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Klima-Prognose Länder, die dem Klimawandel am besten trotzen

Wo können wir auch in 60, 70 oder 80 Jahren noch leben, wenn wir es nicht schaffen, den Klimawandel aufzuhalten? Eine Antwort darauf liefert der "Global Adaptation Index". Er zeigt, welche Länder die besten Chancen haben.

Author: Martin Moser, Sylvaine v. Liebe

Published at: 6-9-2022

Laut "Global Adaptation Index", der zeigt, welche Länder auf die Folgen des Klimawandels gut vorbereitet sind, steht Norwegen im Länder-Ranking ganz vorne. Im Bild: Eisbär auf Packeis in Spitzbergen, Norwegen. | Bild: picture alliance/imageBROKER|Gerken & Ernst

Langanhaltende Dürreperioden, Ernteausfälle, Waldbrände, steigende Meeresspiegel - all das sind Folgen des Klimawandels und der globalen Erwärmung. Sie machen uns Angst. Und viele fragen sich: Wo können wir in Zukunft überhaupt noch leben, wenn das so weitergeht, wenn wir es nicht schaffen, den Klimawandel aufzuhalten?

Unser Leben im Jahr 2030 - die Prognosen der Grünbuch-Autoren

In dem im Dezember 2020 veröffentlichen Grünbuch des "Zukunftsforums Öffentliche Sicherheit" haben die daran beteiligten Experten schon einmal ein Szenario darüber erstellt, wie unser Leben in Deutschland im Jahr 2030 aussehen könnte: Das Thermometer könnte bei uns im August - nach sechs Jahren Dürre - bis auf 45 Grad Celsius klettern, so die Prognose der Wissenschaftler. Die Trinkwasserversorgung würde zum Problem werden. Der Nachschub für Lebensmittel und eben Trinkwasser könnte aufgrund von hitzebedingten Fahrbahnschäden ins Stocken geraten. Auch für Senioren wäre Deutschland dann kein guter Ort zum Leben. Die Zahl der Hitzetoten unter ihnen würde nach dieser Vorhersage stark ansteigen. Auch Schulen und Kitas blieben aufgrund der hohen Temperaturen häufiger geschlossen.

Dass die Grünbuch-Autoren mit ihren Prognosen nicht maßlos übertreiben, sondern durchaus richtig liegen, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Schon in ihrem 2015 erschienenen Grünbuch hatten die Wissenschaftler vor Pandemien und der Ausbreitung von Krankheitserregern als Folge der wachsenden Mobilität und des Klimawandels gewarnt.

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Klimaziele verkackt! Wo kannst du in Zukunft noch leben? | PlanetB | BR | Bild: PlanetB (via YouTube)

Klimaziele verkackt! Wo kannst du in Zukunft noch leben? | PlanetB | BR

Wo noch leben? Orientierung anhand des "Global Adaptation Index"

Doch wo können wir dann überhaupt noch leben? Eine gute Orientierung bietet da der "Global Adaptation Index" ("GAIN-Index"). Erstellt haben diese Rangliste Forscher der University of Notre Dame im US-Bundesstaat Indiana. Anhand von verschiedenen klimarelevanten Faktoren prognostizieren sie, wo man bei fortschreitendem Klimawandel in Zukunft noch am besten leben kann. Nicht nur die Entwicklung der Temperatur spielt für die Vorhersagen der Wissenschaftler eine Rolle. Auch die prognostizierte Lage von Bildung, Infrastruktur und Wasserversorgung beeinflussen das Ranking.

Klima-Ranking: Deutschland unter den Top-Ten

Deutschland ist auf der Liste von 182 untersuchten Ländern, zusammen mit Island, auf Platz 8 und steht nicht ganz schlecht da. Auf Platz 7 liegt Österreich. Eine echte Überraschung ist hingegen Singapur. Der zwischen Indischem Ozean und Südchinesischem Meer liegende Insel- und Stadtstaat belegt trotz steigendem Meeresspiegel Rang 6 im Ländervergleich des sogenannten "GAIN-Index".

Singapur: Mit technischen Innovationen gegen den Klimawandel

Warum gerade Singapur eine relativ sichere Zukunft bescheinigt wird, liegt nach Ansicht der Forscher am Umgang des Landes mit dem Klimawandel. Vor allem aufgrund von technischen Innovationen kann der Stadtstaat mit globalem Finanzzentrum in Sachen Umweltschutz punkten.

So hat die dortige Regierung etwa beschlossen, 72 Milliarden US-Dollar in Forschung oder Schutzvorrichtungen wie Deiche zu investieren. Und auch beim Ahnden von Umweltsünden sind die Südostasiaten nicht zimperlich. Ein Bonbonpapier in der Natur zurückzulassen kostet beim erstmaligen Vergehen etwa 300 Singapur-Dollar Strafe. Einen Kaugummi auf die Straße spucken macht bis zu 1.000 Singapur-Dollar, also etwa 600 Euro Bußgeld.

Neuseeland hat den Klimanotstand ausgerufen und liegt auf Platz 10

Am 2. Dezember 2020 erklärte die Regierung von Neuseeland den Klimanotstand ("Climate Change Emergency"). Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern will damit den Klimaschutz noch höher auf die politische Agenda setzen. Bis 2025 soll beispielsweise der öffentliche Sektor klimaneutral ausgerichtet sein, so das Versprechen der Regierung.

Insbesondere der Tourismus, auf den das Land mit seiner reichen Natur angewiesen ist, gefährdet das Klima. Trotzdem schneidet Neuseeland beim Länder-Ranking in puncto Klima-Prognose gut ab. Ein Grund: die Bereitschaft in Politik und Gesellschaft, sich dem Klimawandel entgegenzustellen. Neben dem Willen dort, die Treibhausgase zu reduzieren, bieten hohe Sozialleistungen und wenig Korruption gute Rahmenbedingungen, um die richtigen Entscheidungen für den Klimaschutz treffen zu können.

"Global Adaptation Index": Top-Platzierung für die Schweiz

Die Schweiz ist unter den besten drei Ländern des Länder-Rankings. Sie steht bei der Klima-Prognose der US-amerikanischen Wissenschaflter noch vor Schweden und Dänemark auf Platz 3. Trotzdem hat auch das kleine Land in den Alpen mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Denn auch dort nimmt die Temperatur zu, Gletscher schmelzen schneller und die Nullgradgrenze verschiebt sich weiter hoch in die Berge.

Obwohl es keine Trinkwasserknappheit geben dürfte, könnte aufgrund der steigenden Temperaturen im Rhein nicht mehr genug Wasser für die Schifffahrt fließen. Dies könnte unter anderem zu Problemen beim Transport von Waren führen. Auch die Schweizer versuchen mit einem Aktionsplan gegen diese Folgen des Klimawandels anzukämpfen. So wird überlegt, mit neuen Wasserspeichern, mit tieferen Fahrtrinnen für Schiffe oder mit verbesserten Schutzbauten oder Schutzwäldern auf den Klimawandel zu reagieren.

Ranking-Sieger: Norwegen trotzt dem Klimawandel weltweit am besten

Norwegen fördert klimaschädliche Energieträger und liefert sie in die ganze Welt. Öl und Gas machen einen Großteil aller norwegischen Exporte aus. Trotzdem landet Norwegen vor seinem Nachbarland Finnland auf Platz 1 des Länder-Rankings. Ein Grund dafür ist, dass Norwegen selbst fast seine gesamte Energie aus nachhaltigen Quellen, vor allem aus Wasserkraft, bezieht. Auch die aufgrund des Klimawandels steigenden Temperaturen sind in dem skandinavischen Land für die Bevölkerung, anders als in anderen Regionen der Erde, weniger kritisch. Das zeigt auch die Klimaprognose, die das US-amerikanische Fachmagazin "National Geographic" für das Jahr 2070 für einzelne Städte weltweit erstellt hat. Nach den Prognosen dort wird es in Oslo im Sommer 2070 dann zwischen 15 und 24 Grad warm sein.

Fazit: Nach den Prognosen der Wissenschaftler müssten wir also alle nach Norwegen ziehen, um trotz Klimawandel sicher leben zu können. Da das für die meisten Menschen unmöglich ist, sollten wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass die Erde möglichst überall bewohnbar bleibt.


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