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Sternbild Wassermann Aquarius (Aqr) Berühmt, aber schwer zu sehen

Der Wassermann gehört zu den zwölf Sternbildern des Tierkreises, ist aber am Nachthimmel nur schwer zu entdecken: Er gehört zum Südhimmel und steht bei uns nur selten hoch. Und leider sind die Sterne des Wassermanns nicht besonders hell.

Published at: 17-10-2022 | Archiv

Das Sternbild Wassermann (Aquarius, Aqr) am Sternenhimmel. Die Hauptsterne sind größer als in Realtität dargestellt. | Bild: imago/B&S.Fletcher/Novapix/Leemage

"This is the dawning of the age of Aquarius": Das Musical "Hair" machte 1968 ein Sternbild berühmt, das sicher die wenigsten Menschen je selbst gesehen haben. Der Wassermann ist zwar ein sehr großes Sternbild, das sich 45 Grad breit und 30 Grad hoch erstreckt, doch er ist schwer zu erkennen. Denn er ist ein dunkles Wesen: Seine Sterne erreichen fast alle nur dritte Größenklasse und darunter - die zwei hellsten gehören mit etwa 2,9 mag scheinbarer Helligkeit gerade noch zur zweiten Größenklasse.

Ein Bild des Südens

Zudem ist der Wassermann am Südhimmel beheimatet: Er sitzt knapp unter dem Himmelsäquator und schafft es bei uns nur selten über den Horizont. Ende August kulminiert das Sternbild - dann erreicht es um Mitternacht (MEZ) seine höchste Position, rund 30 Grad über dem südlichen Horizont (in Norddeutschland einige Grad weniger). Bis in den späten Herbst könnt ihr den Wassermann beobachten, sobald es richtig dunkel ist. Ihr findet ihn rechts unter dem markanten Herbstviereck Pegasus und links unter dem hellen Sommerdreieck. Der Wassermann liegt zwischen dem Steinbock und den Fischen auf dem Tierkreis und ist von weiteren Wasserwesen umgeben: Walfisch, Südliche Fische und der Delphin tummeln sich in seiner Nähe.

Erkennen könnt ihr ihn an seinem charakteristischen, kleinen "Y" ganz oben: Die Sterne γ (Sadachbia), ζ, η und π Aqr bilden hier den Wasserkrug, den der Aquarius in der Hand hält. In der südöstlichen Ecke des Sternbildes sind drei auffällige Sterngruppierungen aus je drei oder vier "hingespritzten" Sternen - Wasser aus seinem Krug, das die Südlichen Fische unter dem Wassermann aufzufangen scheinen. Deren hellster Stern Fomalhaut wäre der beste Wegweiser zum Wassermann, doch er lugt noch seltener über den Horizont. Der Rest des Wassermanns ist schwer zu erkennen.

Wasserbringer, Lebensspender

Dennoch gehört der Wassermann zu den ältesten Sternbildern. Als Wasserwesen ist er schon seit 2.500 Jahren bekannt. Immer gilt er als Regenbringer, Hüter der Quellen, Wasserspender oder ähnliches. Vermutlich, weil die Sonne vom 16. Februar bis zum 11. März in diesem Sternbild steht - und damit den Beginn der Regenzeit im Vorderen Orient markiert. Damit steht der Wassermann für den hoffnungsfrohen Beginn eines neuen Erntejahres. Die arabischen Namen seiner hellsten Sterne spiegeln diese freudige Rolle wieder: "Glücksstern der Könige" (Sadalmelik), "Glücksstern für Alle" (Sadalsuud) und "Glücksstern der Zelte" (Sadachbia). Im alten Ägypten wurde er mit den fruchtbaren Fluten des Nils assoziiert. Und im Altertum gießt der Wassermann aus seinem Krug einen Fluss, der die Erde fruchtbar macht.

In der griechischen Mythologie

In der antiken Mythologie ist seine Rolle etwas zwiespältig. Zwar wird er von manchen Dichtern als Ganymed identifiziert, der als Mundschenk Zeus' den Göttern auf dem Olymp Wein und Nektar darbot. Doch häufiger wird er als Deukalion beschrieben: Zeus vernichtete das Menschengeschlecht in einer fürchterlichen Sintflut, weil es den göttlichen Gesetzen nicht mehr gehorchte. Nur der gottesfürchtige Deukalion und seine Gattin Pyrrah können sich in einem kleinem Boot retten und stranden nach neun Tagen am Berg Parnass. Dort gebietet ihnen das Orakel der Themis, Steine hinter sich zu werfen, die sich in Menschen verwandeln. Damit gilt Deukalion als Stammvater eines neuen Menschengeschlechts, ähnlich dem Noah im Alten Testament.

Zeitalter des Wassermanns

Ob inzwischen tatsächlich das "Zeitalter des Wassermanns" angebrochen ist, wie es im Musical "Hair" besungen wird, ist fraglich - das hängt von der jeweiligen Theorie zu Sternzeitaltern ab. Eine dieser Theorien bezieht sich auf den Frühlingspunkt, der langsam über's Firmament wandert. An dieser Stelle kreuzt die Ekliptik den Himmelsäquator, hier steht die Sonne genau zu Frühlingsbeginn. Und tatsächlich wandert der Frühlingspunkt, der früher im Sternbild Widder lag und heute in den Fischen zu finden ist, allmählich auf den Wassermann zu. Doch bis er ihn erreicht hat, vergeht noch mehr als ein halbes Jahrtausend.

Besondere Sterne

Deep-Sky-Objekte im Wassermann

Helle Sterne hat der Wassermann leider nicht zu bieten. Dabei sind zwei seiner Sterne eigentlich Giganten: Sadalmelik (α Aqr) ist ein gelber Überriese - von seiner Farbe und Oberflächentemperatur also etwa unserer Sonne vergleichbar. Doch sein Durchmesser ist rund 80-mal größer, seine Leuchtkraft 6.000-fach höher. Weil er jedoch an die 1.000 Lichtjahre von uns entfernt ist, ist er am Firmament eher unscheinbar. Ebenso der gelbe Überriese Sadalsuud (β Aqr). Im "Y" des Wassermanns findet sich mit ζ Aqr ein Doppelstern - doch die beiden Einzelsterne werdet ihr erst in einem Teleskop erkennen, da sie sehr dicht beieinander stehen und nahezu gleich hell sind. Auch einen veränderlichen Mira-Stern gibt es im Wassermann: R Aqr ändert in gut einem Jahr seine Helligkeit um fast sieben Größenklassen. Alle 387 Tage wechselt er von 12,4 mag scheinbarer Helligkeit zu 5,8 mag und ist dann gerade mit bloßem Auge sichtbar. Er ist ein Bedeckungsveränderlicher: ein Doppelstern, der durch wechselseitige Bedeckung der Einzelsterne seine Helligkeit ändert.

Highlights für scharfe Augen

Saturnnebel

Wenn ihr in einer klaren Herbstnacht mit dem Teleskop unterwegs seid, solltet ihr den Wassermann ruhig einmal unter die Lupe nehmen, denn er hat ein paar recht reizvolle Objekte zu bieten: Drei Galaxien könnt ihr in dem Sternbild erkennen und zwei Kugelsternhaufen: Der Kugelsternhaufen M72 ist dabei weniger beeindruckend, da er sehr klein und wenig hell ist. Doch den Kugelsternhaufen M2 könnt ihr schon mit bloßem Auge sehen. Er ist rund 40.000 Lichtjahre von uns entfernt und misst etwa 400 Lichtjahre im Durchmesser. Außerdem hat der Wassermann zwei Planetarische Nebel zu bieten: Beim Saturnnebel (NGC 7009) könnt ihr im Teleskop eine grünliche Scheibe erkennen, die an Saturns Ringe erinnert und ihm seinen Namen einbrachte.

Helixnebel

Weitaus heller und größer ist der Helixnebel (NGC 7293), mit etwa 500 Lichtjahren Entfernung der uns nächstgelegene Planetarische Nebel. Er erreicht eine scheinbare Größe von 15 Bogenminuten - eine halbe Vollmondgröße! In Langzeitaufnahmen werden zwei sich überlappende Gasschleifen erkennbar.


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