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Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS Jetzt wird der Komet immer heller

Gerade ist er vom äußeren Sonnensystem bis in ihr Zentrum gereist: Der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS war vor Kurzem Sonne nahe und wird noch immer heller. Jetzt im Oktober wird er bei uns zu sehen sein - vermutlich mit bloßem Auge.

Von: Heike Westram

Stand: 01.10.2024

Der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am 30. Juli 2024, aufgenommen von Gerald Rhemann. Im Oktober 2024 könnte der Komet mit bloßem Auge sichtbar werden. | Bild: Gerald Rhemann

Im Oktober taucht endlich wieder ein Komet am Himmel auf: Der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS ist im Anflug. Von seiner Heimat in der Oortschen Wolke weit außen im Sonnensystem hat sich der "schmutzige Schneeball" auf die Reise gemacht bis ins innere Sonnensystem, vermutlich zum ersten Mal in seinem Dasein. Weil er noch nie in Sonnennähe war, trägt der Komet vermutlich sehr viel Eis in seinem Kern. Das verdampft in Sonnennähe und bildet den Kometenschweif. Der wird deshalb bei diesem Kometen womöglich besonders hell und groß, sodass wir den Kometen hoffentlich leicht ausmachen können, wenn er uns noch näher kommt.

Das erste Mal könnte aber zugleich auch das Ende von Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS bedeuten: Sehr viel Eis im Kometenkern könnte diesen instabil machen. Und dann zerreißt es den Kometen womöglich durch die hohe Gravitationskraft der Sonne. Die größte Annäherung an sie hat er schon mal heil überstanden. Aber es bleibt spannend.

Wann C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS der Sonne nah ist

Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am Morgenhimmel

Am hellsten erscheint uns ein Komet, wenn er zugleich der Erde und der Sonne nah ist. Seinen sonnennächsten Punkt, das Perihel, erreichte C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am 27. September 2024. Da war er nur knapp 60 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Das entspricht etwa dem Abstand, den der innerste Planet Merkur zur Sonne hat. Leider war C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS bei uns in Deutschland zu der Zeit noch fast nicht zu sehen, denn er tauchte gerade erst knapp nördlich der Planetenebene (Ekliptik) auf.

Wann der Komet bei uns zu sehen ist

An den ersten Oktobertagen befindet sich der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am Morgenhimmel. Sie können ihn vielleicht frühmorgens vor Sonnenaufgang im Osten finden, wo sein Schweif vom Horizont emporragt. Bislang haben ihn aber selbst versierte Kometen-Beobachter nur fotografisch "sehen", aber noch nicht in Ferngläsern entdecken können (Stand: 30. September 2024).

Am 1. Oktober geht der Komet um 6.01 Uhr auf. Der helle Kometenkern ist dicht am Horizont, der lange Schweif ragt steil in der Dämmerung empor. Doch C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS geht täglich einige Minuten später auf und ist nach einigen Tagen morgens nicht mehr zu entdecken. Ab dem 5. oder 6. Oktober wird er für uns unsichtbar, weil er aus unserer Sicht vor der Sonne vorbeizieht.

Dafür erscheint C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS dann am Abendhimmel, tief im Westen, wo er erst nach der Sonne untergeht. Frühestens ab dem 10. Oktober sollte der Komet dort zu sehen sein, erneut mit steil vom Horizont aufragendem Schweif. An diesem Abend geht C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS um 19.13 Uhr unter, 40 Minuten nach Sonnenuntergang. Jetzt erreicht der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS auch seine größte Nähe zur Erde, das Perigäum: Am 12. Oktober ist er "nur" rund 70 Millionen Kilometer von uns entfernt. Zum Vergleich: Mars kommt uns bis auf 55 Millionen Kilometer nah, Merkur auf knapp 80 Millionen Kilometer.

In beiden Fällen ist der Komet - so dicht am Horizont - in Süddeutschland besser zu sehen als im Norden. Nehmen Sie ein gutes Fernglas zur Hand, am besten mit Stativ. In der Nähe des Horizonts erschweren oft Dunstschichten die Beobachtung.

Wann der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS am hellsten ist

Von Anfang bis Mitte Oktober ist der Komet am hellsten, wenn er sich weiter "normal" entwickelt. Sollte der Komet zerbrechen oder Teile des Kerns verloren gehen, kann es auch ganz plötzlich vorbei sein mit der Schweifsternpracht. Doch bis jetzt ist immer noch nicht genau klar, wie hell C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS werden wird. In den ersten Monaten seit seiner Entdeckung Anfang 2023 vermuteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der Komet könne bis zu -3 mag scheinbare Helligkeit erreichen. Dann wäre er fast so hell wie die Venus, viel heller als jeder Stern. Inzwischen geht man eher von 2 mag scheinbarer Helligkeit aus - das entspricht einem gut erkennbarem Stern. Durch seinen Schweif - wenn sich der wie erhofft bildet - ist der Komet aber auffälliger als ein Stern: ein fast senkrechter Strich über dem Horizont.

Nach dem 12. Oktober wird C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS schnell verblassen. Dafür wird aber zunächst die Beobachtung leichter: Allabendlich geht der Komet etwa 20 Minuten später unter, während die Sonne immer früher versinkt. So steht C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS bei Sonnenuntergang immer höher und weiter im Südwesten. Im November ist er nach aktuellen Berechnungen mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar.

Video

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Was genau ist ein Komet?

Ein Komet ist ein eisiger Geselle vom fernen Rand des Sonnensystems. Immer wieder kommen Kometen von dort zu Besuch, umkreisen die Sonne und werden manchmal für kurze Zeit am Firmament sichtbar. Doch nur selten ist ein solcher Schweifstern hell genug, um ohne Spezialausrüstung gesehen zu werden.

Am eisigen Rand des Sonnensystems befinden sich Objekte, die sich aus Staub zusammenklumpten und teilweise so alt sind wie das Sonnensystem selbst: rund 4,5 Milliarden Jahre. Darunter sind Kometen, eine Art schmutzige Schneebälle. Ihr Kern besteht aus Materiebrocken und Staub, die von Eis zusammengehalten werden. Kommt ein Komet in die Nähe der Sonne, verdampft das Eis und reißt Partikel aus dem Kometenkern mit sich, die dann als langer Schweif zu sehen sind. Kometen haben sehr exzentrische Umlaufbahnen, die sie - meist immer wieder - vom äußersten Rand des Sonnensystems in sein Zentrum und zurück führen.

Warum Kometen schwerer zu sehen sind als Sterne

Die Koma eines Kometen

Erwarten Sie nicht zu viel, wenn Sie einen Kometen suchen. Was Sie ohne Hilfsmittel sehen, ist manchmal nicht mehr als ein kleines, matschiges Fleckchen zwischen den Sternen. Anders als bei einem Stern, dessen punktförmiges Licht klarer zu sehen ist, verteilt sich die angegebene scheinbare Helligkeit eines Kometen auf seine Koma, die diffuse Wolke aus Staub und Gas, die den Kometenkern umgibt. Dazu kommen zwei Schweife: ein kurzer, breiter Staubschweif und ein sehr langer, feiner Ionenschweif, der dem Kometen vorausfliegt. Diese Details sind schon in besseren Ferngläsern zu sehen, werden aber erst mit einem Teleskop wirklich beeindrucken.

Bilder eines Pracht-Kometen: Neowise im Juli 2020

Schön und schwierig

Wenn Sie einen Kometen beobachten wollen, sollten Sie jede störende Lichtquelle meiden. In einem lichtstarken Fernglas (auf einem Stativ!) erscheint der Komet als grünlicher, etwas matschiger Fleck. Durch ein Teleskop betrachtet ist er richtig beeindruckend. Der zarte Schweif ist bei hellen Kometen mit dem bloßen Auge sichtbar.

Der Kometenschweif

So entsteht der Kometenschweif

Ein solcher Schweif wächst, wenn sich ein Komet der Sonne nähert. Sie erhitzt den Eisball und sorgt dafür, dass Gase und Eispartikel aus dem Kometen austreten und den typischen Schweif bilden. Eigentlich sogar zwei Schweife: einen weißlichen Staubschweif und einen grünlichen Ionenschweif. Das wird aber erst mit Vergrößerungen erkennbar.

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Schweifstern oder Schweife-Stern?: Warum Kometen immer zwei Schweife haben

Ein Schweif fliegt auch mal voraus

Komet mit zwei entgegengesetzten Schweifen

Der größere Ionen- oder Plasma-Schweif zieht übrigens nicht hinter dem Kometen her, sondern weist immer von der Sonne weg, da die leichten Ionen vom Sonnenwind "davongeblasen" werden. Der Schweif kann also auch seitlich vom Kometen wegweisen oder ihm gar vorausfliegen, wenn der Komet sich von der Sonne wieder entfernt. Der kürzere, leicht gekrümmte Staubschweif, der sich bei manchen Kometen bemerkbar macht, zieht dem Kometen hinterher.

Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS vielleicht das einzige Mal der Sonne nah

Kometen-Umlaufbahnen sind normalerweise stark elliptisch: Die Schweifsterne ziehen nahe an der Sonne vorbei und entfernen sich dann wieder bis an den Rand des Sonnensystems. Viele der Kometen sind periodisch, kommen also immer wieder mal in die Nähe der Sonne, wenn auch manchmal erst nach vielen Jahrtausenden. Bei C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS ist es noch nicht ganz klar. Vermutlich ist er ein nicht-periodischer Komet, der zum ersten aber auch zum einzigen Male der Sonne nahe kommt. Doch genau diese Nähe zur Sonne könnte seinen weiteren Weg beeinflussen: Die hohe Gravitationskraft unserer im Vergleich zum Kometenkern extrem massereichen Sonne kann die Bahn des Kometen ändern.

Entdeckt wurde Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-ATLAS Anfang 2023 gleich zweimal, unabhängig voneinander. Einmal am 9. Januar 2023 vom chinesischen Purple Mountain Observatorium XuYi, das zweite Mal am 22. Februar 2023 mit dem Asteroid Terrestrial-Impact Last Alert System (ATLAS).

Zeitangaben im "Sternenhimmel"

Auf- und Untergangszeiten für München

Alle Zeitangaben sind für den Standort München berechnet. Insbesondere bei Auf- und Untergangszeiten müssen Sie für andere Orte in Deutschland einige Minuten hinzuzählen oder abziehen.
Faustregel: Pro Längengrad ostwärts ziehen Sie vier Minuten ab, westwärts zählen Sie pro Grad vier Minuten dazu.
Die Abweichung pro Breitengrad ist dagegen abhängig von Jahreszeiten und Himmelsrichtung des beobachteten Objekts. Im extremsten Fall - etwa dem Sonnenaufgang im Winter - weichen die Zeiten im äußersten Norden Deutschlands um etwa eine halbe Stunde ab.


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