Nachhaltiges Weihnachten Weihnachten umweltfreundlich feiern und genießen - ohne Verzicht

Author: Delia Friess

Published at: 15-12-2022

Weihnachten ohne Weihnachtsbaum, Plätzchen, Braten und Geschenke? Unvorstellbar! Vieles davon ist jedoch wenig umweltfreundlich. Wie ihr mit einfachen Tricks ressourcenschonende und trotzdem schöne Weihnachten feiern könnt.

Eine Frau packt Geschenke ein.  | Bild: picture-alliance/dpa

Weihnachten: Das Fest des Mülls

Ein Mädchen vor einem Weihnachtsbaum hält ein Paket voller Plastikmüll. Schätzungen zufolge produzieren wir 20 Prozent mehr Müll an Weihnachten.  | Bild: colourbox.com

Geschenkpapier, Schleifen und Klebstreifen: An Weihnachten produzieren wir Schätzungen zufolge 20 Prozent mehr Müll.

Weihnachten ist das Fest des Schenkens - und damit des Konsums. Im 18. Jahrhundert begannen Familien des Bürgertums ihre Kinder zu beschenken, damals oft noch mit Obst, Nüssen und Holzspielzeug. Der Brauch verbreitete sich schnell und seit Mitte des 20. Jahrhunderts feiern wir Weihnachten meist üppiger. Dadurch produzieren wir überdurchschnittlich viel Müll: Rund 20 Prozent mehr als an normalen Tagen. Gerade Plastik schadet der Umwelt, dem Klima und der Artenvielfalt enorm. Für ein nachhaltiges Weihnachten müsst ihr aber nicht auf Geschenke, Weihnachtsessen und Weihnachtsdekoration verzichten: Stattdessen gibt es viele Möglichkeiten, ressourcenschonend und klimafreundlich Weihnachten zu feiern - mit regionalen und natürlichen Produkten, die gut abbaubar sind und länger genutzt werden können.

Grafik: Nachhaltiges Weihnachten für Deutsche immer wichtiger

Viele Deutsche wollen Weihnachten nachhaltiger feiern.  | Bild: BR

Vielen Menschen in Deutschland ist Nachhaltigkeit auch an Weihnachten wichtig, wie eine Umfrage zeigt. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, Geschenkpapier reduzieren zu wollen und 20 Prozent haben vor, Geschenke sogar selbst zu machen. 39 Prozent möchten an Weihnachten auf eine bewusstere Ernährung mit regionalen Lebensmitteln achten. Auf einen Weihnachtsbaum verzichten wollen nur 24 Prozent. Und nur ein Prozent möchte einen Weihnachtsbaum mieten. Für 29 Prozent der Befragten spielen Nachhaltigkeitsaspekte keine Rolle.

Schon gewusst? Auch Weihnachtskugeln sind nicht klima- oder umweltfreundlich, da sie häufig Plastik und Chemikalien enthalten. Wer trotzdem nicht darauf verzichten möchte, sollte seine Weihnachtskugeln lange nutzen oder Kugeln aus Glas verwenden.

Zitat: Schechtes Gewissen an Weihnachten bringt wenig

"Es bringt wenig, nur an Weihnachten an Nachhaltigkeit zu denken. Wir sollten versuchen, das ganze Jahr über unser klimaschädliches Verhalten aus Bereichen wie Flugverkehr, Mobilität, Energie und Ernährung zu reduzieren. Diese Faktoren sind auch nicht gegeneinander aufwiegbar. Andererseits sollten wir uns auch nicht wegen jeder Kleinigkeit verurteilen."

Dr. Karen Hamann, Umweltpsychologin, Universität Leipzig

Umweltfreundliches Weihnachten: Klimafreundliches Verhalten macht glücklich

Einige Plätzchen liegen auf Holz neben Tannenzweigen. Selbst für traditionelle Weihnachtsplätzchen gibt es mittlerweile vegane Rezepte.  | Bild: colourbox.com

Wichtiger als an Weihnachten auf Plätzchen zu verzichten, ist es, sich das ganze Jahr über klimafreundlich zu verhalten.

Ein unweltfreundliches Weihnachtsfest kann sich sogar auch auf die Zufriedenheit auswirken: Laut einer Studie sind Menschen, die an Weihnachten ihren Konsum verändern, glücklicher. Schon ein nachhaltiger Weihnachtsbaum oder ein Weihnachtsessen mit regionalen Lebensmitteln wirke sich demnach positiv auf die Zufriedenheit aus. Nur an Weihnachten zu überlegen, ob wir Orangen aus Spanien oder einen Weihnachtsbraten essen, sei hingegen wenig sinnvoll, sagt die Umweltpsychologin Dr. Karen Hamann. Achte man das ganze Jahr auf seinen Konsum, sei es nachvollziehbar an Weihnachten auch mal Fleisch zu essen. Die Klimakrise sollten wir stattdessen als Ganzes betrachten.

Laut der Expertin haben die sogenannten "Big Points" wie Flugverkehr, Autos, Ernährung und Wohnraum den größten Einfluss auf die Klimakrise. Diese "Big Points" ließen sich nicht gegenseitig aufwiegen: Häufige Flugreisen kann man nicht dadurch ausgleichen, dass man weniger Plätzchen isst. Ihr könnt aber etwas am Rezept und den Verpackungen ändern: Plätzchen könnt ihr auch vegan backen. Bei Schokolade hilft es bereits, wenn ihr auf Plastik- und Aluminium-Verpackungen verzichtet und Kakao aus nachhaltigem und biologischem Anbau kauft. Glühwein könnt ihr mit biologischen Produkten selbst kochen.

Grafik: Darauf solltet ihr bei eurem Weihnachtsbaum achten

Eine Grafik zeigt einen Weihnachtsbaum: Die eine Hälfte zeigt einen guten Baum, die andere einen schlechten mit einem hohen CO2-Verbrauch. | Bild: BR

Im Vergleich zu einem echten Baum ist eine Plastiktanne schlecht für das Klima. Auch Lametta und Lichterketten schaden der Umwelt.

In Deutschland werden rund 27 Millionen Weihnachtsbäume im Jahr verkauft. Statt einem Baum könnt ihr eurer Zuhause aber auch ganz einfach mit ein paar Zweigen schmücken. Wenn ihr unbedingt einen Weihnachtsbaum möchtet, kauft keine Zuchttanne: In vielen Wohnzimmern stehen Nordmanntannen oder Blautannen, die in Deutschland ursprünglich nicht wachsen. Sie sind auch deshalb so beliebt, weil sie weniger nadeln. Aber diese Tannen werden häufig in Monokulturen angebaut, was der Artenvielfalt schadet. Mittlerweile gibt es auch Weihnachtsbäume im Topf zu kaufen oder zu leihen. Aber Vorsicht: Häufig erleben die Bäume im Topf das nächste Weihnachten nicht. Vor allem, wenn sie nicht in einem Topf aufgewachsen sind und für Weihnachten aus der Erde in einen Topf gepresst werden. Wird der Baum anschließend eingepflanzt, geht er häufig wegen des Temperaturwechsels vom Wohnzimmer ins Freie ein.

Die Ökobilanz eines geliehenen Baumes im Topf fällt auch nur gut aus, wenn der Baum über mehrere Jahre genutzt wird. Deshalb lohnt sich das Leihen eines Baumes im Topf meist nur, wenn er von einer Baumschule oder Försterei stammt, so der Verband natürlicher Weihnachtsbaum. Bäume aus eurer Region und biologischer Anbau sind hingegen häufig klimaschonender. Das ist auch besser fürs Grundwasser und für Insekten. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt außerdem Fichten, Kiefern und Weißtannen aus sogenannten Durchforstungsmaßnahmen: Das sind Bäume, die häufig sowieso gefällt werden müssen.

Moos, Früchte und Tannenzapfen: Nachhaltiger Weihnachtsschmuck

Orangen sind mit Nelken bespickt und hängen an einem Weihnachtsbaum.  | Bild: colourbox.com

Duftende Weihnachtskugeln: Statt Weihnachtskugeln aus Kunststoff könnt ihr Orangen mit Nelken verzieren und an euren Weihnachtsbaum hängen.

Zur Advents- und Weihnachtszeit gehört natürlich auch Deko! Weihnachtskugeln und anderer Baumschmuck besteht häufig aus Plastik oder enthält Aluminium. Bei traditionellem Weihnachtsschmuck werden oft Naturmaterialien wie Stroh, Tannenzapfen, Zweige, Beeren und Moos eingesetzt. Er ist mindestens genauso hübsch - und oft günstiger oder sogar kostenlos. Als Baumschmuck eignen sich außerdem ausgestochene und getrocknete Orangen- oder Mandarinenschalen. Oder ihr hängt euch ganze Orangen, die mit Nelken gespickt sind, an euren Weihnachtsbaum. Solltet ihr dennoch Weihnachtschmuck aus Kunststoff und Aluminium besitzen und damit gerne euren Baum schmücken, kauft ihn nicht jedes Jahr neu. Verwendet den Baumschmuck stattdessen über mehrere Jahre oder verschenkt ihn. Falls ihr auch nicht auf eine Weihnachtsbeleuchtung verzichten möchtet, könnt ihr LED-Lämpchen verwenden, die Strom sparen. Oder denkt über einen Wechsel zu Ökostrom nach.

Gans, Fisch oder Vegetarisch: So gelingt ein nachhaltiges Weihnachtsmenü

Ein gedeckter Weihnachtstisch mit grünen Zweigen und Tannenzapfen.  | Bild: colourbox.com

Auf ein Weihnachtsmenü mit Fleisch müsst ihr nicht verzichten: Viel wichtiger ist es, das ganze Jahr nachhaltiger zu leben.

Eine Weihnachtsgans aus Freilandhaltung ist klimaschonender als eine Gans aus Massentierhaltung. Wild lebt in der Natur und damit klimafreundlicher als Tiere in Zuchtbetrieben. Soll Fisch auf den Tisch kommen, dann sollte er möglichst nicht zu den überfischten Arten gehören. Mit einem Weihnachtskarpfen aus nachhaltiger Fischzucht könnt ihr euer Weihnachtsessen nachhaltiger gestalten. Anders als Lachse oder Forellen ernähren sich Karpfen meist nicht von anderen Fischen, sondern von Kleinstlebewesen. Sie müssen deshalb nicht so häufig mit anderen Fischen gefüttert werden. Das spart Ressourcen. Die Karpfenteiche sind außerdem oft Naturschutzgebiete: Viele andere Tiere leben in den Teichen und an den Ufern. Daher ist die Ökobilanz des Karpfen besser als die anderer Fische. Oder wie wäre es, wenn ihr auf vegetarische Aufläufe und Gerichte mit Pilzen umsteigt? Ihr wollt auch eure Verwandten überzeugen, weniger Fleisch zu essen? Dann geht mit gutem Beispiel voran. Laut Umweltpsychologin Dr. Karen Hamann können Menschen andere Menschen besser überzeugen, wenn sie auch selbst ihre eigenen Ansprüche erfüllen.

Video: Umweltfreudliche Geschenkideen

Zeit statt Zeug schenken: Ausflüge mit Familie und Freunden

Eine vierköpfige Familie im Wald. Laut Umweltwissenschaftlern ist es wichtiger, Zeit mit der Familie "zu verschenken" als Produkte.  | Bild: colourbox.com

Ausflüge mit Familie und Freunden in der Natur stärken Beziehungen.

Geht mit euren Lieben wandern oder verschenkt Gutscheine für gemeinsame Ausflüge, Events oder Konzerte. Das stärkt eure Beziehung zueinander. Und vielleicht könnt ihr so auch Familienmitglieder und Freunde von den Vorteilen einer nachhaltigen Lebensweise überzeugen. Bereitet sie aber auf die neue Art von Geschenken vor, damit keiner enttäuscht oder verärgert ist. Schenkt man Menschen klimafreundliche Produkte, die ihr Verhalten trotz Klimakrise nicht ändern wollen, kann es zu Trotzreaktionen kommen. Ein Kompromiss können Geschenke wie ein Kochbuch über gesunde Ernährung, selbstgemachte Kräuteröle, selbst gemachte Marmelade oder Kleidung aus umweltfreundlichen Materialien sein. Oder ihr verschenkt umweltfreundliche Kosmetik. Konventionelle Kosmetik enthält häufig Inhaltsstoffe, die der Umwelt schaden. Überlegt vor der Geschenkewahl gut, was die Beschenkten wirklich brauchen. Oder fragt sie. Kinder freuen sich über gebrauchte Spielsachen genauso wie über neue. Und über Zeit, die man mit ihnen verbringt, am meisten.

Tipps: Nachhaltig Geschenke einpacken

Weihnachtsgeschenke verursachen Unmengen an Verpackungsmüll. Bei der Herstellung der Verpackungen werden Holz und Energie verbraucht. Das gilt auch für Verpackungen aus Papier. Auch sie sollten nur in Maßen genutzt und möglichst lange verwendet werden. Weniger Papier - und damit Ressourcen - werden verbraucht, wenn ihr Geschenke mit System und einer Verpackungsformel einpackt. Auf glänzendes Geschenkpapier mit Glitzer, Gold und Silber sowie Klebestreifen, Folien und bunte Schleifen besser ganz verzichten, wenn ihr die Umwelt schonen möchtet. Sie enthalten fast immer Plastik, Aluminium und andere schädliche Inhaltsstoffe. Eine Alternative zu Geschenkpapier sind Zeitungspapier, alte Tüten, Baumwollbeutel und Schachteln. Das Umweltbundesamt empfiehlt außerdem Beutel oder Stoffreste aus Wolle oder Leinen zum Verpacken von Geschenken: Ihr könnt Geschenke auch in hübsche, neue Geschirrtücher oder Kissenbezüge wickeln.

Verpackt ihr eure Geschenke mit Altpapier und anderen Verpackungsresten, bereitet eure Verwandten und Freunden vor, dass ihr nachhaltiger Schenken möchtet: Sonst kommt vielleicht noch jemand auf die Idee, ihr wollt einfach nur Geld sparen. Eure Geschenke könnt ihr mit Materialien aus der Natur wie Tannenzapfen, Zweige, Beeren oder Moos weihnachtlich dekorieren. Mit Kartoffeldruck könnt ihr selbst individuelle Muster entwerfen. Habt ihr Geschenke in umweltschädlichem Geschenkpapier bekommen, verwendet das Papier für das nächste Geschenk wieder.

Anschauen: Wie gestaltet man Weihnachten nachhaltiger?