Klimaschutz Warum Wale wichtig fürs Ökosystem sind

Stand: 28.02.2022

Etwa 90 Walarten leben in unseren Ozeanen. Die Populationen haben im letzten Jahrhundert stark abgenommen, viele Walarten sind gefährdet. Dabei spielen Wale eine große Rolle für die Erhaltung des Ökosystems.

Buckelwal beim Sprung mit Drehung. Wale sind nicht nur faszinierende Tiere, sie sind auch extrem wichtig fürs Ökosystem. | Bild: picture alliance / imageBROKER | Michael Weber

"Walpumpe": Wale und das Ökosystem

Der Antarktische Krill ist eine Art der Krebstiere aus der Familie Euphausiidae. Krill gehört zum Plankton - Nahrung für Fische, Robben, Wale und viele andere Tiere. | Bild: picture alliance / Mary Evans Picture Library | Jean-Paul Ferrero / ardea.com

Krill ist tierisches Plankton, das mit Algen und Walen eine perfekt aufeinander abgestimmte Nahrungskette bildet.

Vor 50 Millionen Jahren eroberten die Wale das Meer als Lebensraum. Arten wie der Blauwal, der Buckelwal oder der Große Schwertwal kommen in fast allen Meeren vor. Sie sorgen in den Ozeanen für eine gute Durchmischung, indem sie zum einen durch das Auf- und Abtauchen die Wasserschichten durchmischen. Vor allem aber transportieren sie wichtige Nährstoffe aus den Tiefen nach oben: die sogenannte Walpumpe.

Die riesigen Meeressäuger vertilgen täglich tonnenweise Futter. In Tiefen zwischen 200 bis 1.000 Metern suchen sie nach Fischen, Tintenfischen und Plankton, vorwiegend Krill. Wegen der angenehmeren Druckverhältnisse gehen Wale meist nahe der Wasseroberfläche auf Klo. Beim Entleeren ihres riesigen Darms geben die Tiere große Mengen wertvoller Nährstoffe ab, zum Beispiel Eisen und Phosphor. Das Meer wird "gedüngt", die Wale fungieren sozusagen als "Gärtner der Meere". Zusammen mit dem auch im Wal-Kot enthaltenen Stickstoff sorgt dieser Dünger dafür, dass das Phytoplankton, das pflanzliche Plankton, sprießt. Diese winzigen Pflanzen und Algenpartikel entziehen durch Fotosynthese der Atmosphäre große Mengen an Kohlendioxid (CO2) und binden es zu Kohlenstoff. Die Algen werden wiederum vom Krill und anderen Krebsen gefressen.

Gut fürs Klima: Wale speichern Kohlenstoff

Buckelwale gehören zu den Bartenwalen. Sie öffnen ihr Maul und lassen Meerwasser hineinfließen. Dabei strömt auch ihre Nahrung, Krill, Plankton und Kleinorganismen, ins Maul. Um die Nahrung herauszufiltern, pressen sie das Wasser durch die Barten wieder hinaus. | Bild: picture-alliance / OKAPIA KG, Germany | Andrea & Wilfried Steffen

Wale fressen täglich tonnenweise Futter. Dabei speichern sie auch riesige Mengen an Kohlenstoff.

Wale sorgen nicht nur durch ihren Kot dafür, dass Algen zum Wachstum angeregt werden und durch Fotosynthese Kohlendioxid aus der Atmosphäre holen. Wale sind selbst auch ein riesiger Speicher für Kohlenstoff. Der Kohlenstoff gerät über die Nahrungskette vom Plankton in den Wal. Je mehr das Tier frisst, desto größere Mengen an Kohlenstoff nimmt es auf. Stirbt das Tier, sinkt der Kadaver auf den Meeresboden und lagert dort Hunderte von Jahren. Da der Kohlenstoff im Walkörper langfristig gebunden ist, kann sich daraus auch kein klimaschädliches CO2 bilden. Laut Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum Stralsund wirken viele Wale theoretisch wie ein Wald an Land. Wale spielen im Wasser also eine ähnliche Rolle für den Klimaschutz wie Wälder an Land. Zum Vergleich: Ein großer Wal speichert im Laufe seines Lebens durchschnittlich 33 Tonnen CO2. Ein Baum nimmt pro Jahr ungefähr 22 Kilogramm auf.

Stark gefährdet: Wale brauchen Schutz

  • Beifang: Viele Wale und Delfine enden als unerwünschter Beifang in Fischernetzen, vor allem in Kiemennetzen.
  • Walfang: Vor allem im 20. Jahrhundert war der kommerzielle Walfang die größte Bedrohung für Wale.
  • Lärm: Der Krach in den Weltmeeren nimmt immer mehr zu. Wale und Delfine reagieren besonders sensibel auf störende Unterwassergeräusche, werden taub oder kommen vom Weg ab und verenden an Stränden.
  • Meeresverschmutzung: Plastik im Meer, Ölkatastrophen und Chemikalien aus der Industrie haben fatale Auswirkungen auf Wale und Delfine.
  • Kollisionen: Zusammenstöße mit großen Schiffen enden für Wale entweder unmittelbar tödlich oder führen zu schweren Verletzungen, an denen sie verenden.
  • Klimawandel: Die Versauerung der Ozeane hat Auswirkungen auf das für Wale lebenswichtige Plankton. Außerdem führen die steigenden Temperaturen zu tiefgreifenden Veränderungen im Ökosystem und damit dem Lebensraum der Tiere.
  • Population: Vor dem industrialisierten Walfang gab es schätzungsweise vier bis fünf Millionen Wale weltweit. Im 20. Jahrhundert dezimierte der Walfang die Walpopulation um rund 80 Prozent auf heute circa 1,3 Millionen Exemplare.
  • Gefährdung: Die Weltnaturschutzunion IUCN führt ungefähr die Hälfte der Walarten und deren Unterarten oder abgegrenzte Populationen als (stark) gefährdet oder sogar als vom Aussterben bedroht auf.
  • Walfang-Moratorium: 1986 trat das globale Walfang-Moratorium der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Kraft, das den kommerziellen Fang von Großwalen verbietet. Einige Länder erkennen das Moratorium aber nicht an.
  • Schutzmaßnahmen: Einrichtung von Meeresschutzgebieten, nachhaltiger Fischverzehr, verbesserte Fangmethoden zur Reduzierung von Beifang, weniger Lärm in den Weltmeeren, Geschwindigkeitsbegrenzung für Schiffe bzw. Verlegung der Routen, Einsparen von Plastikmüll.

Sehr gross, sehr klein: Bartenwale und Zahnwale

Ein Modell von einem Blauwal im American Museum of Natural History in New York. Blauwale sind die größten Tiere der Erde. | Bild: picture alliance / imageBROKER | Daniel Kreher

Der Blauwal ist das größte uns bekannte Tier, das jemals auf der Welt gelebt hat. Er gilt als stark gefährdet.

Wale sind wichtig fürs Klima und die Umwelt, sie beeindrucken aber auch durch ihre Größe. Die größten Vertreter der Wale gehören alle zur Unterordnung der Bartenwale. Sie heißen so, weil sie anstelle von Zähnen "Barten" haben, das sind bis zu vier Meter lange Hornplatten im Oberkiefer, durch die sie die Nahrung aus dem Meerwasser herausfiltern. Der größte Bartenwal und gleichzeitig das größte uns bekannte Tier, das auf der Erde lebt und jemals gelebt hat, ist der Blauwal. Warum dieses Tier so erstaunlich ist: Der Blauwal kann so viel wiegen wie 2.500 Menschen (bis zu 200 Tonnen), hat ein Herz in der Größe eines Kleinwagens und eine Zunge mit dem Gewicht eines Elefanten. Er kann eine Länge von 33 Metern erreichen.

Die kleineren Vertreter der Wale gehören zur zweiten Unterordnung, den Zahnwalen. Sie haben im Gegensatz zu den Bartenwalen nur ein Blasloch, nicht zwei. Und natürlich - Zähne. Zu den Zahnwalen gehört auch die artenreiche Familie der Delfine. Der einzige Großwal, den die Zahnwale zu bieten haben, ist der Pottwal. Er kann immerhin bis zu 20 Meter lang und über 50 Tonnen schwer werden. Unter den Zahnwalen finden sich auch die kleinsten Wale. Zu ihnen gehören der stark vom Aussterben bedrohte Kalifornische Schweinswal oder Vaquita (bis zu 1,5 Meter lang und um die 50 Kilogramm schwer), der Hector-Delfin (bis zu 1,5 Meter lang und bis zu 60 Kilogramm schwer) und der La-Plata-Delfin (bis zu 1,7 Meter lang und um die 50 Kilogramm schwer).

Ob Bartenwal, ob Zahnwal: Gefährdet sind Arten beider Unterordnungen. Der Chinesische Flussdelfin, auch als Jangtse-Delfin oder Baiji bekannt, wurde seit 2002 nicht mehr gesichtet. Er gilt damit als vermutlich ausgestorben und wäre die erste neuzeitlich ausgestorbene Walart. Ohne weitere Schutzmaßnahmen könnte es noch weitere Arten treffen.