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Therapien gegen Rückenschmerzen Klassische und alternative Behandlungsformen

Unter ständigem Schmerz leidet die Lebensqualität. Gegen Rückenschmerzen gibt es viele verschiedene Therapieformen, die helfen: bei akuten Beschwerden oder zur Vorbeugung. Manche Methoden setzen auf schweißtreibende Bewegung in einer Gruppe; manche bieten stille Entspannung fürs Sofa; wieder andere liefern eine ganze Lebensphilosophie mit.

Stand: 18.03.2021

Die "Klassiker" der Kassenleistungen bei Rückenschmerzen

Wer mit Rückenschmerzen zum Arzt geht, bekommt je nach Art der Beschwerden auf Rezept verschiedene Leistungen verschrieben.

  • Krankengymnastik/Physiotherapie: Der Physiotherapeut stellt für den Patienten ein Übungsprogramm zusammen und zeigt ihm, worauf er bei der Durchführung achten muss. Gymnastik an Geräten (Krafttraining) kann nur vor Ort stattfinden. Übungen ohne Geräte sollen aber auch täglich zuhause gemacht werden.
  • Manuelle Therapie/Chiropraktik: Hier versucht der Physiotherapeut durch Mobilisation oder Manipulation an Muskeln, Gelenken und Bindegewebe Funktionsstörungen mithilfe von Druck, Zug und Gegenzug, Dehnung und Entspannung zu beseitigen. Die Therapie sollte nur durch ausgebildete Mediziner oder geschulte Krankengymnasten durchgeführt werden.
  • Massage: Kneten, Drücken, Reiben, Streichen - all diese Bewegungen dienen der Lockerung der Muskulatur - insbesondere im Rücken und Nacken. Massagen können dazu beitragen, die Durchblutung zu verbessern, Stoffwechselvorgänge zu aktivieren, Verhärtungen zu lösen - und dadurch den Heilungsprozess zu fördern. Zur Vertiefung der Entspannung kann vor oder nach der Behandlung eine warme Moorpackung (Fango) aufgelegt werden.
  • Elektrotherapie: Hier werden bestimmte Muskelgruppen mit Strom gereizt, um die Durchblutung oder Kräftigung zu fördern, Schmerzen zu lindern oder Entzündungen zu behandeln.
  • Thermotherapie: Die Thermotherapie arbeitet entweder mit Wärme oder Kälte. Während die Kälte vor allem entzündliche oder verletzungsbedingte Schmerzen lindert, wird Wärme bei Hexenschuss, Arthrosen oder Muskelverspannungen oft als wohltuend empfunden.
  • Bewegungstherapie: Schulter-, Brust-, Hals-, Rumpf-, Becken- und Beinmuskulatur beeinflussen sich gegenseitig - eine Störung in einem Bereich hat Folgen für die anderen Muskelgruppen. So nützen beispielsweise starke Bauchmuskeln direkt dem Rücken, denn die Bauchmuskeln halten das Rückgrat von vorne fest. Bei einer geschwächten Bauchmuskulatur hängt die Wirbelsäule durch, das Becken kippt nach vorne. Bewegungstherapie setzt auf die Stärkung der Muskulatur.

Heilsame Entspannung zum Selbermachen

Yoga

Methode: Es gibt vier verschiedene Grundarten von Yoga ("Vereinigung", "Integration"). Allen gemeinsam ist, dass sie ursprünglich als rein spirituelle Übungen für den Weg zur Erleuchtung gedacht waren. Hatha Yoga ist die Richtung, die am stärksten auf Körperübungen setzt. Bei Iyengar Yoga kommen auch Hilfsmittel zum Einsatz. Beim Sivananda Yoga ist der Ansatz ganzheitlicher, es gibt fünf Grundpfeiler: Asanas, Mantras, Ernährung, Atmung, Entspannung. Kundalini Yoga setzt auf einfachere Übungen als das Hatha-Yoga, ist also auch für weniger Bewegliche gut ausführbar. Der Ansatz ist ähnlich wie beim Sivananda Yoga. Bei Rückenschmerzen sollte man eine sanfte Form wählen und einzelne Übungen mit dem Arzt absprechen.

Gefühlsfaktor: Bei den sanfteren Yoga-Formen stehen Meditation und Atmung im Vordergrund. Je nach Schwierigkeit verlangen die Übungen Konzentration, Kraft und Dehnbarkeit. Aktivierende Phasen wechseln ab mit ruhigen, bei denen die Aufmerksamkeit ganz nach innen gelenkt wird.

Wo lernen? Einfache Übungen kann man mit DVDs lernen, wobei die Atmung immer gut erklärt werden sollte. Am besten sind allerdings Kurse mit einem erfahrenen Leiter.

Autogenes Training

Methode: Das Autogene Training setzt auf Entspannung durch Autosuggestion. Es gibt drei Stufen, in denen auf den Körperzustand eingewirkt wird (erste Stufe), auf das Verhalten in Stresssituationen (zweite) und auf die Psyche (dritte Stufe).

Gefühlsfaktor: Man kann autogenes Training im Sitzen oder Liegen üben. Immer wieder sagt man sich dabei Sätze vor, etwa: Beide Arme sind ganz warm. Man sollte dieses "Vorsagen" mögen, oder eine "nonverbale" Methode wählen.

Wie lernen? In einer Gruppe lernt man in 6-8 Wochen, autogenes Training für sich selbst anzuwenden. Alternativ gibt es Tonträger mit Anleitungen oder Ratgeber.

Progressive Muskelentspannung

Methode: Durch bewusstes Anspannen und Loslassen bestimmter Muskelgruppen wird eine Entspannung des ganzen Körpers erreicht. Durch regelmäßiges Üben lernt der Anwender, in jeder "angespannten" Situation Entspannung herbeizuführen.

Gefühlsfaktor: Die Methode setzt direkt am Körpergefühl an. Das und der "Umweg" über das bewusste Anspannen sollte einem sympathisch sein.

Wie lernen? Ähnlich wie das Autogene Training: Man kann in einer Gruppe über mehrere Wochen lernen oder allein zuhause mit Tonträgern oder Büchern.

Qigong

Methode: Qigong (Qi = Energie; Gong = Fähigkeit) gibt es schon seit etwa 5.000 Jahren. Qigong lehrt, die Energie in und um uns wahrzunehmen, sie zu stärken, gezielt zu leiten und einzusetzen.

Gefühlsfaktor: Die Qigong-Bewegungen sehen unspektakulär aus, sind aber doch anspruchsvoll. Alle Muskeln werden beim bewussten Atmen und dem Halten des Gleichgewichts schonend aktiviert. Man bleibt meist an einem Platz stehen. Diese "intensive Kleinstarbeit" sollte man mögen.

Wo lernen? Als Anfänger kann man nicht viel falsch machen - wenn man also keine Lust oder Möglichkeit hat, in einer Gruppe zu üben, kann man sich ein Buch oder eine DVD besorgen oder es mit kostenlosen Clips aus dem Internet versuchen. Um die Philosophie richtig zu begreifen und auch die Atmung richtig zu lernen, ist ein Lehrer aber schon hilfreich.

Tai Chi

Methode: Tai Chi Chuan (Tai Chi = grenzenlos in Harmonie; Chuan = Boxen) ist eine chinesische Form der Kampfkunst, die etwa 1.000 Jahre nach Qigong entstand. Der Schwerpunkt liegt auf bestimmten (Abwehr-)Techniken, die anhand mehrerer "Formen" geübt werden. Man "kämpft" dabei gegen einen imaginären Gegner, deshalb nannte man Tai Chi früher auch "Schattenboxen". Oft wird Tai Chi aber auch nur zur Entspannung und Meditation eingesetzt. Es gibt verschiedene Formen, die unterschiedlich anstrengend sind.

Gefühlsfaktor: Im Tai Chi bewegt man sich mehr als beim Qigong; man macht etwa Schritte in verschiedene Richtungen. Bei den kampforientierten Richtungen muss man sich schon richtig anstrengen: körperlich, aber auch geistig - weil die Bewegungsabläufe komplex sind.

Wo lernen? Als Anfänger kann man nicht viel falsch machen, wenn man die Bewegungen langsam ausführt. Man kann also mit Buch und DVD üben. Besser ist es allerdings, unter Anleitung zu lernen.

Sport für den Rücken

  • Schwimmen: Bei Rückenschmerzen sollte man nur Rückenschwimmen und beim Armtempo die Arme bis maximal waagrecht seitlich ausstrecken. Um Kollisionen zu vermeiden, sollte man sich im Schwimmbad Zeiten aussuchen, in denen nicht so viel los ist. Brustschwimmen ist wegen der steifen Kopfhaltung nicht empfehlenswert.
  • Wassergymnastik: Egal, welche Rückenübungen man im Wasser macht - sie entfalten hier eine stärkere Wirkung und schaden nicht den Gelenken. In vielen Bädern werden - manchmal sogar kostenlose - Stunden angeboten.
  • Aquajogging: Ein Schwimmgürtel ermöglicht es, im Wasser, beinahe schwerelos, zu joggen. Ideal für alle, die die Laufbewegung mögen und denen Wassergymnastik zu hektisch ist.
  • Nordic Walking: Gehen ist gesund, wenn man dabei keine Schmerzen hat. Beim Joggen werden die Gelenke viel stärker belastet als beim Walken (Gehen). Gut für den Körper ist es, die Arme mitzubewegen, und zwar den rechten Arm vor mit dem linken Bein. Um diese Bewegung bewusst auszuführen und die Oberkörpermuskulatur zu stärken, kann man Stöcke verwenden (Nordic Walking). Gummiaufsätze helfen gegen das lästige Klappergeräusch.

Manuelle Behandlungsmethoden

Chirotherapie, Akupunktur, Dorn und Osteopathie

Chirotherapie

Methode: Mithilfe von Handgriffen versetzt der Chiropraktiker einen Körperbereich in Spannung und behebt dann - meist ruckartig - Wirbelgelenksstörungen.

Gefühlsfaktor: Man muss vertrauen können, während der Behandler tastet, dreht, drückt, schiebt und ruckartig anzieht. Häufig knackt es dabei. Wer das nicht mag, ist bei Dorn besser aufgehoben.

Behandler: Sie müssen die Zusatzausbildung zum Chirotherapeuten haben.

Akupunktur

Methode: Das Setzen feinster Nadeln soll Energieblockaden lösen. Gestochen werden nicht nur Punkte entlang der Meridiane, sondern auch die Stellen, wo der Schmerz sitzt.

Gefühlsfaktor: Es piekst, schmerzt, brennt, kribbelt und zieht - für Sensible sehr gewöhnungsbedürftig

Behandler: Die Bezeichnung "Akupunktur" dürfen nur Ärzte führen, die eine Zusatzausbildung gemacht haben. Diese Ärzte führen meist eine reine Schmerzakupunktur durch. Wer "Akupunktur und TCM" anbietet, muss eine deutlich umfassendere Weiterbildung oder ein TCM-Studium an einer Universität absolviert haben. Solche Ärzte behandeln ganzheitlich im Sinne der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin): mit ausführlicher Diagnostik (Zunge, Puls, Bauchdecke, Konstitution) und Anamnese; mit ergänzendem Einsatz von Kräutern (Tees) und Moxibustion (heiße Nadeln).

Dorn

Methode: Als erstes überprüft der Dorn-Therapeut die Beinlängen und "kürzt", wenn nötig, das längere Bein. Mit kräftigem Druck der Daumen werden verschobene Wirbel (ohne Knacken) sanft wieder in Position gebracht, während der Patient eine Pendelbewegung mit Arm oder Bein macht.

Gefühlsfaktor: Man sollte kurzen, kräftigen, punktuellen Druck aushalten können.

Behandler: Die Wirbelsäulentherapie nach Dorn ist eine "Volksheilkunde", der Erfinder war ein Bauer aus dem Allgäu. Es gibt keine geschützte Berufsbezeichnung.

Osteopathie

Methode: Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Methode, die mit Berührungen Funktionsstörungen im Bewegungsapparat, den inneren Organen und im Nervensystem behandelt.

Gefühlsfaktor: Der Osteopath berührt den Körper sanft, es gibt kein Rucken, Einrenken und Knacken.

Behandler: "Osteopath" ist kein geschützter Begriff. Der am höchsten qualifizierte nichtärztliche Osteopath ist der "D.O." (diplomierter Osteopath). Physiotherapeuten und Heilpraktiker, die Osteopathie anbieten, sollten diese Qualifikation vorweisen können.

Reiki, Rolfing, Shiatsu, Tuina

Reiki

Methode: Reiki ("Reeki") bedeutet "universelle Lebensenergie". Durch Handauflegen sollen Körperschwingung zum Positiven verändert und Selbstheilungskräfte aktiviert werden.

Gefühlsfaktor: Reiki ist eine sanfte, ganzheitliche Methode. Das Handauflegen ist nur ein Teil der Philosophie - Selbstheilung bedeutet nach Reiki auch, dass der Behandelte befähigt wird, sein Leben achtsamer und zufriedener zu leben.

Behandler: Im Reiki gibt es drei Grade: Den ersten kann man an einem Wochenende erwerben, wer den zweiten Grad hat, ist angeblich zur Mental- und Fernheilung befähigt, den dritten erhält man erst nach einer umfassenden Ausbildung. Reiki-Anwender dürfen keine Diagnosen stellen oder Heilversprechen geben.

Rolfing

Methode: Beim Rolfing wird durch Druck, angeleitete Bewegungen und bewusste Atmung die Körperhaltung verbessert.

Gefühlsfaktor: Druck mit Fingerspitzen, Handballen und Ellbogen sollte man angenehm finden, auch sollte man gern selbst "mitarbeiten".

Behandler: Rolfing darf nur anbieten, wer eine zertifizierte Ausbildung zum Rolfer gemacht hat.

Shiatsu

Methode: Im Shiatsu wird mittels Drucktechniken von Fingern, Händen und Ellenbogen am bekleideten Körper entlang der Meridiane gearbeitet. Der Behandelte liegt dabei in der Regel am Boden auf einer Matte.

Gefühlsfaktor: Sanfte Berührungen vor allem am Bauch oder am Rücken laden ein zu Entspannung und intensiver Selbstwahrnehmung; Wer auf sanft-subtile Weise Energien nachspüren möchte, ist hier richtig.

Behandler: Der Beruf ist nicht geschützt. Wer von der Gesellschaft für Shiatsu in Deutschland anerkannt wurde, erfüllt aber bestimmte Standards.

Tuina

Methode: Tuina kommt aus der traditionellen chinesischen Medizin und ist eine spezielle Art von Massage, die angeblich die Energiebahnen berücksichtigt.

Gefühlsfaktor: Bei der Tuina-Massage wird geknetet, gezupft, gestrichen, gezwickt, geklopft und gedrückt.

Behandler haben ein TCM-Studium an einer chinesischen Universität absolviert oder eine Zusatzausbildung in Deutschland gemacht. Es gibt keinen festgelegten Ausbildungsweg und somit auch keine geschützte Berufsbezeichnung.

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