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FrauenGeschichte - Frauen schreiben Geschichte Mary Richardson zerhackt Gemälde aus Protest

Sieben Schnitte konnte die radikale Frauenrechtlerin Mary Richardson (1882-1961) dem berühmten Aktgemälde "Venus vor dem Spiegel" von Diego Velázquez mit einem Hackbeil zufügen. Dann wurde sie verhaftet. Sie protestierte mit der Aktion 1914 in London gegen die Inhaftierung ihrer Mitstreiterin, der Suffragette Emmeline Pankhurst.

Von: Karin Becker

Stand: 23.02.2022

Mary Richardson verlässt 1914 das Gerichtsgebäude, sie trägt einen breitkrempigen Hut und ein helles Kostüm. Vor ihr zwei Polizisten. Die Frauenrechtlerin hat ein Gemälde in der National Gallery in London mit einem Hackbeil stark beschädigt. Weitere Porträts von bedeutenden Frauen, die die Welt veränderten, gibt's auf dem Instagram-Kanal von FrauenGeschichte und bei ardalpha.de. | Bild: picture-alliance / /HIP | Museum of London

Mary Richardson erklärte die Idee hinter ihrer Tat: Sie habe die schönste Frau der mythologischen Geschichte zerstört, weil die Regierung gerade Emmeline Pankhurst zerstöre, die die schönste Frau der modernen Geschichte sei.

Mary Richardson kämpfte für inhaftierte Suffragette

Hintergrund: Die inhaftierte Emmeline Pankhurst befand sich zu diesem Zeitpunkt im Hungerstreik. Sie war die Gründerin der militanten "Women's Social and Political Union", der sich Mary Richardson 1910 angeschlossen hatte. 

Mehrmals in Haft wegen politischer Aktionen für Frauenrechte

"Venus vor dem Spiegel", das Gemälde, das die Frauenrechtlerin Mary Richardson beschädigte.

Mary Richardson, die übrigens Kunst studiert hatte, berichtete später, dass sie Stunden gebraucht hatte, um den Mut für die Attacke aufzubringen. Außerdem beschrieb sie, dass sie es hasse, wie Aktgemälde von Männern angeglotzt würden. Sie wurde für den Angriff zu sechs Monaten Haft verurteilt, nicht ihr erster Aufenthalt im Gefängnis. Insgesamt neun Mal wurde sie verhaftet, immer für politisch motivierte Aktionen.  

Frauenrechtsbewegung radikalisierte sich in Großbritannien

Die Suffragettenbewegung kämpfte im Großbritannien der Jahrhundertwende für Frauenrechte, insbesondere für das Frauenwahlrecht. Um nicht ignoriert zu werden, radikalisierte sich die Bewegung im Laufe der Zeit. Mary Richardsons Angriff auf das Aktgemälde war eine der berühmtesten Suffragetten-Aktionen. 

Frauen wurde der Zutritt zu Museen erschwert

Und wie reagierte die Kunstwelt? Viele Museen verweigerten nach der Tat Frauen ohne Herrenbegleitung einige Zeit lang den Zutritt. Im British Museum gab es immerhin die Möglichkeit, einen "Letter of Recommendation" mitzubringen: Darin musste ein "Gentleman" für das schickliche Betragen und ehrliche Kunstinteresse der Museumsbesucherin bürgen. 

Politisch motivierte Angriffe auf Kunstwerke sind auch seit 2022 wieder in den Schlagzeilen und werden heftig diskutiert. Dabei wurden bislang aber Gemälde nicht derart beschädigt, wie Mary Richardson das tat, für die Angriffe auf Monet und Van Goghs Kunstwerke wurden zum Beispiel mit Kartoffelbrei und Tomatensuppen verwendet.

"FrauenGeschichte" auf Instagram

Viel zu oft standen Frauen, die Großes geleistet haben, im Schatten der Männer. Der BR-Instagram-Kanal "FrauenGeschichte" zeigt die weibliche Perspektive auf die Vergangenheit.


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