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FrauenGeschichte - Frauen schreiben Geschichte Gerty Cori erhält als erste Frau den Medizinnobelpreis

Ignoriert, degradiert, anerkannt - all das hat die Biochemikerin Gerty Cori (1896-1957) in ihrem Berufsleben erfahren. Mit ihrem Mann arbeitete sie ein Leben lang auf Augenhöhe, aber Forschungseinrichtungen degradierten sie zur Helferin, bis sie 1947 als erste Frau den Nobelpreis für Medizin erhielt.

Von: Karin Becker

Stand: 23.02.2022

Die Biochemikerin Gerty Cori im Labormantel neben ihrem Ehemann Carl im Labor. Sie erhält 1947 als erste Frau den Nobelpreis für Medizin, obwohl sie lange zu seiner Helferin degradiert worden ist. Weitere Porträts von bedeutenden Frauen, die die Welt veränderten, gibt's auf dem Instagram-Kanal von FrauenGeschichte und bei ardalpha.de. | Bild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

"Einer ohne den anderen wäre nie so weit gekommen", das stellte Gerty Coris Gatte Carl bei der Preisverleihung öffentlich klar. Das Paar erhielt die Auszeichnung gemeinsam für die Erforschung des Kohlenhydrat-Stoffwechsels im Muskel und teilte sie sich mit einem Forscher aus Argentinien.

Gerty Cori wurde jahrelang als Helferin ihres Mannes betrachtet

Der Preis war eine späte Anerkennung der wissenschaftlichen Leistungen von Gerty Cori, nachdem sie jahrzehntelang bestenfalls als Assistentin ihres Mannes betrachtet worden war. 

Seit dem gemeinsamen Medizinstudium in Prag waren die lebhafte Gerty und der zurückhaltende Carl privat und wissenschaftlich ein Team. Nach dem Studienabschluss gingen die beiden zum Forschen in die USA. Doch während Carl Cori dort immer neue Stellen erhielt, wurde Gerty Cori wissenschaftlich kaltgestellt.

Vorwurf: Sie halte die Karriere ihres Mannes Carl Cori auf

An der ersten Station erhielt sie nur eine Stelle als Assistentin mit eintönigen Aufgaben, die Zusammenarbeit mit ihrem Mann Carl wurde ihr untersagt. 

Von einer anderen Einrichtung wurde ihrem Mann eine gut dotierte Professur unter der Bedingung angeboten, dass er die Zusammenarbeit mit seiner Frau beende, Carl Cory lehnte ab.

Nobelpreis für Medizin: späte Anerkennung für Gerty Cori

Infolge solcher Vorfälle wurde Gerty wiederholt vorgeworfen, die Karriere ihres Mannes zu behindern. Doch als sich der Nobelpreis ankündigte, traute man ihr plötzlich eine Professur zu. Vor Verbitterung konzentrierte sich Gerty Cori auf die Sache.

"Die Versenkung in die großen menschlichen Leistungen aller Epochen hilft mir in Zeiten der Verzweiflung und des Zweifels. Menschliche Gemeinheit und Verblendung scheinen dann nicht mehr so wichtig. Die Liebe zu meiner Arbeit und die Hingabe an sie sind für mich die Grundlage des Glücks."

 Prof. Gerty Cori, Biochemikerin und Nobelpreisträgerin

 "FrauenGeschichte" auf Instagram

Viel zu oft standen Frauen, die Großes geleistet haben, im Schatten der Männer. Der BR-Instagram-Kanal "FrauenGeschichte" zeigt die weibliche Perspektive auf die Vergangenheit.


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