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Oasen Wie die grünen Inseln mitten in der Wüste entstehen

Palmen, Gemüse und Obstbäume, mitten in der Wüste? Das ist nur in Oasen möglich. Eine Oase ist ein Gebiet mit einem Wasserzugang und Vegetation mitten in der Wüste. Wir erklären euch, wie Oasen entstehen und wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben.

Published at: 15-2-2023

Oasen: Die grünen Inseln der Wüste

In Wüsten herrschen überwiegend lebensfeindliche Bedingungen. Doch es gibt auch Ausnahmen, denn wo genügend Wasser vorhanden ist, entstehen Oasen. Sie verfügen über einen Wasserzugang mitten in der Wüste. Dadurch kann Vegetation in diesen Gebieten wachsen und auch Landwirtschaft kann betrieben werden. Oasen kommen in Afrika, Australien, Amerika und Asien vor.

Welche Oasen gibt es?

Die grünen Inseln der Wüsten haben unterschiedliche Ursprünge. Je nach der Herkunft des Wassers, das eine Oase speist, werden verschiedene Oasentypen unterschieden:

Flussoasen: Oasen entlang eines Flussufers

Mitten in der Wüste: Die Niloase ist die bekannteste Flussoase der Welt.

Flussoasen werden von einem Fluss durchströmt, der ihnen einen Wasserzugang bietet. Diese Wasserläufe führen entweder ab und zu, regelmäßig oder sogar das ganze Jahr über Wasser. Die bekannteste Flussoase ist wohl die Niloase. Der Fluss kommt aus dem viel feuchteren östlichen Afrika und durchfließt dann die Wüste. Schon vor Jahrtausenden machte der Nil so eine Hochkultur möglich, die auf Bewässerungswirtschaft basierte.

Foggaraoasen: Oasen in der Wüste gespeist von Tunneln und Kanälen

Wasser für die Wüste: Bewässerungskanal eines Quanats oder Foggara in Marokko

Gab es keinen natürlichen Fluss, errichteten die Menschen künstliche Wasserläufe. Je nach Region heißen diese anders: auf Persisch "Kariz", auf der Arabischen Halbinsel "Falaj", in Nordafrika "Foggara" oder "Qanat". Das Grundwasser eines in der Nähe liegenden Gebirges wird durch unterirdisch verlaufende Stollen über viele Kilometer durch Kanäle und Tunnel zur Oase geleitet. Manche davon entwickelten sich zu großen Städten wie Teheran und Damaskus.

Grundwasseroasen: Oasen, die ihr Wasser aus dem Grundwasser erhalten

Wüsten-Oase mit Brunnen in der östlichen Sahara

Oasen können auch entstehen, wenn Niederschlagswasser versickert und sich über einer wasserundurchlässigen Schicht sammelt. Das unterirdische Wasserreservoir, das so entsteht, kann sich Hunderte Kilometer weit in die Wüste erstrecken. Das Wasser tritt entweder von selbst an die Oberfläche, dann spricht man von einer Quellwasseroase. Wird es mithilfe eines Brunnes angezapft, nennt man sie Grundwasseroase. Je nach Größe des Wasservorkommens variiert auch die Größe der Oase. Denn je mehr Wasser zur Verfügung steht, desto mehr Landwirtschaft kann betrieben werden.

Quellwasseroasen: Mit Druck nach oben - Quellen in der Wüste

Wasser für und aus der Wüste: Wenn sich Wasser unterirdisch in einer Senke sammelt, baut es Druck auf und sprudelt nach oben.

Auch bei Quellwasseroasen hat sich der versickerte Niederschlag über einer wasserundurchlässigen Schicht gesammelt. Befindet sich das unterirdische Wasser in einer Senke unterhalb des Grundwasserspiegels, kann es so viel Druck entwickeln, dass es von selbst aus der Erde sprudelt. Es tritt also ganz natürlich an die Erdoberfläche und bildet somit den Wasserzufluss für die Quellwasseroase. In diesem Fall spricht man auch von einer Artesischen Quelle.

Fruchtbarer Boden mitten in der Wüste: Oasen und ihre Bewirtschaftung

Bewässerte Felder und Palmenhaine in der Oase Haat im Oman.

Die Bewirtschaftung von Oasen machen kleine Kanäle, die punktuell, linienhaft oder flächenförmig angebaute Nutzpflanzen bewässern, möglich. Die Oasenwirtschaft ist eine sehr intensive Wirtschaftsform: Die Nutzpflanzen werden im Stockwerkbau angebaut, um die geringe Fläche an fruchtbarem Boden in den Oasen optimal zu nutzen. Auf der untersten Ebene werden Getreide und Gemüse angebaut. Auf der mittleren Ebene wachsen niedrige Baumkulturen wie Granatäpfel und Feigen und auf der obersten Ebene unter anderem Dattelpalmen sowie Pfirsich- und Aprikosenbäume.

Oasenwirtschaft in der Wüste - vom Eigenverbrauch zum Exporthandel

Früher war in Oasen nur Subsistenzwirtschaft möglich, das heißt: Die produzierte Ware war nur für den Eigenverbrauch bestimmt und nicht für den Export. Heute sind einzelne große Oasen in der Wüste besser von der Infrastruktur erschlossen und zum Beispiel hier angebaute Datteln werden exportiert.

Oasen im Strukturwandel

Oasen dienten Nomaden früher als Versorgungsstellen und als Ort für Handel mitten in der Wüste. Seit dem Ende der Kolonialzeit und mit dem Beginn der Erdöl- und Erdgasförderung veränderte sich die traditionelle Nutzung der Oasen jedoch. Viele Oasen verloren unter anderem an Bedeutung durch die Verringerung der Grundwasservorräte und des transsaharischen Karawanenverkehrs, weil Nomandische Völker größtenteils sesshaft wurden und viele Bauern wegen hoher Arbeitsbelastung aus den Oasen abwanderten.

Die Al-ʿUla-Oase in Saudi Arabien liegt in der Provinz Medina an der Weihrauchstraße und hat sich dem Tourismus geöffnet.

Einige Oasen im nordafrikanischen Raum haben jedoch auch durch technischen Fortschritt und die Erschließung tiefer liegender Wasservorräte eine Intensivierung und Ausweitung der Landwirtschaft und des Tourismus erlebt. Wobei der Tourismus nicht nur positive Auswirkungen auf die Oasen hat: Einerseits dient er als neue Einnahmequelle, andererseits verbrauchen die Touristen auch mehr Wasser, das in Oasen ohnehin knapp ist.

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