"? (mpimet.mpg.de)