Klimawandel Was tun gegen Klimaangst?
Hitzerekorde, Waldbrände, Extremfluten. Schon jetzt zeigt der Klimawandel fatale Folgen - auch bei uns. Vielen macht das Angst. Sorgt auch ihr euch um die Zukunft? Wir zeigen euch, wie ihr euch die Ängste zunutze machen könnt.

"Ich will, dass ihr in Panik geratet. Dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre." Diese Worte schleuderte Greta Thunberg 2020 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos der versammelten Wirtschaftselite entgegen. Es ist die Angst vor einer Zukunft, in der unsere Welt nicht mehr dieselbe sein wird. In der klimatische Veränderungen Tribute fordern. Und die Angst, dass wir zu wenig dagegen tun.
Greta Thunberg ist mit ihren Bedenken nicht allein. Mittlerweile sprechen nicht nur Forscher immer häufiger von "Klimaangst". Gemeint ist in den meisten Fällen keine pathologische Phobie, also keine krankhafte Angst wie zum Beispiel Klaustrophobie, die Angst in engen Räumen. Vielmehr ist es ein Symptom: eine Reaktion auf die äußeren Verhältnisse.
Klimaangst: Verlustangst, Wut und Schuldgefühle
Der Klimawandel macht sich bemerkbar, und das jedes Jahr ein Stück mehr. Das, wovor Wissenschaftler seit Jahrzehnten gewarnt haben, ist Realität geworden. Nicht nur irgendwo, sondern auch bei uns. Wenn wir sehen, wie sich unser näheres Umfeld verändert, macht uns das Angst.
Solastalgie: Wenn die Seele um die Heimat weint
Der Naturphilosoph Glenn Albrecht gab diesem Gefühl 2005 einen Begriff: Solastalgie. Eine Kombination aus dem lateinischen solacium (Trost) und der griechischen Wortendung -algia, die sich im Allgemeinen auf Schmerz und Leid bezieht, wie etwa bei der Nostalgie, dem schmerzlichen Sehnen nach der Vergangenheit. Solastalgie hingegen beschreibt die schmerzvolle Erkenntnis, dass der eigene Lebensraum verletzt und zerstört wird. Dass die Heimat etwa durch Naturkatastrophen oder Krieg bedroht und nie mehr dieselbe sein wird. Studien bestätigen: Dort, wo die Folgen des Klimawandels direkt spürbar werden, wächst auch die Besorgnis.
In der Klimakrise sorgen sich viele um die Zukunft
Was unter dem Begriff "Klimaangst" zusammengefasst wird, kann Angst, Wut und Verzweiflung sein. Frustration darüber, dass auf politischer Ebene noch immer nicht genug passiert. Hinzu können Schuldgefühle und Scham kommen, was den eigenen Lebensstil, die Ernährung, das Reise- und Konsumverhalten angeht. Betroffen sind vor allem junge Menschen. Im Fachblatt Lancet Planetary Health wurde Ende 2021 eine internationale Studie veröffentlicht, die das Ausmaß deutlich macht. 10.000 Menschen zwischen 16 und 25 Jahren aus zehn verschiedenen Ländern wurden dafür befragt. Drei von vier Teilnehmern gaben an, ängstlich in die Zukunft zu blicken. Bei 45 Prozent ist die Angst vor dem Klimawandel und seinen Folgen so groß, dass sie den Alltag beeinträchtigt.
Fight or Flight: Wie Angst gegen Gefahren hilft
Angst hat eine wichtige Funktion: Sie hilft euch dabei, schnell auf Gefahren und Bedrohungen zu reagieren. Ein Schutzmechanismus. Habt ihr Angst, läuft in eurem Körper ein komplexer, biochemischer Prozess ab: Ausgelöst wird er in der Amygdala, einem Bereich des Gehirns. Sie erzeugt das, was sich bei euch als Angst bemerkbar macht. Auf ihr "Kommando" wird das Hormon Noradrenalin freigegeben, das bestimmte körperliche Reaktionen anstößt. Herzschlag und Atmung werden schneller, eure Sinne geschärft, eure Kräfte aktiviert. Ihr geht in den Überlebensmodus: Fight or Flight - Kampf oder Flucht.
Warum Angst meistens positiv ist
Ihr reagiert auf das, was euch bedroht. Bekämpft es oder sucht einen Ausweg. Nur in wenigen, extremen Fällen kann Angst auch ohnmächtig machen. Meistens ist aber das Gegenteil der Fall. Das bestätigt auch eine Untersuchung der Universität Koblenz-Landau in Bezug auf Klimaangst. Bei Betroffenen sei die Bereitschaft höher, sich für Klimapolitik einzusetzen.
Klimaangst bekämpfen: So werdet ihr aktiv
Angst macht Gefahren also nicht nur bewusst. Sie motiviert auch zum Handeln - etwas aktiv gegen die Bedrohung zu unternehmen. Damit war sie schon vor Jahrtausenden wichtig für das menschliche Überleben. Auch in der heutigen Klimakrise kann sie zum Handeln aufrütteln. Es gibt genug Dinge, die ihr tun könnt - um nicht nur etwas gegen eure Ängste, sondern auchgegen den Klimawandel zu unternehmen.
Gegen den Klimawandel: Wie könnt ihr etwas bewirken?
- Werdet auf lokaler Ebene aktiv: Kauft saisonal und regional, fahrt mit dem Rad zur Arbeit oder unterstützt Umweltinitiativen in der Nachbarschaft. Ob im eigenen Konsumverhalten oder im kommunalpolitischen Engagement - im abgesteckten Rahmen wird euer Einfluss spürbarer. Das motiviert.
- Schließt euch mit anderen zusammen: Zusammen könnt ihr noch mehr erreichen! Der gemeinsame Einsatz für eine gute Sache macht nicht nur Spaß, sondern bringt uns auch als Gesellschaft näher zusammen.
- Gönnt euch auch mal eine (Medien-)Pause: Information ist gut. Aber Negativnachrichten können auf die Dauer lähmen. Ein Spaziergang im Grünen tut gut und motiviert noch mehr.
Noch mehr Infos und Ideen gesucht?
Hier erfahrt ihr, wie ihr zu positiven Veränderungen beitragen könnt:
Artensterben im Klimawandel: Was ihr dagegen tun könnt.
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Haushalten: So vermeidet ihr Lebensmittelverschwendung.
Klimaschutz im Alltag: Wo ihr im Kleinen anfangt.
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Die Macht des Einzelnen: So reduziert ihr euren CO2-Ausstoß.
Nachhaltig im Supermarkt: Wann ihr regionales oder importiertes Obst kauft.
Fashion und Klimaschutz: Nicht unbedingt ein Widerspruch.