Biologie, Technik, Physik und Chemie Biotechnologie studieren – an der HS Weihenstephan-Triesdorf
Biotechnologie zählt zu den Schlüsseltechnologien in der Pharmaindustrie, aber auch für die Bekämpfung des Klimawandels. Merle Narbe studiert Biotechnologie an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und interessiert sich sehr für den pharmazeutischen Anwendungsbereich. Johanna Zach hat Merle zu einem Labor-Praktikum in Biochemie begleitet. Biotechnologische Verfahren werden in der Industrie, der Medizin angewandt. Biotechnologie zählt zu den Schlüsseltechnologien für die Bekämpfung des Klimawandels.
Biotechnologie studieren - Zulassungsvoraussetzungen
Studiengänge im Bereich Biotechnologie bieten sowohl Hochschulen für angewandte Wissenschaften als auch Universitäten an. Letztere legen den Fokus mehr auf die Theorie und Forschung, während die Hochschulen praxisorientiertere Studiengänge anbieten.
Um an einer Hochschule Biotechnologie studieren zu können, brauchst du ein Fachabitur. Zur Bewerbung für ein Studium an einer Universität musst du eine entsprechende fachgebundene Hochschulreife, Abschluss nach der 13. Klasse mit einer Fremdsprache, oder die allgemeine Hochschulreiche, das Abitur, vorweisen.
Das Fach Biotechnologie ist normalerweise nicht mit einem NC, einem Numerus Clausus, belegt. Selten, wenn die Studienplätze begrenzt sind, kann eine Hochschule oder Universität die Abiturnote zu einem Kriterium für die Zulassung machen.
Gute Englischkenntnisse sind unabdingbar. Viel Fachliteratur ist in Englisch verfasst und je nach Hochschule und Universität können auch Lehrveranstaltungen in Englisch stattfinden.
Biotechnologie ein MIX aus Biologie, Technik, Physik und Chemie
Die viele Mathematik in Biotechnologie kann man sich erarbeiten.
"Nach der Ausbildung habe ich die BOS gemacht, also Berufsoberschule, um mein Abitur nachzuholen. Da waren dann zum Beispiel Fächer wie Mathematik wieder relativ schlecht. Aber ich würde sagen, ich bin das perfekte Beispiel dafür, dass nur weil man in der Schule nicht gut in diesen naturwissenschaftlichen Fächern ist, es nicht gleich heißt, dass man so einen Studiengang wie die Biotechnologie nicht studieren kann, sondern man muss einfach nur ein gewisses Interesse daran haben. Und wenn man das hat, dann kann man sich das alles erarbeiten."
Merle Narbe, 3. Semester Biotechnologie, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Studiendauer und Studieninhalte – Biotechnologie Bachelorstudiengang
Das Studium der Biotechnologie dauert in der Regel zwischen sechs und sieben Semester, je nach Hochschule oder Universität.
Biotechnologie ist sehr interdisziplinär angelegt. Du beschäftigst dich zunächst mit Fächern wie Grundlagen der Mathematik, Physik, Chemie und Biologie. Mit diesen Kenntnissen lernst du in den höheren Semestern fächerübergreifend Prozesse aus der Mikrobiologie, der Gentechnik, der Zellkultur, der Biochemie, der instrumentellen Analytik und der Verfahrenstechnik kennen und biotechnologische Analyse- und Produktionsverfahren anzuwenden bzw. neu zu entwickeln.
In Lehrlaboren und Lernlaboren machst du dich praktisch mit vielen Techniken vertraut und kannst selbst auch einiges ausprobieren. Während des ganzen Studiums bist du dabei in engem Kontakt mit den Lehrkräften.
An der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf zum Beispiel, wo auch Merle studiert, läuft das Studium etwa so ab:
In den ersten Semestern beschäftigst du dich mit Grundlagen:
- Mathematik
- Physik
- Grundlagen der Chemie
- Analytischer Chemie
- Molekulare Zellbiologie
- Werkstoffkunde
- Grundlagen der Datenverarbeitung
- Grundlagen der Statistik
- Technische Kommunikation
Ab dem dritten Semester dringst du mit diesen Fächern tiefer ein in die Biotechnologie:
- Physikalische Chemie
- Biochemie
- Allgemeine Mikrobiologie
- Transportphänomene
- Mess- und Regelungstechnik
- Zellkultur
- Gentechnik
- Verfahrenstechnik
- Instrumentelle Bioanalytik
- Technische Mikrobiologie und Bioreaktionskinetik
- Prozessautomatisierung
- Bioreaktortechnik
Praktika in Physik, Mikrobiologie und Mess- und Regelungstechnik und ein Praxissemester mit praxisbegleitenden Lehrveranstaltungen und weitere Praktika im Downstream-Processing, instrumenteller Bioanalytik, Fermentation, Verfahrens- und Bioreaktortechnik ergänzen die Theorie. Auch Auslandsaufenthalte sind möglich.
Dazu belegst du allgemeinwissenschaftliche und fachwissenschaftliche Wahlpflichtmodulefür deine Spezialisierung. Die Bachelorarbeit wird je nach Hochschule oder Universität im sechsten, an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Weihenstephan-Triesdorf, im 7. Semester geschrieben.
Nach erfolgreichem Anschluss des Studiums verleihen Hochschulen und Universitäten den akademischen Titel Bachelor of Science (B.Sc), oder den Bachelor of Engineering (B.Eng.). Das hängt davon ab, wie Technik-lastig der Studiengag ausgelegt ist und wo der Studiengang an einer Hochschule oder Universität eingegliedert ist, in einem naturwissenschaftlichen Department bzw. Fakultät, oder im Bereich oder einer Fakultät für Ingenieurwissenschaften.
Biotechnologie - Im Masterstudiengang kannst du dich weiter spezialisieren
Im Masterstudium in Biotechnologie erweiterst du deine Kenntnisse. Oft heißt der Studiengang auch Bioingenieurwesen oder er ist wie in Weihenstephan, wo auch unsere Protagonistin studiert, kombiniert aus Biotechnologie und Bioingenieurwesen.
Du lernst zum Beispiel wie biotechnologische Anlagen geplant, gebaut und betrieben werden. Du lernst ingenieurwissenschaftliche Werkzeuge und Methoden kennen.
Dazu lernst du Kompetenzen im Bereich Management & Führung kennen. Du wirst darauf vorbereitet Führungsaufgaben in Wirtschaft und biotechnologischer Forschung zu übernehmen. Du lernst sogenannte Softskills wie Teamführung und Projektmanagement.
Nach erfolgreichem Anschluss des Studiums verleihen Hochschulen und Universitäten den akademischen Titel Master of Science (M.Sc) oder den Master of Engineering (M.Eng.), je nach Ausrichtung deiner Hochschule und Universität und der Ausrichtung deines Studienganges.
Biotechnologie, Biotechnologie, die Kombination aus Naturwissenschaften und Ingenieurswissenschaften, ist spannend
"Das Besondere an der Biotechnologie ist für mich die Kombi aus allen naturwissenschaftlichen Fächern, das heißt aus Chemie, Physik, Mathematik und Biologie. Einerseits wird sehr viel berechnet, aber andererseits bewegt sich auch immer etwas. Für mich ist die pharmazeutische Biotechnologie besonders relevant, da ich der Meinung bin, dass die Gesundheit von einem Menschen einmalig ist. Deswegen finde ich es besonders interessant, wie man seine eigene Gesundheit pflegen kann und wie man Lösungen für Krankheiten findet und sich gegen Krankheiten schützen kann."
Merle Narbe, 3. Semester Biotechnologie, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Für das Studium der Biotechnologie solltest du diese Skills haben:
- Affinität zu Biologie, Physik, Chemie und natürlich Mathematik
- Analytisches Denken
- Experimentierfreude
- Frustrationsvermögen
- Beharrlichkeit
- Kommunikationsstärke
- Teamfähigkeit
- Englisch
Biotechnologie ist ein Lernfach mit viel Mathematik und Physik mit viel Mathematik und Physik
"EineEigenschaft, die ganz wichtig wäre, um dieses Studium gut zu schaffen, ist auf jeden Fall Durchhaltevermögen. Die ersten beiden Semester machen nicht ganz so viel Spaß und sind sehr, sehr aufwendig, danach wird es meiner Meinung nach nur besser. Dann braucht man auch eine Lernbereitschaft, dieses Studium ist mit einem hohen Lernaufwand verbunden. Man sollte schon ein gewisses mathematisches Verständnis haben bzw. auch Interesse. Meiner Meinung nach kann man in der Mathematik und in der Physik sehr viel durch Arbeit lernen, da spielt Übung eine riesengroße Rolle."
Merle Narbe, 3. Semester Biotechnologie, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Beruf und Karriere – mit Promotion bessere Chancen mit Promotion bessere Chancen
Biotechnologie zählt zu den Schlüsseltechnologien bei der Eindämmung und Bekämpfung des Klimawandels. Durch die Corona-Pandemie erfuhr die Biotechnologiebranche einen Boom, der allerdings nach der Pandemie etwas abflaute. Doch bedingt durch die EU-Verordnungen zum Klimaschutz und dem Bestreben innerhalb der EU bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu produzieren, suchen große Unternehmen Fachkräfte im Bereich Biotechnologie weiterhin mit Nachdruck. Es gibt daher gute Beschäftigungsaussichten in der Biotechnologiebranche.
Chancen im Beruf Biotechnologen und Biotechnologinnen arbeiten hier:
Die meisten Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge Biotechnologie arbeiten in Deutschland im Bereich der Human- und Tiermedizin und hier wiederum in der Diagnostik und der Herstellung von Biopharmazeutika, wie zum Beispiel der Entwicklung von Impfstoffen. Das war gerade in Corona-Zeiten sehr gefragt.
Biotechnologen und Biotechnologinnen sind im Agrarsektor in der Gentechnik und der Entwicklung und Herstellung von Bioreaktoren beschäftigt.
Im Umweltsektor sind Spezialistinnen und Spezialisten mit biotechnologischem Knowhow, z.B. in der Abfallentsorgung und der Energiegewinnung gefragt.
In der chemischen Industrie arbeiten Biotechnologen und Biotechnologinnen an der Erzeugung von Biokraftstoffen, Waschmitteln und Kosmetika bis hin zu Nahrungsmittelzusätzen, wie zum Beispiel Vitamine.
Nach dem Studium bleiben etwa 15 Prozent der Absolventen und Absolventinnen für eine Zeit auch in der Forschung für eine Promotion.
Gehalt
Nach dem Biotechnologiestudium liegt das Einstiegsgehalt für Bioingenieure und Bioingenieurinnen durchschnittlich bei 4.179 Euro brutto im Monat, Masterabschluss vorausgesetzt. Mit steigender Berufserfahrung und verantwortungsvolleren Positionen im Unternehmen können sie 6565 Euro brutto im Monat erreichen und auch etwas mehr. Biotechnologen und Biotechnologinnen mit Bachelorabschluss steigen mit etwa 4.179 Euro brutto im Monat in den Beruf ein und können bis zu 6269 Euro brutto im Monat erreichen.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Als Selbstständige im eigenen Unternehmen, als Geschäftsführer:in oder in vergleichbaren Positionen in großen Unternehmen sind allerdings Monatsgehälter von 13000 bis 21000 Euro brutto im Monat möglich.
Quelle: Academics/Gehalt.de
Je nach Branchensektor im großen Bereich der Biotechnologie setzen Unternehmen durchaus auch einen Doktortitel für eine Einstellung voraus. Insgesamt liest man oft, dass Biotechnologieingenieure und Biotechnologieingenieurinnen besser verdienen als technische Ingenieure oder Ingenieurinnen.
Video Als Biotechnologin in der Forschung für die Lebensmittelindustrie arbeiten
Biotechnolgie studieren, um Hintergründe verstehen zu können
"Nach der Ausbildung wollte ich unbedingt noch studieren, da ich in der Ausbildung zwar gesehen habe, dass mir der Bereich Biotechnologie unglaublich gut taugt. Aber man sieht auch den Unterschied zwischen jemandem, der studiert hat und jemandem, der eine Ausbildung gemacht hat, da man in der Ausbildung häufig nicht diese theoretischen Hintergründe erwirbt. Und ich wollte nicht einfach nur die Arbeit machen, ohne zu wissen, was ich da mache, sondern ich wollte verstehen. Ich möchte selbst wissen, was ich machen kann, um Dinge zu verbessern und die Hintergründe dazu, und dementsprechend vielleicht auch selber mal ganz neue Wege zu gehen."
Merle Narbe, 3. Semester Biotechnologie, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf